Es gibt zahlreiche Mythen über Hühner, die sich bis heute starr halten: Wie etwa das Gerücht, dass Hühner nicht fliegen können oder nur Hähne krähen. Doch was ist eigentlich dran an diesen Mythen? Wir sind den gängigsten Behauptungen über Hühner auf den Grund gegangen und klären auf, welche davon tatsächlich der Wahrheit entsprechen!
Großes Huhn, große Eier – kleines Huhn, kleiner Eier
Im Handel werden Eier in den unterschiedlichsten Größen angeboten – von S bis hin zu XL. Wie groß die Eier letztendlich sind, ist tatsächlich zum Großteil von der Hühnerrasse abhängig. Demnach stimmt es, dass große Hühner in der Regel große Eier legen, wohingegen kleinere Hühnerassen uns mit kleineren Eiern beglücken. Allerdings wird die Eiergröße nicht nur die Rasse bzw. Größe der Hühner beeinflusst, denn auch andere Faktoren spielen hierbei mitunter eine Rolle:
- Alter: ältere Hühner legen größere Eier
- Haltung: zu wenig Platz begünstigt kleinere Eier
Schon gewusst? XL Eier sind meist eine regelrechte Qual für Hühner und aus der Sicht des Tierschutzes nicht empfehlenswert.
Braune Eier stammen von braunen Hühnern
Die meisten Eier haben eine weiße oder braune Schale, allerdings hat diese nichts mit der Farbe des jeweiligen Huhns zu tun. Stattdessen wird die Farbe der Eierschale von genetischen Faktoren beeinflusst, genauer gesagt, von der Einlagerungsmenge von Pigmenten. Dementsprechend ist die Eierfarbe von der jeweiligen Hühnerrasse abhängig. Fast alle Hühner besitzen zudem eine Art Indikator, die Aufschluss über die jeweilige Eierfarbe gibt: die Ohrscheibe. Hierbei handelt es sich um einen Lappen unter dem Ohr der Hühner, dessen Farbe verrät, ob das Huhn weiße oder braune Eier legen wird.
- Weiße Ohrscheibe: Eier meist weiß
- Farbige Ohrscheibe: Eier meist braun
Hennen können ohne Hahn keiner Eier legen
Hühner sind Herdentiere und sollten in Gruppen von etwa drei bis sechs Hennen plus einem Hahn gehalten werden. Das männliche Huhn legt zwar keine Eier, übernimmt aber wichtige Aufgaben in der Herde: Der Hahn beschützt und bewacht die Herde und sorgt für Ruhe. Auch für den Nachwuchs ist er essenziell, denn ohne Hahn gibt es keine Küken – Eier allerdings schon! Denn Hennen ovulieren etwa alle 25 Stunden und legen kurze Zeit später ein Ei. Ist kein Hahn vorhanden, bedeutet das lediglich, dass die Eier nicht befruchtet werden. Hennen können somit auch ohne einem Hahn Eier legen!
Hühner sind dumm
Immer wieder hört man den Spruch „Du dummes Huhn“, der darauf schließen lässt, dass Hühner dumm sind. Das mag durchaus für einige Exemplare stimmen, im Allgemeinen gelten Hühner jedoch als sehr schlau. Sie können Tricks lernen, rechnen, Zeitintervalle wahrnehmen und sich gegenseitig erkennen. Hinzu kommt, dass die Tiere sich mit über 24 unterschiedlichen Lauten auf komplexe Art und Weise verständigen.
Hühner legen andauernd Eier
Die Behauptung, dass Hühner täglich ein Ei legen, hält sich starr. Allerdings ist das nur bedingt richtig, denn eigentlich legen die Laufvögel maximal ein Ei pro Tag. In der freien Natur legen Hühner etwa 60 Eier pro Jahr, wobei sich dies meist auf den Zeitraum von Frühjahr bis in den Hochsommer erstreckt. Zusätzlich wirken sich folgende Faktoren auf die Eiermenge aus:
- Alter: je älter, desto weniger Eier
- Temperatur: je kälter es wird, desto weniger Eier
In Zuchtbetrieben sieht das jedoch anders aus, denn Legehennen legen bis zu 300 (!) Eier pro Jahr. Ermöglicht wird das durch die Simulation des Tageslichts im Frühjahr, indem das Licht länger an und die Temperatur entsprechend hoch ist. Diese Umstände sind jedoch mit hohem Stress für die Hühner verbunden, weshalb die meisten Tiere bereits nach zwei Jahren „ausgesorgt“ haben und „entsorgt“ werden.
Hühner sind Vegetarier
Ist es wahr, dass Hühner Vegetarier sind und nur Körner fressen? Nein, denn Hühner sind Allesfresser und fressen demnach auch so gut wie alles, was ihnen vor den Schnabel kommt. Ihr Speiseplan gestaltet sich demnach sehr abwechslungs- und nährstoffreich, wobei sie in der freien Natur vorzugsweise nachstehende Futteralien zu sich nehmen:
- Insekten (Käfer, Spinnen)
- Beeren
- Grünfutter
- Samenkörner
Schon gewusst? Hühner fressen pro Tag etwa 120 Gramm Futter.
Hühner sind Kannibalen
Es ist gar keine Seltenheit, dass sich Hühner zu Tode picken und manchmal sogar den Kadaver anschließend fressen. Solch ein aggressives Verhalten tritt beispielsweise häufig gegenüber einem schwachen, kranken Huhn auf. Auf diese Weise möchten Hühner die Herde vor einer Ausbreitung der Krankheit schützen. Häufiger tritt dieses Verhalten jedoch bei schlechten Haltungsbedingungen auf, wie etwa in schlecht geführten Zuchtbetrieben. Zu wenig Platz in Kombination mit einer proteinarmen Nahrung versetzt die Tiere in Stress und kann das aggressive Verhalten fördern. Um das zu vermeiden, setzen viele Zuchtbetriebe auf das Stutzen der Schnäbel – was natürlich nichts mit artgerechter Haltung zu tun hat. Besser wäre es, die Haltungsbedingungen zu optimieren und dafür zu sorgen, dass sich die Tiere wohlfühlen:
- Ausreichend Platz
- Proteinreiche Nahrung
- Ausgiebige Beschäftigungsmöglichkeiten (Staubbadeplätze, Wiese, etc.)
- Küken nicht wahllos/unbeaufsichtigt in neue Herde geben
Hühner können ihr Geschlecht wechseln
Ein relativ unbekannter Mythos über Hühner ist, dass die Tiere ihr Geschlecht „wechseln“ können. An diesem Mythos ist durchaus etwas Wahres dran, denn Hühner zeichnen sich durch Zweigeschlechtlichkeit (Gynandromorphismus) aus und können demnach sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsorgane haben. Es ist somit durchaus möglich, dass ein Hahn zu einer Henne wird, sich paaren und Eier legen kann und somit den Erhalt der Herde sicherstellt. Ebenso kann eine Henne zu einem Hahn werden, krähen sich die Hahnenfedern wachsen lassen und sich um die Herde kümmern.
Hähne sind aggressiv und bösartig
Immer wieder hört man, dass Hähne besonders aggressiv und sogar bösartig seien. So manches Verhalten der männlichen Laufvögel mag durchaus darauf schließen lassen, allerdings agieren die Tiere nicht aus Boshaftigkeit. Vielmehr versuchen sie, mit ihrem Dominanzverhalten die Herde vor Bedrohungen zu schützen. Aggressives Verhalten kann aber auch aufgrund einer falschen Sozialisierung und schlechten Erfahrungen in der Jugendphase entstehen. Auch ist es durchaus möglich, dass Hühnerhalter als Konkurrenten wahrgenommen werden. Das Risiko von aggressivem Verhalten lässt sich jedoch minimieren, wenn die Tiere artgerecht aufgezogen und gehalten werden.
Hühner gackern, Hähne krähen
Das morgendliche Krähen wird ausschließlich dem Hahn zugesprochen, immerhin handelt es sich hierbei meist um ihren Balzruf. Allerdings dient das Krähen nicht nur diesem einen Zweck, denn Hühner krähen beispielsweise auch bei Gefahr oder um verloren gegangenen Hühnern zurück zur Herde zu leiten. Meist krähen tatsächlich Hähne, allerdings können auch Althennen krähen – vor allem, wenn kein Hahn in der Herde vorhanden ist.
Hähne krähen nur morgens
Der morgendliche „Weckruf“ von Hähnen ist altbekannt, allerdings krähen sie nicht nur morgens, um die Sonne „zu begrüßen“. Denn auch nachts, wenn sie geweckt werden können sie einen lauten Krähruf von sich geben. Einige Hähne krähen auch tagsüber lautstark vor sich hin – aus den unterschiedlichsten Gründen. So ist es beispielsweise möglich, dass sie mit dem Krähen ihrem Frust freien Lauf (z.B.: bei zu wenig Futter/Wasser) lassen oder sie Dominanz ausstrahlen möchten. Unterbinden sollte man das Krähen jedoch nicht, immerhin handelt es sich hierbei um ein natürliches Kommunikationsmittel der Tiere. Hühnerhalter können jedoch einige Vorkehrungen treffen, um das Krähen bestmöglich zu reduzieren:
- Artgerechte Haltung
- Ausreichend Futter/Wasser
- Bei Bedarf Herde verkleinern
- Nur einen Hahn pro Herde halten
- Hühner nachts in abgedunkeltem Gehege halten
Hühner können nicht fliegen
Hühner sind Laufvögel und fühlen sich auf dem Boden am wohlsten. Ihre Flügel haben sie aber nicht umsonst, denn die gefiederten Tiere können tatsächlich fliegen. Die Flugkünste sind hierbei von der jeweiligen Rasse abhängig: Während die meisten Wildhuhnrassen fliegen können, sind Zuchthühner aus Legebetrieben meist bessere Läufer. Der Grund hierfür ist, dass Zuchthühner vor allem für das Legen von Eiern bzw. für ihr Fleisch gezüchtet werden. Dementsprechend haben sie eine schwach ausgebildete Brustmuskulatur, sind schwer und können daher kaum fliegen. Ein weiterer Grund ist, dass viele Halter ihren Hühnern die Flügel stutzen, um sie an Flugversuchen zu hindern.
Hühner sehen schlecht
„Du blindes Huhn“ ist eine allgegenwärtige Floskel, die vermuten lässt, dass Hühner schlecht sehen. Dem ist allerdings nicht so, ganz im Gegenteil: Hühner haben einen scharfen Blick und ein Gesichtsfeld von etwa 300 Grad. Sie können mehr Farben als wir Menschen wahrnehmen und auch in Dunkelheit besser sehen als wir. Dank ihrer guten Sehkraft ist es Hühnern möglich, Fressfeinde rechtzeitig zu erkennen und sich in Sicherheit zu begeben.
Hühner sind wasserscheu und können nicht schwimmen
Die meisten Hühner fühlen sich auf festem Boden am wohlsten, wohingegen sie Wasser eher scheuen. Das ist auch gut so, denn das Gefieder von Hühnern ist – im Gegensatz zu dem von Enten – nicht wasserabweisend und würde sich mit Wasser vollsaugen und die Tiere „nach unten ziehen“. Schwimmen an sich könnten die Tiere schon, allerdings wissen sie es (meist) nicht und würden im Wasser wahrscheinlich in Panik verfallen und ertrinken. Sie sollten daher zu ihrem eigenen Schutz lieber vom Wasser ferngehalten werden.