Damit Hühner gesund bleiben und fleißig Eier legen, müssen Stall und Auslauf sauber und frei von Ungeziefer gehalten werden. So mancher Parasit – zu denen etwa die Hühnermilben zählen – schert sich jedoch nicht darum, wie oft Sie ausmisten. Hier hat sich Kieselgur als probates, für die Schädlinge todbringendes und für Menschen und Hühner weitgehend ungefährliches Gegenmittel erwiesen.
Was ist Kieselgur?
Kieselgur ist ein reines Naturprodukt. Es handelt sich um ein Sedimentgestein, das im Laufe von hunderttausenden Jahren aus den skelettierten Schalen so genannter Kieselalgen (Diatomeen) sowie aus den Überresten von Algen, Schwämmen und anderen Wasserlebewesen entstanden ist. Heute gilt das hochporöse Gestein als eines der Hauptbestandteile der Erdkruste.
Bereits seit dem 19. Jahrhundert wird Kieselgur im Tagebau abgebaut, bis 1994 unter anderem auch in Norddeutschland, beispielsweise in der Lüneburger Heide, und für vielerlei Zwecke verwendet. Das fein zermahlene, weiße Pulver wird in der Hühnerhaltung vor allem zur nicht chemischen Bekämpfung diverser Schädlinge eingesetzt und ist hoch effektiv. Das Mittel ist im Handel auch unter den Namen Diatomeenerde oder Bergerde erhältlich.
Inhaltsstoffe
Achten Sie beim Kauf darauf, reine Kieselgur in Lebensmittelqualität zu erwerben. Dieses besteht zum größten Teil aus Siliciumdioxid, enthält aber auch andere Mineralien in geringer Menge. Beimengungen von Calcium, Eisen, Kupfer, Magnesium, Mangan und weiteren Mineralstoffen in unterschiedlicher Zusammensetzung sind möglich. Vitamine oder Proteine sind hingegen nicht vorhanden, schließlich handelt es sich um ein mineralisches Gestein.
Sofern die angebotene Kieselgur keine Lebensmittelkennzeichnung besitzt, verwenden Sie es besser nicht im Hühnerstall: Diese Pulver sind häufig mit hochgiftigem Arsen versetzt und somit für Mensch und Tier gleichermaßen gesundheitsschädlich.
Einsatzmöglichkeiten im Hühnerstall
Das Mittel lässt sich sehr vielseitig einsetzen und findet sich beispielsweise als Putzkörper in Zahnpasten oder in Scheuermilch oder als Filtermedium von Abwässern. Besonders wirksam ist es jedoch in der chemiefreien Bekämpfung von Schädlingen.
Von Hühnermilben und anderen kriechenden, Blut saugenden Insekten geplagtes Federvieh ist in Folge einer regelmäßigen Behandlung schädlingsfrei, was der Gesundheit und damit der Leistung der Tiere sehr dienlich ist. Kieselgur lässt sich sowohl bei einem akuten Befall oder auch vorbeugend gegen diese häufig im Hühnerstall auftretenden Schädlinge einsetzen:
- Rote Vogelmilbe
- Schwarze Vogelmilbe
- Federlinge
- Flöhe
Tipp: Kieselgur entfaltet seine tödliche Wirkung auch gegen allerlei Schädlinge im Garten. Bestäuben Sie beispielsweise mit Blattläusen, Thripse oder Spinnmilben befallene Pflanzen damit, so werden Sie die Parasiten schnell los. Auch gegen Ameisen hat sich das Mittel bewährt und wird zu diesem Zweck häufig als „Ameisenpulver“ im Gartencenter angeboten.
Wirkungsweise
Das Mineraliengemisch tötet Hühnermilben und andere lästige Parasiten auf rein physikalische Weise, denn das feine Pulver dringt selbst in kleinste Ritzen und ansonsten unzugängliche Hohlräume ein. In diesen verstecken sich viele Schädlinge tagsüber gern, da sie erst abends und nachts auf die Hühner krabbeln. Dabei verstopft das Material die Atmungsorgane sowie die Gelenke der Insekten und sorgt dafür, dass diese sich nicht mehr bewegen können. Zudem vertrocknen die Schädlinge praktisch von innen aus.
Leider zeigt Kieselgur keine oder nur wenig Wirkung auf Larven und Eier, sondern eignet sich nur zur Bekämpfung adulter Insekten. Aus diesem Grund genügt bei einem Befall eine einmalige Anwendung nicht, da die Larven und Eier überleben und sich neue Blutsauger daraus entwickeln.
Vorteile
Die Anwendung des natürlichen Mittels bietet verschiedene Vorteile:
- zuverlässiges Abtöten von Hühnermilben
- Abtöten von weiteren kriechenden Parasiten
- für Mensch und Huhn praktisch nebenwirkungsfrei
- keine Ausbildung von Resistenzen, da physikalische Lösung und daher keine Gewöhnung möglich
- einfache Anwendung
Nachteile
Natürlich sollen an dieser Stelle auch die Nachteile des Schädlingsbekämpfungsmittels nicht verschwiegen werden. So gilt das fein zermahlene Sedimentgestein als schädlich für Lungen und Bronchien, da es durch Einatmen in die Atmungsorgane eindringt und dort beispielsweise durch seine scharfen Kanten die Lungenbläschen zerstört.
Bei einer langjährigen Verwendung droht etwa Lungenkrebs, weswegen Kieselgur als Biozid eingestuft wird und als gesundheitsschädlich gilt. Allerdings lässt sich das Einatmen des Pulvers und damit auch die gesundheitsschädigenden Folgen ganz einfach verhindern, indem Sie sowohl beim Ausbringen als auch beim Entfernen (z. B. beim Ausmisten des Hühnerstalls) desselben eine Atemschutzmaske tragen.
Hinweis: Da Ihre Hühner wahrscheinlich eher gar nicht erst in das Alter kommen, in dem sich durch Kieselgur verursachte Gesundheitsschäden bemerkbar machen, müssen Sie hier keine diesbezüglichen Befürchtungen hegen.
Anwendung
Grundsätzlich haben Sie zwei Möglichkeiten, Kieselgur anzuwenden: als Pulver sowie als Spray. Das Spray eignet sich vor allem dafür, die Hühner selbst damit zu behandeln. Für die Ausbringung in den Stall eignet sich dagegen das trockene Pulver besser. Achten Sie darauf, dieses auf keinen Fall zu befeuchten, da die schädlingsbekämpfende Wirkung sonst verloren geht. Ins Trinkwasser eingerührte Diatomeenerde dient lediglich zur Nahrungsergänzung, etwa für die Versorgung mit wichtigen Mineralien.
1. Im Hühnerstall
Hühnermilben sitzen in der Regel nicht die ganze Zeit auf dem Tier, sondern verstecken sich tagsüber an unzugänglichen Stellen im Stall und kommen erst nachts heraus, wenn das Federvieh auf seinen Stangen sitzt. Daher ist eine lückenlose Behandlung des Hühnerstalls mit dem Schädlingsbekämpfungsmittel unerlässlich, wobei Sie am besten wie folgt vorgehen:
- Hühner aus dem Stall schaffen
- Atemschutz aufsetzen (falls zuvor schon einmal Diatomeenerde ausgebracht wurde)
- Stall gründlich ausmisten und reinigen
- Legenester, Sitzstangen und Fußboden mittels Spatel von Kot befreien
- Verstecke offenlegen, indem Sie Verblendungen, Klappen und Abdeckungen entfernen
- Schutzbrille und Handschuhe anziehen
- Pulver in eine Zerstäuberpumpe füllen und großzügig im Stall verteilen, vor allem Winkel, Ritzen und Lücken besprühen
- Legenester ebenfalls sorgfältig behandeln
- Sitzstangen sorgfältig einreiben
- Türen und Fenster öffnen, Stall mehrere Stunden auslüften lassen
Erst wenn sich der feine Staub der Kieselgur gelegt hat, dürfen die Hühner wieder in den Stall.
Tipp: Dichten Sie nach dieser Behandlung umgehend alle Ritzen, Fugen und sonstigen Versteckmöglichkeiten mit Silikon ab und sorgen Sie so einer neuerlichen Milbeninvasion vor.
Zerstäuberpumpe selbst bauen
Natürlich können Sie das feine Pulver mit der Hand verteilen, allerdings werden Sie auf diese Weise nicht alle Ecken und Lücken gleichmäßig erwischen. Nutzen Sie zum Ausbringen besser eine im Handel erhältliche Zerstäuberpumpe. Sollten Sie eine solche jedoch gerade nicht zur Hand haben, können Sie sich auch mit einer simplen PET-Flasche behelfen. Und so funktioniert es:
- ein kleines Loch in den Plastikdeckel stechen
- Kieselgur in die Flasche einfüllen
- Deckel wieder aufschrauben
- Pulver durch leichten Druck auf die Flasche zerstäuben
Verdünnen Sie das Pulver zu diesem Zweck auf keinen Fall mit Wasser, da dann seine Wirkung verloren geht!
Tipp: Kaufen Sie nach Möglichkeit natürliche Diatomeenerde, da diese im Gegensatz zum synthetisch hergestellten Kieselgel einen höheren Wirkungsgrad zeigt.
2. Am Huhn
Wenn die Beine ihrer Hühner wie mit Kalk überzogen scheinen, leiden die Tiere höchstwahrscheinlich an den so genannten Kalkbeinen. Bei dieser Krankheit ist jedoch nicht das Mineral die Ursache, sondern winzig kleine Grabmilben (Sarcoptes), die sich durch die Beine und Füße der Tiere graben. Diese entzünden sich nun und entwickeln diese charakteristischen, an eine dicke Kalkschicht erinnernden Wucherungen. Die Krankheit lässt sich – ebenso wie der Milbenbefall – gut beseitigen, indem Sie nach der gründlichen Stallreinigung auch die Hühnerbeine dick mit Kieselgur einreiben einsprühen.
Auch mit Parasiten (wie beispielsweise Federlingen) befallene Tiere lassen sich mit einem Spray unkompliziert behandeln, wobei Sie jedoch den Kopf des Tieres aussparen sollten. Da Kieselgur gesundheitsschädlich ist, sobald es in die Atmungsorgane gelangt, sind die Hühner vor dem Einatmen zu schützen. Auch Sie setzen besser eine Atemschutzmaske auf.
3. Im Sandbad
Zur Vorbeugung sowie zur Behandlung eines akuten Schädlingsbefalls brauchen Sie Ihre Tiere jedoch nicht einzeln behandeln. Stattdessen können Sie bei der Gestaltung des Geheges einen schönen, sonnigen Platz zum Sandbaden mit einplanen. Hier bringen Sie mit Kieselgur vermischten, feinen Sand aus, den die Hühner nur zu gerne dafür nutzen werden, Ihre Hühnermilben durch ausgiebiges Wälzen selbst loszuwerden.