Gänsehaltung – Hausgans/Pommerngänse im Garten – Infos zur Haltung

braune Höckergans

Gänse (Anserinae) gehören zu den Entenvögeln und sind somit mit den Enten verwandt – allerdings sind die geselligen und intelligenten Tiere sehr viel größer und haben zum Teil auch andere Ansprüche an Pflege und Haltung als ihre kleineren Verwandten. Im Gegensatz zu diesen sind Hausgänse richtige Weidetiere und können, vorausgesetzt, eine gute und ausreichend große Weidefläche ist vorhanden, einen großen Teil des Jahres nur mit Gras, Kräutern sowie etwas Beifütterung ernährt werden. Vor allem Gras ist das natürlichste Futter der stattlichen Tiere.

Artgerechte Gänsehaltung

Die Gänsehaltung ist eine faszinierende Beschäftigung, braucht allerdings eine gewisse Fachkenntnis. Anfänger finden in diesem Artikel die wichtigsten Informationen im Überblick – für weiterführendes Wissen finden Sie am Ende des Textes eine Liste mit guter Fachliteratur. Aber auch beim Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter e.V. (BDRG) sowie dem Fachverband, dem SV Deutscher Gänsezüchter gegr. 1907, werden Neulinge gern aufgenommen und finden dort Rat und Tat der erfahrenen Gänsezüchter.

Warum sollte man Hausgänse halten?

Zunächst einmal: Schon seit Jahrtausenden sind die Tiere wichtige Fleischlieferanten. Die Entenvögel werden sehr groß: Kleinere Gänserassen wie die Elsässer Gans erreichen ein Schlachtgewicht von rund fünf Kilogramm, größere wie die Emdener Gans können sogar bis zu zwölf Kilogramm schwer werden. Darüber hinaus finden die feinen und weichen Gänsedaunen traditionell Verwendung in Bettzeug und Kleidung (wie beispielsweise Daunenjacken im Winter). Doch die ebenso sozialen wie intelligenten Vögel lassen sich ebenso als Ersatz für einen Wachhund einsetzen: Da eine durchschnittliche Gans sich bis zu 100 Gesichter merken kann, weiß die Gänseherde sehr genau, wer zu ihnen gehört und wer nicht – und schlagen mächtig Alarm, sollte sich einmal ein Fremder auf das Gehöft verirren. Was kaum jemand weiß: Hausgänse sind aufmerksamer als viele Wachhunde und überdies sehr wehrsam – vor allem Ganter. Bei intensiver Pflege werden sie oft sehr zahm und folgen ihrem Halter auf Schritt und Tritt.

Vorüberlegungen

Bevor Sie sich nun auf den Weg machen und eine kleine Gänseherde für den Garten kaufen, sollten Sie sich zunächst über einige Punkte klar werden. Im Gegensatz zur Hühner-, ist die Gänsehaltung sehr platzintensiv und daher in kleineren Wohngebieten allein aus schierem Platzmangel nicht möglich. Ganz abgesehen davon, dass die Haltung der Tiere in vielen Fällen nicht erlaubt sein wird, da Gänse zwar nicht krähen, aber dennoch sehr viel Lärm veranstalten können. Haben Sie nur eine kleine Gartenfläche, so ist von der Haltung von Gänsen abzuraten – die Tiere brauchen eine recht große Weidefläche und außerdem eine Möglichkeit zum Baden, schließlich handelt es sich um Wasservögel. Außerdem müssen sie jeden Abend in den Stall gebracht, morgens wieder herausgelassen und täglich gefüttert und getränkt werden – im Falle Ihrer Abwesenheit brauchen Sie also eine Vertretung, mit der die Tiere zudem gut vertraut sind (siehe oben).

Rassen und ihre Eigenschaften

Es gibt rund 60 verschiedene Gänserassen, die allesamt – mit Ausnahme der Höckergans – von den Graugänsen abstammen. Nicht alle dieser Rassen sind von den Züchterverbänden anerkannt und somit im Rassestandard enthalten: So manche ist bereits extrem selten geworden und vom Aussterben bedroht. Aus diesem Grund bietet der Fachverband VHGW (Verband der Hühner-, Groß- und Wassergeflügelzüchtervereine zur Erhaltung der Arten- und Rassenvielfalt e. V.) spezielle Angebote für die Halter und Züchter seltener und heimischer Geflügelrassen an. Für Selbstversorger, gerade für Anfänger der Gänsehaltung, empfehlen sich jedoch vor allem robuste und pflegeleichte Rassen wie beispielsweise die aus Norddeutschland stammenden Pommerngänse oder die bereits seit dem 13. Jahrhundert gezüchteten Emdener Gänse.

Gänserassen für private Haltung

Sie sollten eine Gans niemals alleine halten, denn der Vogel ist ein sehr geselliges und soziales Tier. Gesellen Sie mindestens zwei Tiere zusammen, wobei eine männliche Gans – die Ganter genannt wird – nicht unbedingt dazu gehören muss. Gerade für Anfänger in Sachen Gänsehaltung empfiehlt es sich, zunächst auf die sehr wachsamen und mitunter aggressiven Ganter zu verzichten. Das gilt natürlich nicht, wenn Sie die Tiere züchten wollen: Für den Aufbau einer kleinen Gänsezucht brauchen Sie mindestens einen Zuchtstamm. Ein solcher besteht aus einem Ganter und drei Gänsen – der Fachmann kennzeichnet dies mit ‚1,3‘, wobei die 1,0 immer für ein männliches und die 0,1 immer für ein weibliches Tier steht. Vielleicht ist Ihnen diese für Außenstehende etwas kryptische Umschreibung schon einmal in einer Fachzeitschrift oder im Anzeigenteil der Tageszeitung begegnet.

Pommerngänse / Rügener Gans

Pommern Gans weiblich Pommerngänse gehören zu den ältesten Hausgänsen überhaupt: Nach den Berichten römischer Autoren wurden schon vor 3000 Jahren Gänse in Pommern gezüchtet – ob diese allerdings dem heutigen Typ entsprechen, ist ebenso wenig überliefert wie unwahrscheinlich. Moderne Pommerngänse sind von schwerem, kräftigem Körperbau und erreichen mit durchschnittlich sieben bis acht Kilogramm ein ordentliches Schlachtgewicht. Des Weiteren gelten Pommerngänse als vital, sehr robust, zuchtfreudig und werden zudem recht zahm. Doch nicht nur deshalb sind Pommerngänse sowohl bei professionellen Züchtern als auch in der privaten Gänsehaltung so beliebt: Diese Rasse liefert ein besonders schmackhaftes, feines Fleisch – und das ohne einen allzu hohen Aufwand bei der Fütterung.

Elsässer Gans

Elsässer Gans Die Elsässer Gans gehört zu den kleinsten Hausgänserassen. Vom Lebendgewicht her – sowohl der Ganter als auch die Gans erreichen durchschnittlich zwischen vier und viereinhalb Kilogramm – unterscheiden sie sich nicht von einem Warzenentenerpel. Die Kleinheit dieser Rasse hat handfeste Vorteile: Aufgrund ihrer geringen Größe hat sie einen nicht ganz so großen Platzbedarf wie die anderen Hausgänse, außerdem muss sie bei weitem auch nicht so intensiv gefüttert werden. Äußerlich ähnelt die Elsässer Gans in Größe und Farbe sehr ihrer Urahnin, der wilden Graugans.

Lockengänse

Vermutlich um die Mitte des 19. Jahrhunderts kam es in Südosteuropa zu einer interessanten Mutation, bei der die Federstruktur dort heimischer Hausgänse im Schulter- und Rückenbereich lockenartig verändert erschien. Konkret ge- und erzüchtet – und damit als eine neue Rasse mit stabilen Eigenschaften geschaffen – wurde die Lockengans wenig später etwa ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert. Lockengänse brauchen unbedingt eine ausreichende Badegelegenheit, damit die Tiere ihre Federfülle reinigen und pflegen können. Diese sehr hübsche Hausgans erreicht durchschnittlich ein Gewicht zwischen 4,5 und 5 Kilogramm bei der Gans und 5 bis 6 Kilogramm beim Ganter.

Steinbacher Kampfgänse

Steinbacher Kampfgans Die Steinbacher Kampfgans ist eine sehr beeindruckende Erscheinung, obwohl sie mit durchschnittlich 4,5 bis 5,5 Kilogramm bei der Gans und 5,5 bis 6,5 Kilogramm nicht allzu groß wird. Diese Rasse wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Thüringen aus Höcker- und Emdener Gänsen sowie weiteren, regionalen Landrassen erzüchtet, wobei als Vorbild die berühmt-berüchtigten russischen Kampfgänse dienten. Herausgekommen ist eine Gänserasse, bei der insbesondere die Ganter einen streitsüchtigen Charakter haben können. Dies hat zur Folge, dass man die Tiere am besten nur paarweise und die Paare gut getrennt voneinander hält. Außerdem gilt die Steinbacher Kampfgans als sehr robust und genügsam, weshalb sie sich sehr gut für die Weidemast eignet.

Höckergänse / Afrikanische Höckergänse

braune Höckergans Höckergänse stammen nicht wie die anderen Hausgänse von der Graugans ab, sondern von der aus Asien stammenden Schwanengans (Anser cygnoides). Ihr hervorstechendes Merkmal ist der an der Stirn ansetzende „Schwanenhöcker“, der sich erst mit Einsetzen der Geschlechtsreife ausbildet. In Deutschland werden zwei verschiedene Rassen gehalten, die Höckergans und die Afrikanische Höckergans. Erstere ist deutliche temperamentvoller, dafür aber mit durchschnittlich vier bis fünf Kilogramm deutlich kleiner als die bis zu sieben bzw. acht Kilogramm schwere Afrikanische Höckergans. Allerdings sind die leichteren Höckergänse auch wesentlich genügsamer als die „Afrikaner“, die Sie neben der Weide gut zufüttern müssen. Übrigens: Höckergänse sind sehr laut und haben eine trompetenhelle Stimme: Halten Sie sie also besser nicht in einem eng besiedelten Wohngebiet.

Toulouser Gans

Toulouser Gans Die durchschnittlich zwischen acht und neun Kilogramm bei der Gans und neun bis zehn Kilogramm beim Ganter schweren Toulouser Gänse haben einen sehr wuchtigen Körper. Sie werden bereits seit dem Mittelalter gezüchtet, wobei seit jeher das Hauptaugenmerk auf eine große Körpermasse und eine gute Eignung für die Fettleberproduktion gelegt wurde. Rassetypisch sind auch die Wammen, dabei handelt es sich um herabhängende Hautlappen, an Kehle und Bauch. Die Tiere setzen sehr schnell sehr viel Fett an, weshalb Sie bei der Fütterung von Zuchttieren besonders viel Umsicht walten lassen müssen: Die Winterfütterung von zur Zucht vorgesehenen Tieren zeichnet sich durch einen moderaten Getreideeinsatz und möglichst viel Obst, Gemüse und anderes Pflanzenmaterial aus. Toulouser Gänse sind von Natur aus sehr freundlich und haben ein ruhiges Gemüt.

Emdener Gans

Emdener Gänse gehören sowohl zu den schwersten als auch zu den ältesten Hausgänserassen. Geschichtliche Belege reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück und belegen die Gänsezucht im Emdener Raum. Aufgrund des hohen Körpergewichts – diese Rasse ist die schwerste in Deutschland gezüchtete Gänserasse – muss die Emdener Gans stärker zugefüttert werden.

Tipp: Übrigens sind schwere Rassen wie die Toulouser oder Emdener Gans nur wenig fruchtbar und brauchen eine Wasserstelle. Die Befruchtungsraten steigen, wenn die Tiere den Tretakt im auftreibenden Wasser durchführen können.

Gänse kaufen

Gesunde und vitale Tiere für Ihre persönliche Gänsehaltung kaufen Sie am besten direkt beim Züchter. Überlegen Sie sich, was Sie von einer Gans erwarten: Wollen Sie eher zahme Tiere oder können diese ruhig lebhafter sein? Bevorzugen Sie eine große und schwere Rasse oder soll es, vielleicht aufgrund mangelnden Platzes, eine eher kleine Gans sein? Reinrassige Tiere sind zudem zu bevorzugen, da Sie hier genau das bekommen, was Sie gemäß der Rassebeschreibung erwarten können. Achten Sie bei der Auswahl der zu kaufenden Tiere außerdem auf folgende Merkmale:

  • Machen die Gänse einen gesunden Eindruck, sind sie munter und aufmerksam?
  • Ist das Gefieder glatt und sauber, glänzen die Augen?
  • Gibt es vielleicht irgendwo kahle Stellen im Federkleid?
  • Wirkt die Gans gut genährt oder eher abgemagert?

Adressen von Züchtern

Sofern Ihnen noch kein Gänsezüchter bekannt ist, wenden Sie sich am besten an den Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter e. V. (BDRG), einen seiner Landes- bzw. Ortsverbände (googeln Sie einfach nach den Stichworten Rassegeflügelzuchtverein + Ort bzw. Bundesland) oder an den SV Deutscher Gänsezüchter. Zwischen Oktober und Januar finden in vielen Ortschaften zudem Rassegeflügelschauen statt, in denen die in den verschiedenen Verbänden organisierten Züchter ihre Tiere ausstellen und durch Preisrichter bewerten lassen. Diese Schauen sind öffentlich: Dort können Sie ganz einfach verschiedene Gänserassen genauer in Augenschein nehmen, mit den Züchtern in Kontakt kommen und vielleicht sogar schon Tiere käuflich erwerben. Lohnend sind auch die großen Landesschauen sowie die LIPSIA in Leipzig (immer am ersten Dezemberwochende) und die seit über hundert Jahren immer im Oktober stattfindende Junggeflügelschau in Hannover.

Wie viel Platz braucht eine Gans?

Pro Tier müssen Sie mindestens einen Quadratmeter Stallfläche sowie durchschnittlich ca. 90 Quadratmeter Weidefläche einplanen. Gänse sind keine Stall- oder Volierenvögel; sie gehören die meiste Zeit nach draußen auf die Weide. Allerdings ist im Hinblick auf ein mögliches Aufstallungsgebot bei einem Vogelgrippevorfall eine zusätzliche überdachte Voliere sinnvoll, die nicht zu knapp bemessen sein sollte. Einen mehrwöchigen Aufenthalt im Stall, womöglich noch im Frühjahr, verträgt keine Gans: Aggressionen und Verhaltensstörungen bis hin zu gegenseitigen Verletzungen, Parasitenbefall und eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit sind die Folge.

Der perfekte Gänsestall

Auch wenn Gänse sogar bei strengen winterlichen Temperaturen tagsüber ins Freiland gehören, ist ein sauberer, trockener und geschlossener Stall unentbehrlich. Er schützt die Tiere vor Wind und Feuchtigkeit, außerdem bietet er Schutz gegen (kleine) Raubtiere, einen sicheren Platz für die Eiablage sowie bei einer Zucht für die ersten Lebenstage der Gössel. Sollten Sie Bruteier sammeln wollen, ist ein Stall immens wichtig – diese dürfen nämlich nicht unter 5 °C abkühlen. Dies können Sie gerade gegen Ende des Winters, wenn die zum Brüten gedachten Eier eingesammelt werden, nur mit einem Stall gewährleisten. Für eine gewünschte Naturbrut empfiehlt sich schließlich die Einrichtung eines separaten Brutraumes.

Gänse brauchen viel Licht & Luft

Besonders wichtig im Stall sind Licht, Luft und Trockenheit, weshalb Sie die Fenster am besten stets offen halten – es sei denn, es herrscht gerade strenger Frost oder Winterstürme toben durchs Land. Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass die Tiere keiner Zugluft ausgesetzt werden. Zudem sollte es nicht hereinregnen können. Verkleidungen aus teerfreier Dachpappe oder Holzplatten eignen sich zu diesem Zweck sehr gut, wohingegen Wände und Fußboden am besten aus leicht zu reinigendem Lehm oder Zement bestehen. Beides hindert zudem Schnee und Regenwasser am Eindringen.

Einrichtung des Gänsestalls

Ein bereits bestehendes Stallgebäude eignet sich dann für die Gänsehaltung, wenn es von der Grundfläche her groß genug ist, sich leicht reinigen lässt und außerdem die Abtrennung mehrerer Boxen möglich ist. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn die Tiere brüten sollen und zu diesem Zweck eine Rückzugsmöglichkeit brauchen. Des Weiteren sollten Sie das Futter separat aufbewahren und zwar so, dass die Gänse nicht darankommen. Sehr gut eignet sich etwa ein abgetrennter Futterraum, in dem das Futter in gut verschließbaren Behältern aus Kunststoff trocken und vor Ungeziefer geschützt aufbewahrt werden kann.

Einstreu

Gänsekot ist sehr flüssig, zudem koten die Tiere recht viel. Deshalb brauchen Sie im Gänsestall eine dicke Schicht Einstreu, die am besten aus Torf und Stroh besteht. Dabei brauchen Sie nur die oberste Strohschicht täglich ausmisten, die untere, wärmende Torfschicht wird dagegen nur alle paar Monate einmal gewechselt. Auch Sägespäne weisen eine sehr hohe Saugfähigkeit auf und eignen sich daher als Einstreu – weniger jedoch als Dünger für den Garten, hier leistet Stroh bessere Dienste.

Legenester

Gänsehaltung - junge Gänse Die meisten Gänserassen legen pro Jahr rund 25 bis 30 Eier (Höckergänse sogar bis zu 50!), weshalb die Aufstellung von Legeboxen auch bei der Gänsehaltung sinnvoll ist. Diese Boxen müssen so groß sein, dass das Tier bequem auf der aufgeschütteten Strohschicht sitzen kann. Übrigens suchen Gänse zum Legen meist immer dasselbe Nest auf.

Futterbehälter und Tränken

Kleinere Gänsegruppen können Sie gut aus Schüsseln oder übergitterten Kästen mit Futter versorgen, größere sind dagegen mit einem Futtertrog besser bedient. Wählen Sie Behältnisse aus leicht zu reinigenden Materialien, beispielsweise aus Kunststoff, Metall, Stein oder Beton. Gefüttert wird meist nur morgens und abends, wobei schwächere Tiere oft von den anderen abgedrängt werden und so weniger Futter abbekommen. Damit alle Tiere gleichzeitig und in Ruhe fressen können, stellen Sie am besten mehrere Futterstellen auf. Als Tränken eignen sich Behältnisse, die ein Verplanschen bzw. Verdrecken des Wassers verhindern. Dazu können Sie beispielsweise ein großes PVC-Rohr aufstellen, in das Sie in regelmäßigen Abständen einzelne runde Öffnungen hineingeschnitten haben. Aber auch längliche Blumenkästen oder Dachrinnen eignen sich für diesen Zweck sehr gut.

Beleuchtung

Zur reinen Gänsehaltung ist eine zusätzliche Beleuchtung im Grunde nicht notwendig – allerdings dann, wenn Sie die imposanten Tiere auch züchten wollen. Gänse unterliegen stärker als andere Geflügelarten dem jahreszeitlichen Fortpflanzungsrhythmus und kommen dementsprechend erst dann in Lege- und Brutlaune, wenn die Tage länger (mindestens acht Stunden Licht am Tag!) und die Nächte kürzer werden. Sofern die Brut schon im Februar oder März beginnen soll, sorgen Sie mit Hilfe von Lampen für entsprechende Förderung der Legelust.

Weideauslauf und  Wasserbecken

Artgerecht ist nur die Gänsehaltung im Weideauslauf, denn bei einer reinen Stallhaltung verkümmern die Tiere. Je größer der Auslauf und je reichhaltiger die Zusammensetzung aus verschiedenen Gräsern und Kräutern, desto vitaler und gesünder sind die Tiere. Ein kleiner, abgesteckter Teil im Garten reicht dabei in der Regel nicht aus, denn die zur Verfügung stehende Fläche sollte in mehrere Teile eingeteilt und nacheinander beweidet werden. Gänse weiden das Gras sehr knapp ab, was schnell zu Schäden an der Grasnarbe führen kann. Durch die Beweidung wechselnder Parzellen bekommen die einzelnen Weidestücke genügend Zeit für die Regeneration. Nachdem eine Parzelle abgeweidet ist, treiben Sie die Tiere um und mähen die Weidereste (Gänse sind durchaus recht wählerisch bei der Auswahl schmackhafter Gräser und Kräuter) auf eine einheitliche Höhe ab.

Extra-Tipp: Wer Mais anbaut, kann seine Tiere auch direkt neben oder sogar auf einem Stück Maisfeld halten. Selbst wenn die Tiere ihre Weide komplett abgegrast haben sollten, bekommen sie durch den Mais dennoch jeden Tag frisches und nahrhaftes Grünfutter.

Zusammensetzung der Gänseweide

Natürlich ist Weide nicht gleich Weide, denn die Qualität derselben hängt sehr stark von ihrem Bewuchs ab. Eine gute Gänseweide enthält verschiedene Gräser, Kräuter und eiweißreiche Leguminosen. Besonders wertvoll für die Ernährung der Gänse und damit auf der Weide erwünscht sind folgende Pflanzen:

  • Gräser: Knaulgras, Weidelgras, Lieschgras
  • Kräuter: Löwenzahn, Wiesenkerbel, Spitzwegerich, Gänseblümchen
  • Leguminosen: Rot- und Weißklee, Hornklee, Vogelwicke

Löwenzahn - Pusteblume Weniger erwünscht sind dagegen Pflanzen wie Brennnesseln oder Disteln, da diese von den Tieren nur sehr ungern gefressen werden.

Tipp: Gerade im Frühjahr können Sie das Beifutter Ihrer Gänse mit klein gehäckselten, jungen Brennnesseln anreichern. Das Kraut ist reich an Vitaminen und Mineralstoffen, hat zudem eine antibakterielle Wirkung und kann so Krankheiten vorbeugen.

Die richtige Badegelegenheit

Ihre Gänsehaltung ist nur dann artgerecht, wenn die Tiere eine Badegelegenheit bekommen. Die reinlichen Tiere putzen darin nicht nur ihr Gefieder und säubern es so von Milben und anderem Ungeziefer, sondern tauchen zu Reinigungszwecken auch ihre Augen und Nasenöffnungen hinein. Kleine Gartenteiche eignen sich dabei nicht als Badegelegenheit, da sich das Wasser hier nicht austauschen und die notwendigen hygienischen Bedingungen für die Gänsehaltung nicht gegeben sind. Stattdessen sind als Badegelegenheit diese Behälter zweckdienlicher:

  • eine alte Badewanne aus Emaille, Zink o. ä., die Sie teilweise im Boden eingraben
  • ein Kunststoffsandkasten (wie für Kinder üblich)
  • ein abgeschnittener IBC-Container

Verläuft dagegen auf Ihrem Grundstück ein Bach oder kleiner Fluss, so ist dieser für die Gänsehaltung ideal: Durch das stetig fließende Gewässer findet immer eine Reinigung statt, so dass sich gar nicht erst irgendwelche Krankheitskeime ansiedeln können. Stellen Sie in diesem Fall jedoch sicher, dass die Tiere nicht ausbüxen können.

Vorsicht: Sind bisherige Stallgänse nicht an Wasser gewöhnt, können Sie schnell ertrinken. Zwar sind Gänse Wasservögel, können aber – sofern sie längere Zeit keinen Zugang zu Badewasser hatten – tatsächlich ertrinken.

Sie fetten ihr Gefieder nämlich nur dann mit einem abdichtenden Sekret aus ihrer Bürzeldrüse ab, wenn sie regelmäßig baden. Achten Sie also darauf, wenn Sie Ihre Tiere in einem tieferen Freiwasser schwimmen lassen wollen. Zuvor sollten Sie regelmäßig gebadet haben, da durch die fehlende Abdichtung des Gefieders dasselbe sehr schnell durchfeuchten kann und die Tiere nicht mehr auf dem Wasser trägt.

Was fressen Gänse?

Während der Weidesaison suchen sich die Gänse – vorausgesetzt, die Weide ist reichhaltig genug – ihr Futter selbst zusammen. Ihre Hauptnahrung besteht aus Grünfutter, das aus Gräsern, Kräutern und Leguminosen als Eiweißlieferanten zusammengesetzt ist. Außerdem sollten unbedingt zugefüttert werden:

  • verschiedene Getreide (als Korn und Schrot) wie Mais, Gerste, Weizen, Hafer
  • zusätzliches Grünfutter bei magerer Weide (frisch geschnitten)
  • Gemüse wie geraspelte Möhren, Weißkohl, Kartoffeln oder Futterrüben
  • proteinreiche Futtermittel wie Erbsen, Ackerbohnen, Sojaschrot
  • Fleisch- oder Fischmehl
  • sowie Zusatzfuttermittel wie Muschelschrot und Grit

Gänse sind übrigens Allesfresser, weshalb eine Versorgung mit tierischem Eiweiß vor allem während der Wintermonate immens wichtig ist. Gerade viele Anfänger der Gänsehaltung wissen dies nicht und ernähren ihre Tiere daher nicht artgerecht. Mangelerscheinungen und damit verbundene Krankheiten sind die unausweichliche Folge.

So stellen Sie das Futter für Ihre Tiere zusammen – gesund und artgerecht

Während der Weideperiode müssen Sie natürlich weniger zufüttern als es im Winter der Fall ist. Außerdem hängt die Art und Menge der Zufütterung von der Gänseart ab. Manche Gänserassen wie die Pommerngänse sind sehr genügsam, andere dagegen (beispielsweise die Toulouser Gans) benötigen einen vergleichsweise ausgefeilten Fütterungsplan. Erfahrene Züchter empfehlen für die Wintermonate diesen Art der Fütterung: Mischen Sie

  • 30 % Maisschrot
  • 20 % Gerstenschrot
  • 10 % grobe Weizenkleie
  • 10 % Haferschrot
  • 15 % Dorschmehl (oder ein anderes Fischmehl, allerdings ist Dorsch reich an gesunden Fettsäuren)
  • 10 % Fleischmehl
  • 5 % Biertreiber

und rühren Sie damit pro Gans diese Futtermischung zusammen:

  • 50 Gramm der oben genannten Mischung
  • 50 Gramm Hafer
  • eingeweicht in Butter- oder Magermilch

Sie können die Mischung auch mit gekochten Kartoffeln und geschnitzelten Rüben anreichern. Reichen Sie unbedingt Muschelschrot (einfach am Strand gesammelte Muscheln klein häckseln) und Grit extra hinzu.
Einfacher ist es, ein Alleinfuttermittel für Hühner im Handel zu besorgen und dieses mit eingeweichtem Brot, gekochten Kartoffeln, geschnitzelten Rüben oder Möhren und gehäckselten Brennnesseln zu ergänzen.

Gänse richtig mästen

Bedenken Sie, dass zum Mästen bestimmte Hausgänse ein Futter mit einer deutlich höheren Energiedichte erhalten wie die zur Zucht bestimmten Exemplare. Letztere würden bei der gleichen Fütterung hoffnungslos verfetten, was wiederum ihrer Gesundheit und damit dem Bruterfolg im Wege steht. Sie erhalten ein so genanntes Erhaltungsfutter, welchem möglichst kein Weizen beigemischt werden sollte. Masttiere erhalten dagegen bis zu 500 Gramm Getreide pro Tag plus Grünfutter (auch frische Kräuter aus dem eigenen Garten!), Gemüse und eiweißhaltige Futtermittel.

Literatur zum Weiterlesen

Einen guten Start in die eigene Gänsehaltung bietet Ihnen dieses sehr empfehlenswerte Buch:

  • 1. Marion Bohn-Förder: Liebenswerte Langhälse: Über den artgerechten Umgang mit Gänsen. Cadmos, 2012. Die Autorin züchtet schon seit Jahrzehnten sehr erfolgreich graue Pommerngänse, Kanadagänse und noch weiteres Geflügel.
  • 2. Karl-Heinz Schneider: Gänsezucht und Gänsehaltung. Oertel und Spörer, 2010. Auch dieses Standardwerk enthält alles Wissenswerte, was der künftige Gänsehalter wissen muss.