Schweinerassen Übersicht: kleine, alte und robuste Rassen

Schweinerassen - Ferkel

Schwein ist nicht gleich Schwein. Mittlerweile existieren weltweit rund 700 unterschiedliche Schweinerassen, die teilweise ganz bewusst auf die Fleischproduktion hin gezüchtet wurden. Klar, dass sich da im Laufe der Zeit auch die Geschmäcker und Vorlieben immer mal wieder geändert haben.

Immerhin werden Schweine nachweislich bereits seit dem fünften Jahrtausend vor Christus gehalten. Die gezielte Zucht begann freilich erst im 18. Jahrhundert durch die Kreuzung von alten europäischen Landrassen mit asiatischen Rassen. In Deutschland sind heute rund 14 Rassen zu finden.

Schweinerassen für Selbstversorger

Wer Schweine halten möchte, um sich selbst mit Fleisch versorgen zu können, benötigt dafür nicht unbedingt eines jener Turboschweine, die vor allem im Hinblick auf einen möglichst großen Ertrag gezüchtet worden sind. Die Probleme bei diesen Tieren sind häufig, dass sie nicht nur sehr groß werden und damit bei artgerechter Haltung auch viel Platz benötigen, sondern auch krankheitsanfällig sind. Für den Selbstversorger empfehlen sich daher ehe alte, kleine Rassen, die insgesamt zwar weniger Fleisch liefern, dafür aber auch deutlich robuster und widerstandsfähiger daherkommen. Diese Schweinerassen machen zudem mehr Spaß. Sie sind nicht nur in Form und Zeichnung interessanter, sondern auch in ihrem Verhalten. Im Folgenden stellen wir eine Reihe von diesen Rassen vor, die sich grundsätzlich alle für die Weidehaltung auch im eigenen Garten eignen.

1. Angler Sattelschwein

  • Gewicht: Sauen bis zu 300 kg, Eber bis zu 350 kg
  • Größe: Sauen bis zu 84 cm, Eber bis zu 92 cm
  • Körperbau: kompakt
  • Fleisch: hoher Fettanteil

Angler Sattelschwein Diese Schweinerasse ist für die Weidehaltung und damit auch für Selbstversorger geradezu ideal. Sie entstand um das Jahr 1880 herum in der Gegend von Angeln in Angeln in Schleswig-Holstein – daher auch der Name. Ziel war es nach englischem Vorbild eine Schweinerasse zu züchten, die schnell wächst, frühreif und sehr fruchtbar ist. Heute genügen diese Schweine den Anforderungen der modernen Massenproduktion allerdings nicht mehr. Das Angler Sattelschwein ist folglich in Deutschland kaum mehr zu finden. 1990 wurde es gar zur gefährdeten Nutztierrasse des Jahres erklärt. Mittlerweile nehmen sich vor allem Biobetriebe, die stark auf eine Freilandhaltung setzten, er Rasse allerdings wieder vermehrt an. Die kompakt gebauten Tiere sind eher anspruchslos und außerordentlich robust. Sie weisen typischerweise eine Schwarz-Weiß-Zeichnung und Schlappohren auf. Das Angler Sattelschwein gehört damit eindeutig zu den schwarz-bunten Landschweinen. Sein Fleisch hat einen relativ hohen Fettanteil.

2. Schwäbisch-Hällische Landschwein

  • Gewicht: Sauen zwischen 225 und 275 kg, Eber zwischen 275 und 350 kg
  • Größe: Sauen bis zu 80 cm, Eber bis zu 90 cm
  • Körperbau: kompakt, hochbeinig
  • Fleisch: hoher Fettanteil

Angler Sattelschwein Noch etwas älter als das Angler Sattelschwein ist das Schwäbisch-Hällische Landschwein. Es entstand um das Jahr 1820 in Baden-Württemberg durch die Kreuzung deutscher Landschweine mit chinesischen Maskenschweinen. Charakteristisch ist folglich auch der schwarze Kopf, was diese Rasse deutlich von den meisten anderen Schweinerassen unterscheidet. Umgangssprachlich wird es deshalb in seiner schwäbischen Heimat häufig auch ganz einfach nur „Mohrenköpfle“ genannt. Auch der Hals und die Hinterbeine der Schweine sind schwarz. Das Schwäbisch-Hällische Landschwein gehört zu den hochbeinigen Schweinerassen. Es weist eine ausgesprochen hohe Fleischqualität auf, die von Gourmets sehr geschätzt wird. Nicht umsonst ist es eine der wenigen Rassen. die von der Organisation Slow Food in der „Arche des Geschmacks“ aufgenommen wurde.

3. Bentheimer Landschwein

  • Gewicht: Sauen bis zu 180 kg, Eber bis zu 250 kg
  • Größe: Sauen und Eber bis zu 75 cm
  • Körperbau: langgestreckt
  • Fleisch: sehr schmackhaft, hoher Fettanteil

Bentheimer Landschwein Das Bentheimer Landschwein, das gerne auch Buntes Deutsches Schwein genannt wird, entstand aus einer frühen Kreuzung mit Angler Sattelschweinen. Es gehört heute zu den vom Aussterben bedrohten Schweinerassen, wird allerdings wieder vermehrt gezüchtet und ist sehr häufig in Biobetrieben zu finden. Grund dafür sind eindeutig seine besonderen Qualitäten, die es definitiv vom modernen Turboschwein unterscheiden. Dazu gehören vor allem ein sehr schmackhaftes Fleisch mit einem hohen intramuskulären Fettanteil sowie seine hohe Stressresistenz. Die Bentheimer weisen einen verhältnismäßig langen Körperbau mit unregelmäßigen schwarzen Flecken auf und werden eher mittelgroß. Weiterer Vorteil dieser Schweine: Sie sind wiederum sehr robust, unkompliziert und kaum anfällig gegenüber Krankheiten.

4. Deutsche Landrasse

  • Gewicht: Sauen bis zu 270 kg, Eber bis zu 310 kg
  • Größe: Sauen bis zu 80 cm, Eber bis zu 86 cm
  • Körperbau: großwüchsig, langgestreckt
  • Fleisch: relativ geringer Fettanteil

Die Deutsche Landrasse gehört zu den relativ jungen Schweinerassen. Die Züchtung entstand in den 1960er Jahren aus einer Kreuzung mit dänischen Landschweinen. Sie wurde damals konsequent auf sich verändernde Verbraucherwünsche ausgerichtet. Im Gegensatz zu den früher geläufigen Fettschweinen weist es einen viel geringeren Fettanteil auf und liefert damit ein relativ mageres Fleisch. Die Tiere sind großwüchsig und haben einen langestreckten Körper. Die Deutsche Landrasse eignet sich in Verbindung mit einem Stall auch zur Freiland- bzw. Weidehaltung. Die Schweine sind allerdings etwas weniger robust, als die zuvor vorgestellten Rassen. Dafür weisen sie eine weitgrößere Verbreitung auf und sind auch bei Selbstversorgern häufig zu finden.

5. Deutsches Sattelschwein

  • Gewicht: Sauen bis zu 300 kg, Eber bis zu 350 kg
  • Größe: Sauen bis zu 80 cm, Eber bis zu 85 cm
  • Körperbau: kompakt, hochbeinig
  • Fleisch: hoher Fettanteil

Das Deutsche Sattelschwein wiederum gehört zu den gefährdeten Schweinerassen. Es ist eng verwandt mit dem Angler Sattelschwein und entstand in der Zeit direkt nach dem Zweiten Weltkrieg. Sein Name rührt daher, dass das an sich schwarz gefärbte Tier in der Körpermitte einen hellen Streifen bzw. Sattel aufweist. Das Deutsche Sattelschwein ist absolut weidetauglich und sehr robust. Bemerkenswert: Die Muttertiere sind in der Lage ihre Ferkel auch unter widrigsten Umständen im Freien aufzuziehen. Für Schweine sind sie exzellente Mütter. Die Fleischqualität gilt als exzellent. Allerdings hat das Fleisch einen relativ hohen Fettanteil, weshalb diese Schweine heute nur noch selten gehalten werden.

6. Rotbunte Husumer Schwein

Husumer Buntschwein
Husumer Buntschwein
  • Gewicht: Sauen bis zu 300 kg, Eber bis zu 350 kg
  • Größe: Sauen bis zu 85 cm, Eber bis zu 92 cm
  • Körperbau: groß, kompakt, relativ lang
  • Fleisch: relativ fettreich

Das Rotbunte Husumer Schwein gehört mit seiner rötlich-braunen, durch einen weißen Streifen unterbrochenen Färbung zu den Sattelschweinen. Es muss eindeutig in die eher großen Schweinrassen eingestuft werden. Sie sind ausgesprochen robust und bieten ein qualitativ sehr hochwertiges, allerdings auch fettreiches Fleisch. Das Problem: Sie eignen sich zwar perfekt für Selbstversorger, die sich einen hohen Ertrag wünschen, sind aber nur schwer zu bekommen. Es handelt sich um eine jener Rassen, die ganz akut vom Aussterben bedroht sind.

7. Deutsches Weideschwein

  • Gewicht: Sauen bis zu 235 kg, Eber bis zu 275 kg
  • Größe: Sauen bis zu 75 cm, Eber bis zu 80 cm
  • Körperbau: eher zierlich
  • Fleisch: mittlerer Fettanteil

Das Deutsche Weideschwein gehört zu den kleinen bis mittelgroßen Schweinerassen. Die Tiere sind hochbeinig und äußerst bewegungsfreundlich. Sie sind zudem überaus anspruchslos und geradezu perfekt für die Robust- bzw. Weidehaltung geeignet. Die Schweine empfehlen sich definitiv für alle Selbstversorger, die sich möglichst unkomplizierte Tiere wünschen, um die man sich nicht viel kümmern muss. Entstanden ist das deutsche Weideschwein übrigens bereits im 18. Jahrhundert.

8. Bayerisches Landschwein

  • Gewicht: Sauen bis zu 280 kg, Eber bis zu 320 kg
  • Größe: Sauen bis zu 80 cm, Eber bis zu 85 cm
  • Körperbau: großwüchsig, langgestreckt
  • Fleisch: hoher Fettanteil

Das Bayerische Landschwein wurde im 19. Jahrhundert ganz bewusst auf eine extensive Haltung hin gezüchtet. Typischerweise wurden die Schweine dieser Rasse auf ausgedehnten Gemeinschaftswiesen gehalten. Dort verursachten sie für die Besitzer nicht so gut wie keine Kosten, sondern konnten sich auch weitgehend sich selbst überlassen werden. Klar, dass das relativ kleine, kompakte Bayerische Landschwein damit auch die perfekten Voraussetzungen für Selbstversorger mit Weidehaltung bietet. Nicht umsonst gelten die Tiere als robuste Weideschweine. Durch die gestiegene Nachfrage nach fettarmem Fleisch in den 1960er Jahren, ist die Zahl der gehaltenen Tiere mittlerweile dramatisch zurückgegangen.

9. Wollschwein

  • Gewicht: Sauen bis zu 160 kg, Eber bis zu 180 kg
  • Größe: Sauen bis zu 75 cm, Eber bis zu 85 cm
  • Körperbau: kompakt
  • Fleisch: dunkel, leicht fettmarmoriert

Wollschwein Das Wollschwein ist definitiv der Hingucker unter den Schweinerassen. Die verhältnismäßig kleinen und kompakten Tiere zeichnen sich auf den ersten Blick vor allem durch ihre langen, gelockten Borsten aus. Der eigentliche Vorteil des Wollschweins ist aber seine enorm hohe Anpassungsfähigkeit. Die Schweine dieser Rasse kommen praktisch mit jeder Witterung zurecht und können auch bei Eis und Schnee problemlos im Freien gehalten werden. Dabei sind sich auch noch sehr unkompliziert und kaum anfällig gegenüber Krankheiten. Praktisch auch, dass die Tiere nicht sonderlich groß werden. Wollschweine sind heute sehr selten geworden, gehören aber zu den Rassen, die bei Züchtern wieder verstärkt nachgefragt werden.

Haltungsbedingungen

Alle hier vorgestellten Schweinrassen eignen sich grundsätzlich für die Freilandhaltung bzw. die Haltung im eigenen Garten. Es versteht sich aber von selbst, dass dabei stets die Haltungsbedingungen stimmen müssen. Das bedeutet vor allem: Genügend Auslauf, Möglichkeit, sich zu suhlen, Spielmöglichkeiten. Ansonsten zeichnen sich diese Rassen durch ihre Genügsamkeit aus. Man hat gerade als Selbstversorger kaum Arbeit mit ihnen. Wer sich für diese Schweine entscheidet und ihnen optimale Haltungsbedingungen liefert, leistet zudem einen wichtigen Beitrag dazu, die meist recht alten Rassen weiter zu erhalten. Gutes, qualitativ hochwertiges, wenn auch meist etwas fetteres Fleisch bekommt man natürlich auch.