Gänsezucht: so züchten Sie Gänse – Brutzeit, Ablauf und Aufzucht

Toulouser Gans

Die Gänsezucht hat eine sehr lange Tradition. Sie reicht weit zurück bis in die Antike. Kein Wunder: Die Tiere liefern äußerst schmackhaftes Fleisch und jede Menge Federn. Beides verwerten wir Menschen bis zum heutigen Tag gerne.

Als typische Weidetiere sind sie relativ anspruchslos und leicht zu halten. Sie passen zudem perfekt in mittelgroße Gärten. Und auch die Gänsezucht selbst ist wahrlich keine Hexerei – vorausgesetzt, man beachtet ein paar wenige Eigenheiten der Tiere.

Grundlage der Gänsezucht

Der größte Knackpunkt bei der Gänsezucht ist zweifellos der Umstand, dass Gänse in der freien Natur monogam leben. Stirbt ein Partner, lebt der andere alleine weiter, ohne sich je wieder zu paaren. Bei wild lebenden Tieren ist das in der Regel auch kein Problem. Wer sich jedoch als Selbstversorger eine eigene Zucht aufbauen möchte, kann durch dieses Verhalten schnell an ein Ende seines Vorhabens geraten. Es ist daher besonders wichtig, von Beginn an eine Verhaltensänderung herbeizuführen. Diese erreicht man am besten dadurch, dass der Ganter bereits in seinem ersten Lebensjahr mit mehreren Gänsen verpaart wird. Stirbt eine der Damen vorzeitig, kann sie dann nämlich relativ leicht durch eine andere ersetzt werden, die vom Ganter dann auch meist angenommen wird. Bei den mittelschweren Gänserassen ist dabei ein Verhältnis von bis zu acht Gänsen pro Ganter möglich.

Weitere Voraussetzungen

Pommerngans männlich Wie bereits erwähnt sind Gänse Weidetiere, die jede Menge an Gras fressen. Gras spielt freilich nicht nur ganz allgemein eine große Rolle für die Ernährung der Tiere, sondern hat auch einen Einfluss auf die Fruchtbarkeit des Ganters sowie auf die Versorgung des Embryos im Ei mit Vitaminen. Ist zu wenig Gras vorhanden, bringt das die Zucht ernsthaft in Gefahr. Als grobe Orientierung kann man sagen, dass zehn Gänse am Tag in etwa so viel Gras fressen wie eine ausgewachsene Kuh. Klar, dass da eine entsprechende Fläche vorgehalten werden muss. Ein Gänsepaar benötigt deshalb auch circa 400 bis 500 Quadratmeter an Weidefläche. Anders ausgedrückt: Für eine erfolgreiche Zucht müssen stets die Haltungsbedingungen stimmen. Und beim Züchten von Gänsen haben diese eben sehr viel mit der ausreichenden Versorgung mit frischem Gras zu tun. Ebenfalls von Bedeutung ist die Versorgung mit Wasserteich. Da Gänse bekanntlich Wasservögel sind, wäre ein Teich im Garten ideal.

Geeignete Rassen

Grundsätzlich lassen sich natürlich alles Haus-Gänserassen im heimischen Garten züchten. Allerdings kann der Aufwand dafür höchst unterschiedlich sein. Als relativ unkompliziert haben sich robuste und mittelschwere bis schwere Rassen erwiesen. Zu diesen gehören vor allem:

  • Bayerische Landgans
  • Diepholzer Gans
  • Emdener Gans
  • Fränkische Gans
  • Pommersche Gans
  • Tschechische Gans

Sie zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie relativ unkompliziert und kaum für Krankheiten anfällig sind. Für die Gänsezucht von Bedeutung: Die weiblichen Gänse dieser Rassen erweisen sich stets als hervorragende Brüterinnen und Mütter, die sich mit großer Hingabe nach dem Schlüpfen um ihren Nachwuchs kümmern. Dass die Tiere darüber hinaus hervorragendes Fleisch liefern, ist natürlich auch noch ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Verpaarung

Toulouser Gans Der Ablauf bei der Gänsezucht ist selbstverständlich Jahr für Jahr der gleiche. Alles beginnt mit der Verpaarung der Tiere. Bei Wasservögeln findet diese typischerweise in den Monaten September und Oktober statt, also im Frühherbst. Die geschlechtliche und damit die eigentliche Paarung wird allerdings erst später vollzogen. Für gewöhnlich suchen sich die Gänse dafür die Wintermonate Januar und Februar aus. Wer plant, die eine oder andere Gans in dieser Phase zu schlachten, sollte sie frühzeitig aus der Herde nehmen und vom Ganter separieren, um eine Paarung zu verhindern. Abgesehen davon, muss man sich um nichts weiter kümmern. Die Gänse folgen einfach ihrem natürlichen Trieb und brauchen dafür keine Unterstützung vom Menschen.

Nest

Das Nest spielt bei der Gänsezucht eine zentrale Rolle. Im Nest werden die Eier abgelegt und dann auch ausgebrütet. Jede Gans baut ihr Nest selbst. Dummerweise tut sie das in der Regel dort, wo sie es am sinnvollsten oder einfachsten hält. Das muss nicht immer der sicherste Platz auf dem Gelände sein. Um das Tier und die Eier aber vor Fressfeinden wie etwa dem Fuchs zuverlässig zu schützen, ist der beste Platz für das Nest bzw. die Nester der Stall – vor allem natürlich nachts. Auch wenn Gänse was den Nestbau betrifft recht eigenwillig sein können, lassen sie sich dennoch lenken. Man tut also gut daran, im Stall jene Voraussetzungen zu schaffen, auf die brütende Gänse auch unabhängig vom Züchten besonderen Wert legen würden. Dazu gehören:

  • ausreichend Stroh
  • viel Wasser in unmittelbarer Nähe
  • ein ruhiger, nicht zu heller Platz
  • Trennwände bei mehreren Nestern

Auch beim Nestbau benötigt eine Gans keine Unterstützung. Sie kann das instinktiv und weiß ganz genau, was sie da tut. Am besten, man lässt sie einfach machen und mischt sich als Halter nicht ein. Die Gänsezucht ist im Gegensatz zum Züchten vieler anderer Tiere folglich nicht sehr aufwendig und der gesamte Ablauf recht einfach.

Legeperiode

Graugans beim fressen Nach der geschlechtlichen Paarung mit dem Ganter beginnt die Gans damit, Eier zu legen. Sie legt dabei aber nicht alle Eier auf einmal. Normalerweise kann man davon ausgehen, dass etwa alle zwei Tage ein Ei gelegt wird. Folglich spricht man auch von einer sogenannten Legeperiode. Wie lange diese genau dauert, lässt sich nicht sagen. In ihrem ersten Jahr nach der Geschlechtsreife wird sich die Anzahl der Eier pro Gans im einstelligen Bereich bewegen. Ab dem zweiten Jahr können es dann bis zu 16 Eier sein. Mit diesen Zahlen sollte man auch bei der Gänsezucht kalkulieren. Das erste gelegte Ei verbleibt stets im Nest. Es ist das sogenannte Blind-Ei. Alternativ nennt man es auch Gips-Ei. Alle nachfolgend gelegten Eier werden entnommen und gesondert gelagert.

Eilagerung

Beim Züchten von Gänsen spielt die richtige Eilagerung eine große Rolle. Grundsätzlich ist es ratsam, bis auf das Blind-Ei alle anderen Eier aus dem Nest zu nehmen und an einem geschützten Ort aufzubewahren. Der Grund dafür: In den Monaten Februar und März kann es noch zu Frösten kommen, welche die Eier schädigen würden. Außerdem wird auf diese Weise einer starken Verschmutzung der Eier vorgebeugt. Die entnommenen Eier werden bei einer Temperatur von 10 Grad Celsius gelagert und einmal am Tag um 180 Grad gewendet. Damit dies auch zuverlässig klappt, kennzeichnet man die beiden Seiten am besten mit einem Bleistift – zum Beispiel mit den Buchstaben A und B. Durch das regelmäßige Wenden lässt sich ein Durchsacken des Dotters verhindert, wodurch das Ei nicht mehr ausgebrütet werden könnte. Befindet sich das Nest mit den Eiern in einem absolut frostsicheren und sehr sauberen Stall, kann auf die Eiabnahme verzichtet werden. Die Gans erledigt dann auch das Wenden.

Brutzeit und Brutdauer

Wann die Gans bereits zum Brüten ist, lässt sich an ihrem Verhalten ablesen. Sobald sie träge wird und damit beginnt, sich Federn auszureißen, um damit das Nest zu polstern, steht die Brutzeit unmittelbar bevor. Wurden die Eier entfernt, müssen sie jetzt zurück in das Nest gelegt werden. Dabei sollte die Anzahl pro Nest auf maximal zwölf begrenzt werden. Die Eier müssen dabei nicht zwangsläufig von der brütenden Gans stammen. Hält man mehrere Tiere für die Gänsezucht, kann also auch durchmischt werden. Das erste Ei, also das Blind-Ei, sollte unbedingt entfernt werden, da es meist sehr stark verschmutzt ist. Die Eier dürfen im Nest nicht auf dem Kopf stehen, sondern müssen tatsächlich liegen. Die Brutdauer beträgt zwischen 28 und 31 Tagen. Normalerweise schlüpfen nach 28 Tagen die ersten Küken. Wichtig für das erfolgreiche Züchten: Die Gans muss während der Brutzeit eine Bademöglichkeit haben, um sich reinigen zu können. Ansonsten braucht man sich bei der Gänsezucht nicht groß um die Tiere zu kümmern.

Schlüpfen und Aufzucht

Gänsezucht - junge Gänse Direkt nach dem Schlüpfen können sich die Küken bzw. Gössel, wie man sie nennt, noch aus dem eigenen Ei ernähren. Ab dem zweiten Tag kann man im Rahmen der Aufzucht bereits Futter geben, das zunächst allerdings sehr weich sein sollte. Empfehlenswert ist von Anfang an Grünfutter. Etwas später können auch gequellte Körner angeboten werden. Wichtig ist bei der Aufzucht der Jungtiere auch eine ausreichende Wasserversorgung. Dafür bietet sich eine flache Schale an, in der die Jungtiere nicht ertrinken können. Von einem Teich sollte man sie zunächst fernhalten. Ihr weiches Federkleid würde sich vollsaugen und die Gössel würden zwangsläufig ertrinken. Auch sonst sollte man bei der Gänsezucht in den ersten Lebenstagen den Freigang des Nachwuchses überwachen, um die Tiere gegebenenfalls schützen zu können. Ansonsten kommen Gänse aber auch schon in diesem zarten Alter bereits gut zurecht.