Brakel Huhn | Eigenschaften, Legeleistung & Co.

Brakel

Die sehr robusten und agilen Brakel-Hühner wurden einst wegen ihrer guten Legeleistung sowie ihrer Anspruchslosigkeit als Wirtschaftshühner gehalten. Auch heute noch ist die Rasse wirtschaftlich interessant für Selbstversorger, allerdings sind entsprechende Tiere nicht überall zu finden. Brakel sind selten geworden und gelten deshalb als stark gefährdet. Dabei kann sich eine Haltung lohnen.

Steckbrief

Gewicht Hahn 2,2 bis 2,75 Kilogramm
Gewicht Henne 1,75 bis 2,25 Kilogramm
Legeleistung 180 Eier im Jahr
Eigewicht 55 Gramm
Eifarbe weiß
Winterleger nein
Bruttrieb nein, Eier sind jedoch gut für Kunstbrut geeignet
Kammform einfach
Federfüße nein
Farbenschläge silber und gold
Ringgröße Henne 16 / Hahn 18

Herkunft

Brakel werden gern als zu den ältesten Haushuhnrassen zählend beschrieben, was allerdings nicht ganz korrekt ist. Richtig hingegen ist, dass diese Tiere aus verschiedenen westeuropäischen Landhuhnrassen hervorgegangen sind, wobei sich die konkreten Urahnen heute nicht mehr feststellen lassen. Vermutlich stammen die Vorfahren des Brakelhuhns aus der heutigen Türkei. Auch das französische Bresse-Huhn gehört möglicherweise zu den Stammformen.

Brakelhuhn

Im belgischen Flandern liegt die Heimat der Brakelhühner, wo sie im 19. Jahrhundert in verschiedenen Typen gehalten und gezüchtet wurden. Aus einer Kreuzung dieser sowie der ursprünglich aus Holland stammenden Campinerhühner und schweren Grammont-Hühnern entstand der heutige, moderne Typus, der bereits ab ca. 1895 nach Deutschland kam. Innerhalb Deutschlands existiert heute eine eigene Zuchtlinie, die in einigen Punkten von der belgischen abweicht, etwa in Bezug auf die anerkannten Farbschläge.

Rassebeschreibung

Brakelhühner haben ein recht niedriges Gewicht für ein Wirtschaftshuhn, wirken jedoch durch ihren breiten Körperbau wuchtiger. Typische Merkmale der Rasse sind:

  • Kopf: breit, mittelgroß, leicht abgeflacht
  • Brust: tief, breit und fleischig
  • Rumpf: breit, rechteckig mit abgerundeten Kanten
  • Bauch: voll und breit
  • Rücken: breite Schultern, nach hinten abfallend

Hennen haben eine etwas waagerechtere Rückenlinie als Hähne und wirken tiefergestellt. Zudem besitzen weibliche Tiere ein ausladendes Hinterteil mit einem gut ausgeprägten Bauch – schließlich legen sie im ersten Legejahr bis zu 180 Eier und müssen dafür körperlich entsprechend gebaut sein. Hähne wirken hingegen aufgerichteter als Hennen und verfügen über einen üppigen, langen Schwanz.

Farben

In Deutschland sind Brakelhühner in den Farben gold und silber anerkannt. Der silberfarbige Farbschlag ist durch eine weiße Kopf- und Halsbefiederung gekennzeichnet, während das übrige Gefieder schwarz mit weißer Querbänderung ist. Goldfarbige Tiere haben eine schwarze Grundfarbe am gesamten Körper sowie – außer am Kopf und am Hals – eine goldbraune Querbänderung.
In anderen Ländern erfolgt die Züchtung auch in anderen Farbenschlägen. So sind in Belgien unter anderem auch

  • chamois (gelb-weiß gebändert)
  • blau
  • schwarz
  • weiß

anerkannt. Bei allen Varianten erscheint die rassetypische, dunkle Kopfpigmentierung sowie die schiefergrauen oder weißen Ohrlappen und Läufe. Typischerweise sind Hennen dunkler gefärbt als Hähne.

Brakel

Hinweis: Bei den silber- und goldfarbigen Farbschlägen handelt es sich um die ursprünglichen Farben dieser Rasse, weshalb solche Tiere häufiger gehalten und gezüchtet werden. Brakel in anderen Farben hingegen sind extrem selten und ihre Zucht durch den Bund deutscher Rassegeflügel e. V. (BDRG) zudem bei uns nicht anerkannt.

Nutzung / Wirtschaftlichkeit

Brakelhennen gelten als ausgezeichnete Legerinnen, die pro Jahr bis zu 180 große, weiße Eier liefern. Sonderlich brutfreudig sind die Tiere allerdings nicht, weshalb zu Zuchtzwecken stets der Brutapparat zum Einsatz kommen muss. Im Hinblick auf den Schlachtkörper liefern Brakel zwar mit durchschnittlich zwei bis zweieinhalb Kilogramm keinen allzu großen, dafür aber sehr schmackhaften Braten. Nicht nur in ihrem Heimatland Belgien gilt das zarte, aber feste und weiße Fleisch der Rasse als ausgesprochene Delikatesse.

Die Tiere punkten jedoch auch aufgrund ihrer Anspruchslosigkeit und Robustheit: Haben Brakelhühner ausreichend Platz zur Verfügung, suchen sie sich ihr Futter selbst und müssen nur wenig zugefüttert werden. Außerdem sind sie sehr wetterfest, da sie sich durch ihre Herkunft an das Leben in einem rauen Seeklima perfekt angepasst haben. Des Weiteren sind Brakel-Küken überaus wuchsfreudig und bereits innerhalb von noch nicht einmal fünf Monaten ausgewachsen. Junge Hennen beginnen häufig bereits in diesem zu legen.

Tipp: Sollten Ihre Brakelhennen nicht wie gewünscht legen, so könnte dies am mangelnden Auslauf bzw. Futter liegen. Füttern Sie die Tiere in diesem Fall zu (verwenden Sie hierzu ein gutes, eiweißreiches Mischfutter mit Getreide, zerhäckseltem Grünfutter und Eiweißlieferanten wie etwa Quark oder Mehlwürmern), dann sollte die Legeleistung deutlich zunehmen.

Charakter

Brakel sind bekannt für ihren sehr lebhaften und abenteuerlustigen Charakter. Die Tiere werden recht zutraulich, aber so gut wie nie handzahm. Als Streicheltiere eignen sich Brakelhühner absolut nicht, dafür sind sie einfach zu gerne unterwegs. Hennen wie Hähne scharren, picken und laufen den ganzen Tag, wobei sie eine erstaunliche Ausdauer zeigen. Auch fliegen können die leichten Tiere hervorragend, weshalb ein Auslauf stets hoch umzäunt oder, besser noch, überdacht sein sollte. Erfahrene Halter dieser Rasse sagen oft, es sei einfacher, den Gemüsegarten zu umzäunen als den Hühnerauslauf.

Haltung

Aufgrund ihrer Genügsamkeit sind Brakel recht unkompliziert zu halten und daher auch für Anfänger auf dem Gebiet der Hühnerhaltung gut geeignet. Voraussetzung ist allerdings, dass die Tiere genügend sowie auch einen abwechslungsreich gestalteten Auslauf haben. Dieser sollte die folgenden Merkmale aufweisen:

  • mindestens 15 Quadratmeter Platz je Huhn (besser mehr!)
  • mit Gräsern und Kräutern bewachsener, fester Untergrund
  • Sträucher und kleine Bäume, bevorzugt Obstgehölze, zum Verstecken
  • eine Sandkuhle
  • ein kleiner Hühnerstall zum Unterschlüpfen

Brakel

Achten Sie darauf, den Auslauf mit einem Geflügelnetz oder ähnlichem zu überspannen, damit die flugfreudigen Brakel nicht über den Zaun fliegen. Da Brakel gerne scharren, wurden (und werden sie heute noch) gern zur Aufbereitung des Kompostes eingesetzt. Lassen Sie sie für diesen Zweck aber besser nicht in den Garten bzw. nur in einen gut gesicherten Teil desselben, denn anderenfalls wird sich die Hühnerherde gern über Gemüse und Salate hermachen.

Besonderheiten

Seit 1957 sind in Deutschland auch Zwerg-Brakel anerkennt, die in Aussehen, Legeleistung und Charakter den „Großen“ in nichts nachstehen. Hähne der Zwergrasse erreichen ein Gewicht zwischen 800 bis 900 Gramm, Hennen 700 bis 800 Gramm. Die weißen Eier sind um die 35 Gramm schwer.

Weitere Informationen

Brakelhühner sind nur selten auf Geflügelausstellungen zu sehen, weshalb Sie sich für die Kontaktaufnahme zu einem seriösen Züchter an den Sonderverein zur Erhaltung des Brakel- und Zwergbrakelshuhnes e. V. wenden sollten. Der Verein ist dem Dachverband Bund deutscher Rassegeflügelzüchter e. V. zuordnet und besteht bereits seit 1907.