Orpington Huhn: Steckbrief, Legeleistung und Haltung

Zwei Orpingtons

Auf den ersten Blick erinnert das Orpington Huhn an einen flauschigen Federwürfel, ist die reich befiederte Rasse doch ebenso breit wie hoch. Die Tiere sind ausgezeichnete Zwienutzungshühner, liefern ebenso schmackhaftes Fleisch wie vergleichsweise viele Eier. Die Rasse eignet sich perfekt für einen Selbstversorgerhof, ist sie doch anspruchslos mit einem ruhigen Charakter.

Steckbrief – Orpington Huhn

Gewicht Hahn: 4 bis 4,5 Kilogramm
Gewicht Henne: 3 bis 3,5 Kilogramm
Legeleistung: 180 Eier / Jahr im ersten und zweiten Jahr
Eigewicht: 53 Gramm mindestens
Eifarbe: gelbbraun
Winterleger: ja
Bruttrieb: ausgeprägt, gut geeignet für Naturbrut
Kammform: Einfachkamm, Rosenkamm bei gelben und schwarzen Tieren
Federfüße: nein
Farbenschläge: derzeit 12 anerkannt / eine weitere im offiziellen Zulassungsverfahren
Ringgröße: Henne 20 / Hahn 22

Herkunft

1886 stellte der englische Hühnerzüchter und Geschäftsmann William Cook eine ganz neue Rasse auf Ausstellungen in London und Birmingham vor: Das Orpington Huhn, welches er nach seinem Landsitz in der englischen Grafschaft Kent, Orpington House, benannte. Diese Tiere sollten, im Gegensatz zum damals vorherrschenden leichten Mittelmeertyp, sowohl Fleisch als auch reichlich Eier liefern.

Aus diesem Grund kreuzte Cook unter anderem die legefreudigen Minorkas, die schweren Plymouth Rocks sowie die damals noch recht neuen Croad-Langschans miteinander und erhielt so einen ganz neuen Typ eines Zwienutzungshuhns. Tatsächlich galt die ursprüngliche Linie bereits als ebenso legefreudig wie gut mästbar, war in ihrem Äußeren jedoch noch sehr uneinheitlich. Erst durch die neuerliche Einkreuzung der ebenfalls schweren Rasse Cochin durch den bekannten Züchter Josef Partington konnte der schwere und bauschig befiederte Hühnertyp erzielt werden, für den das Orpington Huhn heute noch bekannt ist.

Hinweis: In Deutschland fand die wirtschaftlich gut nutzbare Rasse seit etwa den 1920er Jahren regen Zuspruch, gilt allerdings in neuerer Zeit als gefährdete Haustierrasse. Wer also Orpingtons hält und züchtet, trägt zur Erhaltung dieser wertvollen Hühner bei.

Rassebeschreibung

Das Orpington Huhn besitzt durch seine stattliche Größe sowie die ausladende Würfelform eine überaus wuchtige Erscheinung. Körperhöhe, -breite und -länge sind annähernd gleich, zudem weist die Rasse eine starke, aber feste Befiederung sowie eine vergleichsweise tiefe Stellung auf. Die straff am Körper anliegenden Federn schützen die robusten Tiere vor Nässe und Kälte. Die glatten, federlosen Beine der massigen Hühner sind kaum zu sehen, da sich der Körper nur wenig vom Boden abhebt. Der Kopf ist hingegen eher klein, wobei die meisten Farbenschläge einen einfachen Stehkamm aufweisen. Lediglich beim gelben und schwarzen Farbenschlag existiert eine Zuchtlinie mit Rosenkamm.

Farben

Derzeit sind 12 Farbenschläge offiziell anerkannt:

  • schwarz
  • weiß
  • gelb
  • porzellanfarbig
  • schwarz-weißgescheckt
  • gestreift
  • blau
  • rot
  • rebhuhnfarbig
  • gelb-schwarzgesäumt
  • birkenfarbig

Neben dem bei den meisten Farbenschlägen üblichen Einfachkamm sind gelbe und schwarze Orpingtons zudem mit Rosenkamm erhältlich. Kennfarbige Exemplare sind ebenfalls erzüchtet worden und in Dänemark bereits anerkannt. In Deutschland läuft das Anerkennungsverfahren derzeit noch. Die ersten Orpingtons waren übrigens schwarz und hellhäutig, da dies dem Geschmack des 19. Jahrhunderts entsprach. Heute erfreut sich vor allem der gelbe Farbenschlag großer Beliebtheit bei Züchtern und Haltern.

Nutzung / Wirtschaftlichkeit

Das Orpington Huhn wurde von Anfang an als Wirtschaftshuhn gezüchtet, was man ihm heute noch anmerkt. Die massigen Tiere wachsen schnell und lassen sich gut mästen, zudem gilt das weiße Fleisch als überaus wohlschmeckend. Diese Eigenschaften machen Orpingtons zum idealen Fleischlieferanten. Doch Vorsicht: Die Tiere neigen bei einer zu starken Fütterung zur Verfettung, weshalb das Futter eher sparsam dosiert werden sollte. Ohnehin sind die Tiere in ihrem Auslauf viel unterwegs und sind unermüdliche Futtersucher. Wiegen Sie vor allem die Hennen regelmäßig und passen Sie die Fütterung so an, dass die Tiere unter einem Gewicht von 3,5 Kilogramm bleiben. Dicke Hühner legen weniger Eier, weshalb bei einer Überfütterung die Legeleistung stark nachlässt.

Als Zwienutzungsrasse sind Orpingtons grundsätzlich gute Eierleger, die in den ersten beiden Lebensjahren bis zu 180 Eier pro Jahr liefern. Dabei legen die Tiere dank der dichten, wärmenden Befiederung sogar während der Wintermonate, sofern sie einen warmen und trockenen Unterschlupf zur Verfügung haben.

Tipp: Sicherlich gibt es einige Hühnerrassen mit einer besseren Legeleistung als die der bauschigen Orpingtons. Allerdings sind diese allesamt dem leichten Mittelmeertyp zuzuordnen, der nur wenig Fleisch ansetzt – ganz im Gegensatz zum schwereren Orpington Huhn.

Orpington Huhn

Charakter

Orpingtons sind sehr ruhige und zutrauliche Tiere, die schnell handzahm und anhänglich werden. Die neugierigen Hühner laufen bekannten Menschen gerne nach, lassen sich problemlos auf den Arm nehmen und streicheln. Selbst die wenig aggressiven Hähne sind gut zähmbar. Die Hennen wiederum geraten rasch in Brutstimmung, brüten zuverlässig und sind hervorragende Mütter – somit ist die Rasse ideal für Halter und Züchter, die auf eine unkomplizierte Naturbrut setzen. Allerdings hat die Neigung zum Glucken auch einen handfesten Nachteil: Gluckende Hennen legen nur so lange bis ihr Nestgelege vollständig ist – und danach viele Wochen lang gar nicht mehr.

Tipp: Um Orpington-Hennen vom Glucken abzuhalten, sollten Sie sie bei den ersten Anzeichen für einige Tage separieren und beispielsweise in einen einzelnen Stall sperren.

Haltung

Auch im Hinblick auf ihre Haltung sind die robusten Orpingtons unkompliziert. Da die Tiere aufgrund ihres Körperbaus und des Gewichts flugunfähig sind, genügt als Umzäunung ein etwa ein Meter hoher Maschendrahtzaun. Dieser sollte jedoch absolut dicht sein und keinerlei Schlupflöcher aufweisen, denn die neugierigen Hühner finden jede noch so unauffällige Lücke. Auch ist es sinnvoll, den Auslauf zum Schutz vor Greifvögeln mit einem engmaschigen Netz zu überspannen.

Gestalten Sie den Hühnerauslauf ruhig großzügig und abwechslungsreich, um die Tiere zur Futtersuche anzuregen und zu beschäftigen. Wichtig ist auch ein trockener Hühnerstall, der regelmäßig ausgemistet werden sollte: Durch die starke Befiederung und ihren tiefen Stand wird das Bauchgefieder schnell nass und muss regelmäßig abtrocknen.

So sollten Auslauf und Stall bei der Haltung von Orpingtons gestaltet werden:

  • etwa zehn bis 15 Quadratmeter Platz je Huhn im Auslauf
  • fester, bewachsener Untergrund, der nicht zum Verschlammen neigt
  • idealer Bewuchs: Gräser, Kräuter
  • (Obst-)Bäume und Sträucher im Auslauf, zum Verstecken
  • eine Sandkuhle
  • Hühnerstall: gut abgedichtet, mit Stroh oder Spänen ausgestreut
  • Sitzstangen auf niedrigem Niveau anbringen
  • alle Sitzstangen gleich hoch anbringen

Orpington Hahn

Besonderheiten der Orpingtons

Für den Selbstversorgerhof eignen sich die dunklen Farbenschläge, vor allem jedoch die schwarzen Orpingtons, am besten. Heller gefärbte Tiere (vornehmlich die gelben!) sollten möglichst in einem überdachten Gehege mit einem festen, dicht bewachsenen Untergrund gehalten werden, da das Gefieder aufgrund der Nähe zum Boden schnell zum Verschmutzen neigt. Neben der Groß-, wird auch eine Zwergrasse emsig gezüchtet, die jedoch nicht so bullig wirkt. Die Hähne der Zwerg-Orpington werden etwa anderthalb, die Hennen bis ca. 1,3 Kilogramm schwer.

Tipp: Orpington-Hähne krähen nur wenig und haben zudem eine im Vergleich zur Größe eher leise und tiefe Stimme. Das freut nicht nur den Halter, sondern auch eventuelle Nachbarn.

Weitere Informationen zu diesem Huhn

Wer sich für das Orpington Huhn interessiert und weitere Informationen sowie die Adressen von Züchtern erhalten möchte, wendet sich am besten an den Sonderverein Deutscher Orpingtonzüchter e. V. Auf dessen Internetpräsenz finden Interessierte unter dem Reiter „Verein / Züchterliste“ eine aktuelle Auflistung von Züchtern dieser Rasse. Der Verein ist Mitglied im Dachverband „Bund deutscher Rassegeflügelzüchter e. V.“.