Ziegen wurden vom Menschen lange vor den Schafen domestiziert. Sie sind damit eine der ältesten Haustierrassen überhaupt und die erste vom Menschen zur Milchgewinnung gehaltene Art. Neben der Milch werden die Tiere auch zur Fleischproduktion und für die Landschaftspflege gehalten. Durch ihr Fressverhalten kann eine Fläche erst landwirtschaftlich nutzbar werden.
Übersicht
Alle Ziegenrassen in unserer Übersicht sind heute noch in Deutschland vorzufinden. Ähnlich wie andere Nutztiere, z.B. Rinder- oder Schafrassen werden Ziegen nach ihrer Verwendungsart in vier Kategorien aufgeteilt:
- Milchziegen
- Fleischziegen
- Landschaftspflegziegen
- Wollziegen
Dabei muss allerdings betont werden, dass sich praktisch alle Ziegenrassen mehr oder weniger für die Landschaftspflege eignen – eine Ausnahme von dieser Regel bildet eigentlich nur die sehr empfindliche Wollziege. Die Höhe gibt die Widerristhöhe der Tiere an. Alle Angaben zur Höhe und zum Gewicht beziehen sich jeweils auf männliche Tiere, also auf die Böcke. Die Maße der weiblichen Tiere liegen stets darunter.
Die Milchleistung wird nur bei Ziegenrassen angegeben, die explizit zur Milchgewinnung gezüchtet worden sind. Die Werte werden in Kilogramm angegeben. Ein Kilogramm Ziegenmilch entspricht etwa 1,02 Litern. Die Angaben zur Trockenmasse sollen einen Eindruck geben, wie viel Futter ein einzelnes Tier etwa pro Tag fressen muss. Unter Trockenmasse sind Gräser, Kräuter, Sträucher und ähnliches zu verstehen.
1. Angoraziege
Kategorie | Wollziege |
Herkunft | Türkei |
Höhe | 50 – 70 cm |
Gewicht | 45 – 55 kg |
Milchleistung | keine Angabe |
Trockenmasse pro Tag | 1,5 kg |
Die Angoraziege stammt ursprünglich aus der Türkei und kam in der Mitte des 18. Jahrhunderts nach Deutschland. Sie zeichnet sich durch eine dichte, lange Behaarung aus. Ihr Fell wurde und wird auch genutzt, um daraus Wolle herzustellen. Die Tiere sind ein absoluter Blickfang. Angoraziegen sind sehr empfindlich gegenüber Nässe. Eine dauerhafte Freilandhaltung in unseren Breiten ist daher nicht zu empfehlen. Sie eignen sich deshalb auch nicht zum Einsatz in der Landschaftspflege.
2. Appenzeller Ziege
Kategorie | Milchziege |
Herkunft | Schweiz |
Höhe | 70 – 80 cm |
Gewicht | 65 kg |
Milchleistung | 750 kg |
Trockenmasse pro Tag | 2 kg |
Die Appenzeller Ziege gehört zu den Ziegenrassen, die mit einer gebirgigen Landschaft und schwierigen Wetterbedingungen bestens zurechtkommen. Die Tiere dieser Rasse sind äußerst robust und widerstandsfähig. Ihre Milch eignet sich hervorragend für die Käseproduktion. In der Ostschweiz genießen die Appenzeller Ziegen geradezu Kultstatus. Mindestens eine Zeige begleitet dort jeden Alpaufzug. Allerdings sind die Bestände deutlich zurückgegangen. Der Fortbestand der Rasse gilt als gefährdet.
3. Bunte Deutsche Edelziege
Kategorie | Milchziege |
Herkunft | Deutschland |
Höhe | 80 – 90 cm |
Gewicht | 70 – 100 kg |
Milchleistung | 850 kg |
Trockenmasse pro Tag | 2,5 kg |
Die Bunte Deutsche Edelziege (BDE) ist hierzulande ungemein weit verbreitet. Der Schwerpunkt liegt allerdings ganz klar in Bayern. Die Rasse wurde in den 1920er Jahren auf eine möglichst hohe Milchleistung und ein langes Leben hin gezüchtet. Sie gilt außerdem als sehr robust und widerstandsfähig. Ihre Beweglichkeit ist nicht ganz so ausgeprägt wie bei vergleichbaren Rassen. Das ist auch der Grund, warum sie sich nur eingeschränkt für die Landschaftspflege eignet.
4. Erzgebirgsziege
Kategorie | Milch-, Landschaftspflegeziege |
Herkunft | Deutschland |
Höhe | 75 – 85 cm |
Gewicht | 60 – 80 kg |
Milchleistung | 800 – 1.000 kg |
Trockenmasse pro Tag | 2,1 kg |
Der Name deutet es schon an: Die Erzgebirgsziege stammt aus dem Erzgebirge zwischen Sachsen und Böhmen. Dort wurden Ziegen bereits im 16. Jahrhundert gehalten. Aus diesen Ziegenrassen ist die Erzgebirgsziege hervorgegangen. Es handelt sich um sehr widerstandsfähige, unkomplizierte Tiere, die auch mit extremen Bedingungen gut zurechtkommen. Sie eignet sich deshalb auch außerordentlich gut für die Landschaftspflege.
5. Harzziege
Kategorie | Milch- Landschaftspflegeziege |
Herkunft | Deutschland |
Höhe | 80 – 90 cm |
Gewicht | 60 – 85 kg |
Milchleistung | 850 – 1.000 kg |
Trockenmasse pro Tag | 2,2 kg |
Auch bei der Harzziege bzw. der Harzer Ziege handelt es sich um eine wirklich sehr robuste Rasse. Sie wurde ursprünglich von den Bergleuten im Harz gehalten und galt über eine sehr lange Zeit hinweg als die Milchkuh des kleinen Mannes. Dazu passt, dass die Tiere keine großen Ansprüche an Futter und Haltung stellen, sondern vielmehr überaus genügsam sind. Dank ihrer großen Milchleistung gehört sie zu den produktivsten Ziegenrassen in Deutschland.
6. Holländer Schecke
Kategorie | Milch-, Landschaftspflegeziege |
Herkunft | Niederlande |
Höhe | 75 – 85 cm |
Gewicht | 70 kg |
Milchleistung | 600 – 850 kg |
Trockenmasse pro Tag | 2,1 kg |
Wenn es eine wirklich extrem robuste Ziege gibt, dann ist es die Holländer Schecke. Die Tiere weisen einen gedrungenen, sehr kompakten Körperbau auf und sind so gut wie überhaupt nicht anfällig gegenüber Krankheiten. Klar, dass sie sich bei diesen Voraussetzungen nicht nur als Milchziegen eignen, sondern auch problemlos in der Landschaftspflege eingesetzt werden können – und zwar auch in extremen und sehr unwirtlichen Lagen.
7. Kaschmirziege
Kategorie | Woll-, Landschaftspflegeziege |
Herkunft | Tibet |
Höhe | 65 cm |
Gewicht | 45 – 55 kg |
Milchleistung | keine Angabe |
Trockenmasse pro Tag | 1,5 kg |
Unter dem Namen Kaschmirziegen werden rund 20 verschiedene Ziegenrassen zusammengefasst. Ihnen allen gemeinsam ist ihre Robustheit sowie die Herkunft aus einer gebirgigen Umgebung. Beides macht sie zu idealen Landschaftspflegern. Gehalten werden sie allerdings vorwiegend ihrer Wolle wegen. Problematisch sind die Böcke dieser Rasse, die einen extrem widerlichen und vom Menschen kaum auszuhaltenden Geruch verströmen.
8. Pinzgauer Ziege
Kategorie | Milchziege |
Herkunft | Österreich |
Höhe | 80 cm |
Gewicht | 80 – 100 kg |
Milchleistung | 570 – 680 kg |
Trockenmasse pro Tag | 2,7 kg |
Auch die Pinzgauer Ziege war ursprünglich im Alpenraum und in einer sehr felsigen Umgebung zuhause. Das mag der Grund dafür sein, warum die Tiere nicht nur sehr robust, sondern auch extrem genügsam sind. Auch extreme Wetterbedingungen können ihnen praktisch nichts anhaben. Sie sind sehr leicht zu halten und stellen auch an das Futterangebot keine hohen Ansprüche. Sinnigerweise sind sie in Deutschland hauptsächlich in Nordrhein-Westfalen anzutreffen.
9. Thüringer Landziege
Kategorie | Fleischziege |
Herkunft | Deutschland |
Höhe | 80 – 90 cm |
Gewicht | 60 – 80 kg |
Milchleistung | keine Angabe |
Trockenmasse pro Tag | 2,1 kg |
Die Thüringer Landziege gehört zusammen mit der Thüringer Waldziege zu den wenigen Ziegenrassen, die explizit zur Fleischgewinnung gezüchtet worden sind. Sie wurde im 19. Jahrhundert vor allem von wenig begüterten Land- und Fabrikarbeitern in Thüringen gehalten. Diese verwerteten neben ihrem Fleisch natürlich auch die Milch. Die Thüringer Landziege ist etwas weniger robust als die Thüringer Waldziege und eignet sich nur bedingt für die Landschaftspflege.
10. Weiße Deutsche Edelziege
Kategorie | Milchziege |
Herkunft | Deutschland |
Höhe | 80 – 90 cm |
Gewicht | 70 – 80 kg |
Milchleistung | 950 – 1.800 kg |
Trockenmasse pro Tag | 2,25 kg |
Die Weißen Deutschen Edelziegen erbringen in Sachen Milchleistung absolute Top-Ergebnisse. Wem es vornehmlich um eine möglichst hohe Milchproduktion geht, ist mit dieser Rasse bestens bedient. Begründet wurde sie im Jahr 1928 in Norddeutschland, wo auch immer noch ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt. Für die Landschaftspflege eignen sich die Tiere hingegen eher nicht. Eine Besonderheit dieser Rasse sei hier noch erwähnt: Die Ziegen haben eine pigmentierte Haut, was man an den Ohren oder der Nase gut erkennen kann.
11. Zwergziege
Kategorie | Fleischziege |
Herkunft | Westafrika |
Höhe | 50 cm |
Gewicht | 30 kg |
Milchleistung | keine Angabe |
Trockenmasse pro Tag | 0,9 kg |
Zwergziegen werden hierzulande entweder zur Fleischerzeugung gehalten oder einfach, weil die Tiere schön anzusehen sind. Von den verschiedenen Zwergziegenrassen, die es weltweit gibt, stammen die in Deutschland beheimateten praktisch alle von westafrikanischen Rassen ab. Typisch für Zwergziegen sind ein gedrungener Körper, kurze Beine und ein relativ dicker Bauch. Sie besitzen eine hohe Widerstandskraft und sind sehr umgänglich. Für die extensive Landschaftspflege eignen sich die eigenwilligen Tiere hingegen nicht. Für einen kleinen Streichelzoo im eigenen Garten sind sie freilich die erste Wahl – und das nicht nur für Kinder.