Hühner erfreuen sich als Lieferanten von Eiern und Fleisch aus unbedenklicher Herkunft bei Selbstversorgern immer größerer Beliebtheit. Damit die Hühner auch tatsächlich im erhofften „Glück“ aufwachsen, sollte der Hobbyzüchter allerdings einige Dinge beachten. Einen großen Stellenwert nimmt dabei das Kalken des Hühnerstalls ein, da dieser Vorgang das Mittel der Wahl ich Sachen Hygiene und Parasitenbekämpfung ist. Hier erklären wir in einfach nachzuvollziehenden Schritten, welcher Kalk sich für den Hühnerstall eignet und wie er aufgetragen wird.
Selber mischen oder fertiger Streichkalk?
Grundsätzlich gibt es nur eine Art von Kalk, mit der man einen Hühnerstall kalken kann, nämlich Calciumhydroxid, oder auch „gelöschter Branntkalk“. Die große Frage ist daher nicht, welche Art von Kalk eingesetzt werden sollte, sondern vielmehr die Frage, ob man bereits auf ein zum Auftrag fertig vorbereitetes Produkt zurückgreift, oder ob man seinen Kalk selbst aus Branntkalk herstellen möchte. Kennt man die Vor- und Nachteile der einzelnen Varianten, wird die Entscheidungsfindung relativ einfach. Vorab sollte man sich jedoch einen kurzen Überblick darüber verschaffen, worum es sich bei diesem Kalk für den Hühnerstall überhaupt handelt.
Die Herstellung von Kalk
Chemisch betrachtet, handelt es sich bei dem hier anzuwendenden Kalk um Calciumhydroxid, oder auch „gelöschten Branntkalk“. Dieser entsteht durch das Ablöschen von vorab im Brennofen gebranntem Kalk, kurzum durch das Vermengen von gebranntem Kalk mit Wasser. Aus technischer Sicht bedeutet der Brennvorgang einen Reduktionsprozess, bei dem Calciumcarbonat das enthaltene Kohlendioxid entzogen wird, so dass letztlich Calciumoxid, oder eben Branntkalk, entsteht. Wird dieser mit Wasser vermengt, entsteht schließlich unter hoher Hitzeentwicklung und einem stark basischen Reaktionsverhalten das final gewünschte Produkt Calciumhydroxid. Genau diese basische Eigenschaft des gelöschten Kalks ist es, die ihm die gewünschte desinfizierende Qualität verleiht.
Vor- und Nachteile von Fertigprodukt und eigener Herstellung
Kennt man den Entstehungsprozess, liegen die wesentlichen Vor- und Nachteile der fertigen oder selbst erstellen Kalkmischungen indes auf der Hand:
Fertiger Streichkalk (oft als „Hühnerkalk“ bezeichnet)
Pro:
- Ohne Vorbereitung des Materials sofort verarbeitungsfähig
- Zusammensetzung und Konsistenz optimal abgestimmt
- Je nach Bedarf in unterschiedlichen Gebindegrößen erhältlich
Contra:
- Genaue Zusammensetzung für den Endverbraucher nicht ersichtlich
- Mögliche desinfizierende Zusätze etc. nicht beeinflussbar
- Wirksamkeit nach Aussage von Anwender geringer, als bei selbst erstelltem Löschkalk
Selbst erstellter Kalk
Pro:
- Genaue Zusammensetzung und Herstellung für Endverbraucher transparent
- Mit etwas Erfahrung genau in erforderlicher Menge herstellbar
- Wirksamkeit nach Ansicht von Anwendern höher als bei Fertigprodukten
Contra:
- Wegen stark ätzender Eigenschaften (stark basisches Milieu) und hoher Temperaturentwicklung Schutzvorkehrungen erforderlich
- Zeitlicher und materieller Aufwand für Löschen des Kalks
Hühnerstall kalken – Schritt für Schritt
Unabhängig davon, ob man sich für den Hühnerstall für ein fertiges Kalkprodukt, oder für den selbst abgelöschten Kalk entscheidet, sieht der eigentliche Vorgang des Kalkens identisch aus. Und auch die erforderliche Vorbereitung fällt in beiden Fällen gleich aus:
Vorbereitung
- Hühner aus dem Stall treiben, beispielsweise in Freilauf
- Stall ausmisten und ausfegen
- Anhaftende Schmutz-, Kot- und Streureste mit Besen oder Bürste lösen
- Idealerweise zu kalkende Flächen nass reinigen, z. Bsp. mit Hochdruckreiniger)
- Zu kalkende Flächen vor Beginn wässern, da Haltbarkeit durch Auftrag Nass in Nass verbessert wird
Hühnerstall kalken
- Wegen ätzender Eigenschaften Abdecken aller nicht zu kalkenden Bereiche, die Fenster- und Türrahmen, Fensterscheiben etc.
- Schutzausstattung: Schutzbrille, Mundschutz, Schutzhandschuhe, mindestens Kleidung mit langen Armen sowie Beinen (idealerweise Einweganzug mit Kapuze)
- Geeignete Anstrichwerkzeuge je nach Konsistenz grobe Pinsel, langhaarige Fellrollen oder Spritzgeräte
- Auftrag in 2 bis 3 dünnen Lagen
- Bei zu dickem Auftrag in einem Arbeitsgang Gefahr der Rissbildung und des Abblätterns
- Werkzeuge nach Ende der Arbeiten sofort unter fließendem Wasser gründlich auswaschen
Tipp: Als Hausmittel zur Verbesserung der Abriebfestigkeit hat es sich bewährt, für den letzten Anstrich einen Becher Quark unter den Kalk zu rühren. Die Moleküle werden durch die Reaktion mit dem im Quark enthaltenen Kasein verlängert und somit fester im Verbund untereinander und mit dem Untergrund.
Die Häufigkeit eines erforderlichen Anstrichs richtet sich stark nach dem Untergrund sowie der Intensität der Nutzung. Da der Kalk im Laufe der Zeit abblättert, ist aber problemlos beim täglichen Blick in den Hühnerstall festzustellen, ob ein erneutes Kalken nötig ist.
Branntkalk selber ablöschen
Möchte man seinen Löschkalk selbst herstellen, ist dies mit den richtigen Arbeitsschritten gut möglich. Wichtig ist dabei jedoch ein bedachtes Vorgehen, da bei zu schnellem oder sorglosem Vorgehen leicht Hautreizungen, Augenschädigungen oder auch Verbrennungen entstehen können:
- Schutzausstattung wie für das Kalken selbst, Augen- und Hautschutz wegen hoher Temperaturentwicklung und stark basischer Eigenschaften zwingend beachten!
- Mischungsverhältnis Branntkalk zu Wasser laut Herstellerangaben beachten
- Erforderliche Wassermenge in ausreichend groß dimensioniertes Gefäß geben
- Branntkalk langsam in das Wasser einstreuen und schließlich gleichmäßig unterrühren
- Mischung beobachten, bei zu starker Temperaturentwicklung Pause einlegen und Ansatz unter gelegentlichem Rühren indes etwas abkühlen lassen
- Nach vollständigem Mischen Löschkalk mindestens 10 Stunden ruhen lassen
- Durch Ruhezeit meist Nachziehen des Löschkalks, bei Bedarf nachträglich Wasser zugeben und unterrühren
- Ideale Konsistenz Puddingartig bis zähflüssig, für Auftrag im Spritzverfahren bei Bedarf auch dünnflüssiger
Achtung: Spritzer, Klekse sowie sonstige Kalkreste, die beim Ablöschen auf sonstige Gegenstände gelangen, sollten sofort gründlich entfernt werden, um Verfärbungen oder gar Schäden durch die stark basische Qualität zu vermeiden!
Viele Namen – ein Produkt
Obwohl es sich bei Branntkalk und auch gelöschtem Kalk um jeweils nur einen einzelnen, immer gleichen Stoff handelt, suggeriert der Markt mit unzähligen Bezeichnungen gerade für Anwendungen im Hühnerstall eine geradezu irreführende Produktvielfalt. Wer die gängigsten Bezeichnungen kennt, findet sich im Gewirr der Namen jedoch leicht zurecht:
Branntkalk, auch bekannt unter:
- ungelöschter Kalk
- Ätzkalk
Gelöschter Kalk, auch bekannt unter:
- Löschkalk
- Weißkalkhydrat
- Kalkmilch
- Kalkwasser
- Sumpfkalk