Vorwerk Huhn | Beschreibung & Legeleistung

Vorwerkhuhn

Die kräftigen Vorwerkhühner mit der markanten Zeichnung wurden Anfang des 20. Jahrhunderts durch den Unternehmer Oskar Vorwerk heraus gezüchtet. Auffälligstes Merkmal der lebhaften Tiere ist das charakteristisch gefärbte Gefieder, das in dieser Farbgebung ausschließlich bei dieser Rasse vorkommt. Darüber hinaus bietet die vom Aussterben bedrohte Hühnerrasse einen guten Schlachtkörper sowie eine annehmbare Legeleistung.

Steckbrief Vorwerk-Huhn

Gewicht Hahn 2,5 bis 3 Kilogramm
Gewicht Henne 2 bis 2,5 Kilogramm
Legeleistung 170 Eier im Jahr
Eigewicht 55 Gramm
Eierfarbe cremeweiß
Winterleger nein
Bruttrieb gering
Kammform einfach
Federfüße nein
Farbschläge nur ein rassetypischer Farbenschlag anerkannt
Ringgröße Henne 18 / Hahn 20

Herkunft

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte es auch bei begüterten Leuten zum guten Ton, sich heimisches Rassegeflügel zu halten. Dies traf auch auf den reichen Hamburger Kaufmann Oskar Vorwerk zu – derselbe, der die heutige Staubsaugerfirma Vorwerk begründet hat. Er züchtete Lakenfelder Hühner, eine lokale Landhuhnrasse, auf die er sehr stolz war – und leider feststellen musste, dass seine Tiere durch die Nähe zum Industriehafen Altona einen unschönen Grauschleier über der doch eigentlich weißen Grund- bzw. Mantelfarbe entwickelten.

Daraus resultierte sein Entschluss, mit Hilfe von gelben Orpingtons, „Hittfeldern“ (gelben Ramelslohern) und Andalusiern (bei denen es sich wahrscheinlich um eine nicht näher eingegrenzte spanische Hühnerrasse handelte) die weißen Gefiederfarben der Lakenfelder in ein weniger für industrielle Verschmutzungen anfälliges Gelb umzuwandeln. Nach etlichen Hindernissen und Wirrnissen wurde schließlich die neue Rasse, zunächst nur als „Hühner vom Vorwerk“ bekannt, 1912 erstmals auf Geflügelausstellungen in Hamburg, Berlin und Chemnitz vorgestellt.

Vorwerk Huhn

Drohendes Aussterben nach dem Krieg

Ab diesem Jahr verschenkte Oskar Vorwerk zudem Zuchttiere an interessierte Züchter, vornehmlich in Thüringen, Süd- und Westdeutschland sowie Schlesien. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges behinderte eine offizielle Anerkennung als Hühnerrasse, die schließlich erst 1919, ein Jahr nach Kriegsende, erfolgte. Der Zweite Weltkrieg wiederum brachte den Vorwerk-Hühnern fast das Aus, denn mit Ausnahme von 26 Hennen und 2 Hähnen in einem kleinen Ort im Thüringer Wald hatten keine reinrassigen Exemplare die Kriegswirren und den Hunger überlebt.

Aus diesen wenigen Tieren wurde nach dem Krieg die erneute Zucht des Vorwerk-Huhnes vorangetrieben, was natürlich nicht ohne Einkreuzung fremdrassiger Tiere möglich war. Bis heute hat sich der Bestand nicht so richtig erholt, was sich auch in der Eingruppierung der Rasse auf die Vorwarnstufe der Liste gefährdeter Nutztierrassen, die wiederum durch die ‚Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V.‘ geführt wird, zeigt.

Hinweis: Um Inzucht möglichst zu vermeiden und dem Vorwerk-Huhn zu neuer Popularität zu verhelfen, hat sich bereits 1999 der bis heute aktive „Erhaltungszuchtring Vorwerkhuhn“ formiert.

Rassebeschreibung

Das Vorwerkhuhn ist ein gedrungenes und kräftiges Landhuhn von mittelhohem Stand und nahezu rechteckiger Form. Gemäß dem geltenden Rassestandard sollten die Tiere folgende körperlichen Merkmale aufweisen:

  • Rumpf: breit, tief, kräftig, rechteckig
  • Hals: voll befiedert, mittellang
  • Rücken: breit, leicht abfallend
  • Schultern: breit und abgerundet
  • Flügel: fest anliegend, mittellang
  • Sattel: federreich ohne Polsterbildung, voll
  • Schwanz (Hahn): mittellang, gut gebogen, leicht angehoben getragen
  • Brust: tief, breit, gut ausgerundet
  • Bauch: voll und breit
  • Schenkel: mittellang und kräftig befiedert
  • Läufe: glatt und schieferblau
  • Gefieder: fest anliegend

Vorwerk-Hennen sollten eine fast waagerechte Körperhaltung sowie einen gut entwickelten, vollen Bauch besitzen.

Vorwerkhahn

Farbschläge

Grundsätzlich ist das Vorwerk-Huhn nur in einem Farbenschlag, nämlich dem ursprünglich heraus gezüchteten, anerkannt. Beide Geschlechter weisen dieselbe farbenfrohe, markante Zeichnung auf, die durch folgende Merkmale gekennzeichnet ist:

  • tief goldgelbes Rumpfgefieder
  • schwarzes Gefieder an Kopf, Hals und Schwanz
  • goldgelbe Säumung in den unteren Nebensicheln des Hahnenschwanzes erlaubt
  • tief goldgelber Sattelbehang, versehen mit feinen schwarzen Schaftstrichen
  • tief goldgelbe Außenschwingen
  • Innenfahne der Schwingen schwarz bis schwarzgrau
  • graues Untergefieder

Als grober Fehler gilt ein mit Grau durchsetzter oder überwiegend gelber Halsbehang.

In Österreich ist zudem ein blauer Farbenschlag anerkannt, der jedoch durch den deutschen Sonderverein strikt abgelehnt wird. Andere Farben seien nicht im Sinne des „Erfinders“ und würden untypisch für die Rasse sein, so die gängige Argumentation. Tatsächlich ist gerade die Gefiederfarbe charakteristisch für Vorwerkhühner und zudem einzigartig in der Geflügelwelt – blaue Exemplare verlieren also ihr Alleinstellungsmerkmal. Mit derselben Argumentation lehnt der Sonderverein der Zucht und Erhaltung der Vorwerk- und Zwerg-Vorwerkhühner auch andere Farbenschläge ab.

Nutzung / Wirtschaftlichkeit

Von Anfang an wurden Vorwerkhühner auf Legeleistung und Robustheit gezüchtet, sollten sie doch auch die wirtschaftlichen Erfordernisse ihrer Zeit erfüllen. Es handelt sich um so genannte Zwienutzungshühner, die sowohl eine annehmliche Menge an Eiern als auch einen soliden Schlachtkörper liefern. Betrachtet man die Rasse allein nach den Kriterien der Leistung, so kommen die meisten heutigen Zuchtlinien im Vergleich zu anderen Hühnerrassen jedoch nicht allzu gut weg.

Der Fleischansatz ist für ein Wirtschaftshuhn nicht besonders gut und auch die Legeleistung lässt oft zu wünschen übrig. Als Zuchtziel gilt eine Leistung von bis zu 170 Eiern im Jahr – viele Hennen schaffen jedoch gerade einmal 100 bis 150. Als erklärtes Zuchtziel hat daher beispielsweise der bereits erwähnte Erhaltungszuchtring beschlossen, die diesbezügliche Lieferung durch gezielte Selektion zu verbessern.

Das bedeutet, es sollten ausschließlich sehr gut legende Hennen zur Zucht eingesetzt werden. Dasselbe gilt übrigens auch für Hähne, die von leistungsstarken Müttern stammen müssen. Sind sie dagegen aus dem Ei einer faulen Henne geschlüpft, neigen ihre Nachkommen wiederum ebenfalls eher zur Legefaulheit.

Nichtsdestotrotz handelt es sich jedoch um eine nicht nur ihrer einzigartigen Schönheit wegen erhaltenswerten Hühnerrasse, denn die Tiere zeichnen sich zudem durch einen friedlichen und freundlichen Charakter aus. Sie fallen definitiv auf auf dem Hühnerhof und bieten einen bezaubernden Anblick auf grünem Rasen.

Vorwerk Huhn

Charakter

Ihr ausgesprochen friedfertiger Charakter ist eine Besonderheit der Vorwerk-Hühner, was auch für die Hähne gilt. Sie können problemlos mehrere Hähne zusammen halten, da diese sich gegenseitig in Ruhe lassen – vorausgesetzt, sie sind schon als Küken gemeinsam aufgewachsen und haben ausreichend Auslauf, sodass sich die Tiere bei Streitigkeiten aus dem Weg gehen können. Zudem gilt die Rasse nicht nur als friedlich, sondern wird bei entsprechender Pflege schnell zutraulich und sogar zahm.

Haltung

Überhaupt ist ein Vorwerk-Huhn recht unkompliziert in der Haltung und daher auch gut für Anfänger in der Hühnerhaltung geeignet. Sie brauchen viel Freilauf und lieben ihre Freiheit. Hähne wie Hennen besitzen ein dichtes Untergefieder, welches sie vor jeglicher Witterung schützt. Demzufolge sind die Tiere wetterhart und sehr robust. Sie sind gute Futtersucher, die emsig umherlaufen und gern scharren.

Deshalb müssen sie während der Sommermonate nur wenig zugefüttert werden – sofern der Auslauf groß und abwechslungsreich genug für eine Futtersuche ist. So emsig Vorwerkhühner auch laufen, gut fliegen können sie nicht. Lediglich die Jungtiere überfliegen gelegentlich einen Zaun, die älteren hingegen bevorzugen den Bodenkontakt.

Tipp: Vorwerk-Hennen sind recht frühreif und beginnen oft schon ab der 20. Lebenswoche mit dem Eierlegen. Allerdings geraten sie nur selten in Brutstimmung, weshalb eine Nachzucht oft nur mittels Ammen (Hennen einer brutfreudigeren Rasse, denen Sie die Eier einfach unterlegen) oder einer Kunstbrut mittels Brutapparat gelingt.

Weitere Informationen

Wer sich für die Haltung von Vorwerkhühnern interessiert und / oder weitere Informationen sammeln möchte, wendet sich an den bereits erwähnten Sonderverein zur Zucht und Erhaltung der Vorwerk- und Zwergvorwerkhühner. Auf dessen Internetseite finden Sie zudem eine Liste der Mitglieder mitsamt ihren Kontaktdaten, sodass Sie sich gleich an einen Züchter in Ihrer Nähe wenden können.