Die Gänsezucht hat eine sehr lange Tradition. Sie reicht weit zurück bis in die Antike. Kein Wunder: Die Tiere liefern äußerst schmackhaftes Fleisch und jede Menge Federn. Beides verwerten wir Menschen bis zum heutigen Tag gerne.
Als typische Weidetiere sind sie relativ anspruchslos und leicht zu halten. Sie passen zudem perfekt in mittelgroße Gärten. Und auch die Gänsezucht selbst ist wahrlich keine Hexerei – vorausgesetzt, man beachtet ein paar wenige Eigenheiten der Tiere.
Grundlage der Gänsezucht
Der größte Knackpunkt bei der Gänsezucht ist zweifellos der Umstand, dass Gänse in der freien Natur monogam leben. Stirbt ein Partner, lebt der andere alleine weiter, ohne sich je wieder zu paaren. Bei wild lebenden Tieren ist das in der Regel auch kein Problem. Wer sich jedoch als Selbstversorger eine eigene Zucht aufbauen möchte, kann durch dieses Verhalten schnell an ein Ende seines Vorhabens geraten. Es ist daher besonders wichtig, von Beginn an eine Verhaltensänderung herbeizuführen. Diese erreicht man am besten dadurch, dass der Ganter bereits in seinem ersten Lebensjahr mit mehreren Gänsen verpaart wird. Stirbt eine der Damen vorzeitig, kann sie dann nämlich relativ leicht durch eine andere ersetzt werden, die vom Ganter dann auch meist angenommen wird. Bei den mittelschweren Gänserassen ist dabei ein Verhältnis von bis zu acht Gänsen pro Ganter möglich.
Weitere Voraussetzungen
Geeignete Rassen
Grundsätzlich lassen sich natürlich alles Haus-Gänserassen im heimischen Garten züchten. Allerdings kann der Aufwand dafür höchst unterschiedlich sein. Als relativ unkompliziert haben sich robuste und mittelschwere bis schwere Rassen erwiesen. Zu diesen gehören vor allem:
- Bayerische Landgans
- Diepholzer Gans
- Emdener Gans
- Fränkische Gans
- Pommersche Gans
- Tschechische Gans
Sie zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie relativ unkompliziert und kaum für Krankheiten anfällig sind. Für die Gänsezucht von Bedeutung: Die weiblichen Gänse dieser Rassen erweisen sich stets als hervorragende Brüterinnen und Mütter, die sich mit großer Hingabe nach dem Schlüpfen um ihren Nachwuchs kümmern. Dass die Tiere darüber hinaus hervorragendes Fleisch liefern, ist natürlich auch noch ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Verpaarung
Nest
Das Nest spielt bei der Gänsezucht eine zentrale Rolle. Im Nest werden die Eier abgelegt und dann auch ausgebrütet. Jede Gans baut ihr Nest selbst. Dummerweise tut sie das in der Regel dort, wo sie es am sinnvollsten oder einfachsten hält. Das muss nicht immer der sicherste Platz auf dem Gelände sein. Um das Tier und die Eier aber vor Fressfeinden wie etwa dem Fuchs zuverlässig zu schützen, ist der beste Platz für das Nest bzw. die Nester der Stall – vor allem natürlich nachts. Auch wenn Gänse was den Nestbau betrifft recht eigenwillig sein können, lassen sie sich dennoch lenken. Man tut also gut daran, im Stall jene Voraussetzungen zu schaffen, auf die brütende Gänse auch unabhängig vom Züchten besonderen Wert legen würden. Dazu gehören:
- ausreichend Stroh
- viel Wasser in unmittelbarer Nähe
- ein ruhiger, nicht zu heller Platz
- Trennwände bei mehreren Nestern
Auch beim Nestbau benötigt eine Gans keine Unterstützung. Sie kann das instinktiv und weiß ganz genau, was sie da tut. Am besten, man lässt sie einfach machen und mischt sich als Halter nicht ein. Die Gänsezucht ist im Gegensatz zum Züchten vieler anderer Tiere folglich nicht sehr aufwendig und der gesamte Ablauf recht einfach.
Legeperiode
Eilagerung
Beim Züchten von Gänsen spielt die richtige Eilagerung eine große Rolle. Grundsätzlich ist es ratsam, bis auf das Blind-Ei alle anderen Eier aus dem Nest zu nehmen und an einem geschützten Ort aufzubewahren. Der Grund dafür: In den Monaten Februar und März kann es noch zu Frösten kommen, welche die Eier schädigen würden. Außerdem wird auf diese Weise einer starken Verschmutzung der Eier vorgebeugt. Die entnommenen Eier werden bei einer Temperatur von 10 Grad Celsius gelagert und einmal am Tag um 180 Grad gewendet. Damit dies auch zuverlässig klappt, kennzeichnet man die beiden Seiten am besten mit einem Bleistift – zum Beispiel mit den Buchstaben A und B. Durch das regelmäßige Wenden lässt sich ein Durchsacken des Dotters verhindert, wodurch das Ei nicht mehr ausgebrütet werden könnte. Befindet sich das Nest mit den Eiern in einem absolut frostsicheren und sehr sauberen Stall, kann auf die Eiabnahme verzichtet werden. Die Gans erledigt dann auch das Wenden.
Brutzeit und Brutdauer
Wann die Gans bereits zum Brüten ist, lässt sich an ihrem Verhalten ablesen. Sobald sie träge wird und damit beginnt, sich Federn auszureißen, um damit das Nest zu polstern, steht die Brutzeit unmittelbar bevor. Wurden die Eier entfernt, müssen sie jetzt zurück in das Nest gelegt werden. Dabei sollte die Anzahl pro Nest auf maximal zwölf begrenzt werden. Die Eier müssen dabei nicht zwangsläufig von der brütenden Gans stammen. Hält man mehrere Tiere für die Gänsezucht, kann also auch durchmischt werden. Das erste Ei, also das Blind-Ei, sollte unbedingt entfernt werden, da es meist sehr stark verschmutzt ist. Die Eier dürfen im Nest nicht auf dem Kopf stehen, sondern müssen tatsächlich liegen. Die Brutdauer beträgt zwischen 28 und 31 Tagen. Normalerweise schlüpfen nach 28 Tagen die ersten Küken. Wichtig für das erfolgreiche Züchten: Die Gans muss während der Brutzeit eine Bademöglichkeit haben, um sich reinigen zu können. Ansonsten braucht man sich bei der Gänsezucht nicht groß um die Tiere zu kümmern.
Schlüpfen und Aufzucht