Weltweit existieren heute mehr als 100 Rinderrassen, die vom Menschen gezüchtet worden sind. Manche von ihnen erfreuen sich außerordentlich großer Beliebtheit, andere sind kaum noch anzutreffen. Durch Selbstversorger werden allerdings mehr und mehr auch wieder seltene Rassen nachgefragt. Unsere kleine Übersicht versammelt querbeet 10 Rinderrassen, die sich auch für Selbstversorger eignen.
Übersicht der Rinderrassen
Wie auch bei anderen Tierarten, zum Beispiel Schafen oder Ziegen, werden spezielle Rassen jeweils für einen bestimmten Zweck gezüchtet. Diesem folgend werden Rinderrassen in drei Kategorien eingeteilt – nämlich in Milchrinder, Fleischrinder und Doppelnutzungsrinder, bei denen es sowohl um die Milch- als auch um die Fleischproduktion geht.
Die Übersicht unten gibt zunächst an, um welche Kategorie es sich bei jeder der 10 Rinderrassen handelt. Die Größenangaben beziehen sich immer auf die Höhe der Tiere. Gemessen wird dabei vom Boden bis hinauf zum Ende des Kreuzbeins. Ist jeweils nur eine Zahl angegeben, handelt es sich dabei um ein weibliches Tier. Ansonsten wird zwischen weiblichen (w) und männlichen (m) Tieren unterschieden.
Die Milchleistung pro Jahr ist ein rechnerischer Durchschnittswert. Er kann erheblich von dem tatsächlichen Wert eines Tieres abweichen. Der Milchleistung wird typischerweise die Einheit Kilogramm und nicht Liter zugeordnet. Zum Vergleich: Ein Kilogramm Milch entspricht in etwa 1,02 Liter Milch. Die Angaben zum Gewicht sind ebenfalls rechnerische Durchschnittswerte. Sie beziehen sich auf lebende Tiere. Die Menge an Fleisch, die daraus tatsächlich gewonnen werden kann, ist natürlich deutlich geringer.
1. Angler Rind
Kategorie | Milchrind |
Herkunftsland | Deutschland |
Größe | ca. 145 cm |
Gewicht | 650 kg |
Milchleistung pro Jahr | 7.396 kg |
Verbreitung | selten |
Das Angler Rind hat seinen Namen von der Region Angeln in Schleswig-Holstein, wo es gezüchtet worden ist. Es handelt sich um eine sehr alte Rasse, deren Ursprünge sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Die relativ kleinen Tiere sind unkompliziert in der Haltung und punkten nicht zuletzt auch durch ihr sehr edles Aussehen. Nicht umsonst werden sie auch als die „Araber unter den Kühen“ bezeichnet. Eine alternative Bezeichnung lautet Deutsches Rotvieh.
2. Charolais Rind
Kategorie | Fleischrind |
Herkunftsland | Frankreich |
Größe | ca. 144 cm (w), 154 cm (m) |
Gewicht | 800 – 900 kg (w)
1.200 – 1.300 kg (m) |
Milchleistung pro Jahr | keine Angabe |
Verbreitung | selten |
Charolais Rinder sind ausgesprochen großrahmige Tiere, die eine besonders stark ausgeprägte Muskulatur aufweisen. Gleichzeitig weisen sie eine sehr geringe Neigung zur Fettbildung auf. Sie werden praktisch ausschließlich für die Produktion von Fleisch gehalten. Darüber hinaus kreuzt man sie auch gerne mit anderen Rinderrassen. Der Name Charolais rührt von der Gegend her, aus der sie stammen – der Umgebung von Charolles in Frankreich.
3. Deutsches Angus Rind
Kategorie | Fleischrind |
Herkunftsland | Großbritannien |
Größe | ca. 136 cm (w), 145 cm (m) |
Gewicht | 650 – 800 kg (w)
950 – 1.200 kg (m) |
Milchleistung pro Jahr | keine Angabe |
Verbreitung | mäßig |
Das Deutsche Angus Rind ist eine Kreuzung mehrerer deutscher Rinderrassen mit dem englischen Aberdeen Angus. Es wird hierzulande hauptsächlich zur Fleischproduktion gehalten. Das Fleisch weist nämlich eine sehr hohe Qualität auf und wird nicht zuletzt in der gehobenen Gastronomie sehr geschätzt. Häufig werden die gerne freilaufenden Tiere mittlerweile auch zur Pflege der Kulturlandschaft eingesetzt. Sie sind ausgesprochen gutmütig.
4. Deutsches Braunvieh
Kategorie | Doppelnutzungsrind |
Herkunftsland | Schweiz, Deutschland |
Größe | ca. 142 – 154 cm |
Gewicht | 600 kg |
Milchleistung pro Jahr | 7.126 kg |
Verbreitung | mäßig |
Das Deutsche Braunvieh stammt ursprünglich aus der Schweiz. Die Züchtung erfolgte dort erstmals im 15. Jahrhundert im Kloster Einsiedeln. Von dort aus gelangte es nach Tirol und erst dann nach Deutschland. Das Braunvieh ist an sich eine klassische Doppelnutzungsrasse. Mittlerweile ist die Zucht allerdings eher milchbetont. Die Tiere sind äußerst robust und kommen bei Freilandhaltung auch sehr gut mit einem eher schwierigen Gelände zurecht.
5. Deutsches Fleckvieh
Kategorie | Doppelnutzungsrind |
Herkunftsland | Schweiz, Deutschland |
Größe | ca. 140 – 150 cm (w), 157 cm (m) |
Gewicht | 650 – 850 kg (w)
1.100 – 1.300 kg (m) |
Milchleistung pro Jahr | 7.243 kg |
Verbreitung | häufig |
Die Rinderrasse des Deutschen Fleckviehs geht auf im Simmental (Berner Oberland) gezüchtete Rinder zurück. Ihre Ursprünge liegen im Mittelalter. Es handelt sich folglich um eine sehr alte Rasse, die bis heute gleichermaßen für die Milch- wie die Fleischproduktion gezüchtet wird. Das Fleisch ist allerdings nicht sonderlich hochwertig. Weil es ausgesprochen mager ist, findet man es fast ausschließlich im Billigpreissegment.
6. Deutsche Holstein-Schwarzbunt Rind
Kategorie | Milchrind |
Herkunftsland | Deutschland |
Größe | ca. 145 – 156 cm (w)
150 – 170 cm (m) |
Gewicht | 650 – 750 kg (w)
750 – 1.100 kg (m) |
Milchleistung pro Jahr | 8.865 kg |
Verbreitung | sehr häufig |
Deutsche Holstein-Schwarzbunt Rinder sind eine der international am weitesten verbreiteten Milchrinderrassen. Allein in Deutschland existieren etwa 5,4 Millionen Tiere. Sinnigerweise hat die Rasse in ihrer heutigen Ausprägung ihre Ursprünge in den USA. Deutsche Auswanderer züchteten dort im 19. Jahrhundert Holsteiner Rinder ganz gezielt auf eine möglichst hohe Milchleistung hin. Herausgekommen ist dieses Hochleistungsrind, das im Anschluss seinen Weg zurück nach Deutschland fand.
7. Gelbvieh
Kategorie | Doppelnutzungsrind |
Herkunftsland | Deutschland |
Größe | ca. 145 cm (w), 155 cm (m) |
Gewicht | 600 – 850 kg (w)
1.100 – 1.350 kg (m) |
Milchleistung pro Jahr | 5.817 kg |
Verbreitung | sehr selten |
Auch das Gelbvieh gehört zu den sehr alten Rinderrassen. In seiner heutigen Ausprägung entstand es allerdings erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Franken, weshalb es häufig auch Frankenvieh genannt wird. Das Fleisch der Tiere ist außerordentlich gut marmoriert und sehr zart. Je nach Fütterung entwickelt es auch ein intensives Aroma. Die mittel- bis großrahmigen Rinder lassen sich relativ leicht halten und stellen keine großen Ansprüche.
8. Galloway Rind
Kategorie | Fleischrind |
Herkunftsland | Großbritannien (Schottland) |
Größe | ca. 125 cm (w), 135 cm (m) |
Gewicht | ca. 580 kg (w), 850 kg (m) |
Milchleistung pro Jahr | keine Angabe |
Verbreitung | mäßig |
Galloway Rinder sind extrem robust und widerstandsfähig. Sie können deshalb das ganze Jahr über relativ problemlos im Freien gehalten werden. Auffallend an diesen klein- bis mittelrahmigen Tieren ist vor allem ihr Fell. Es besteht aus einem sehr langen, leicht gewellten Deckhaar und einem sehr feinen und dichten Unterhaar. Schon die alten Römer wussten die Qualität des Fleisches dieser Rinder zu schätzen. Es handelt sich folglich um eine der ältesten Rinderrassen überhaupt.
9. Limousin Rind
Kategorie | Fleischrind |
Herkunftsland | Frankreich |
Größe | ca. 140 cm (w), 150 cm (m) |
Gewicht | 700 kg (w), 1.100 kg (m) |
Milchleistung pro Jahr | keine Angabe |
Verbreitung | mäßig |
Limousin Rinder haben sich mittlerweile zu einer relativ bedeutenden Fleischrinderrasse entwickelt. Die Qualität des Fleisches, das sie liefern, gilt als ausgesprochen gut. Ihr Name rührt von der Gegend um die französische Stadt Limoges her, aus der sie ursprünglich stammen. Die Tiere sind ausgesprochen ruhig und ausgeglichen. Sie werden sehr schnell zahm und sind in der Haltung absolut unkompliziert. Man sollte allerdings darauf achten, dass sie in kurzer Zeit nicht zu viel auf einmal fressen.
10. Vorderwälder Rind
Kategorie | Doppelnutzungsrind |
Herkunftsland | Deutschland |
Größe | ca. 135 – 138 cm (w), 140 – 150 cm (m) |
Gewicht | 550 – 650 kg (w)
950 – 1.050 kg (m) |
Milchleistung pro Jahr | 5.502 kg |
Verbreitung | mäßig |
Auch das Vorderwälder Rind gehört zu den sehr alten Rinderrassen. Es stammt ursprünglich aus dem Südschwarzwald und wird dort häufig freilaufend gehalten. Die Tiere sind extrem robust und sehr vital. Sie kommen auch mit einem schwierigen Gelände gut zurecht und eignen sich explizit auch für die Beweidung von Hanglagen. Als geradezu klassische Zweinutzungsrasse liefern sie Milch und Fleisch von sehr hoher Qualität.
Rinder kaufen
Wer sich als Selbstversorger Tiere dieser oder anderer Rinderrassen anschaffen möchte, wendet sich dafür am besten direkt an einen Züchter. Zu vielen Rassen gibt es spezielle Zuchtverbände, die auf Nachfrage gerne darüber Auskunft geben, wo sich der nächstgelegene Züchter befindet. Vor dem Kauf sollte man sich die Tiere genau ansehen und nicht zuletzt auch ihre Haltungsbedingungen prüfen.