Schafe halten – die Grundlagen der Schafhaltung

Schafe halten

Im Grunde sind Schafe recht anspruchslos: Eine große Weide, ein einfacher Unterstand sowie für den Winter einen Stall sowie Futter und Wasser, mehr ist eigentlich nicht notwendig. Damit sich die Tiere wohlfühlen und gesund bleiben, ist jedoch ein gewisses Maß an Grundwissen über die richtige Haltung und Pflege notwendig. Deshalb finden Sie an dieser Stelle die wichtigsten Informationen für eine artgerechte und natürliche Schafhaltung: von der Gestaltung der Weide und des Stalls über die Fütterung, Pflege und Gesunderhaltung.

Voraussetzungen

Was Sie vor dem Aufbau einer Schafhaltung wissen müssen

Zunächst einmal: Schafe sind ausgesprochene Herdentiere und sollten in einer Anzahl von mindestens drei Exemplaren gehalten werden. Die Wiese hinter dem Haus mit einem ausbruchsicheren Zaun zu versehen und ein bis zwei Tiere darauf zu stellen, damit man nicht mehr den Rasen mähen muss, ist also keine gute Idee. Besser ist es, gleich eine Herde von fünf bis zehn Tieren aufzubauen, die natürlich einen entsprechenden Platzbedarf haben.

Futterflächen- und Platzbedarf

Der Futterflächen- und Platzbedarf ist bei den verschiedenen Schafrassen recht unterschiedlich und abhängig von mehreren Faktoren:

  • Handelt es sich um eine eher kleine oder eher große und schwere Schafrasse?
  • Je größer die Schafrasse, desto höher der Platzbedarf.
  • Wie ist die Weide beschaffen?
  • Welche Pflanzen wachsen darauf und wie steht es um den durchschnittlichen Nährstoffgehalt?

Grob berechnet sollten Sie bei einer Herdengröße von 10 Schafen plus entsprechendem Nachwuchs einer mittelschweren Rasse (wie beispielsweise Heidschnucken oder Kerry Hill) mit einem Bedarf von mindestens einem Hektar – rund 10.000 Quadratmeter – Weideland und einem einfachen Stall mit einer Grundfläche von ca. 15 Quadratmetern rechnen.

Zeitbedarf

Neben Platz benötigen Schafe auch recht viel Zeit, wobei manche Jahreszeiten naturgemäß arbeitsintensiver sind als andere und der Zeitbedarf außerdem von dem konkret verfolgten Zweck der Schafhaltung abhängt.

Milchschafe beispielsweise müssen regelmäßig gemolken werden und sind schon aus diesem Grund mit mehr Aufwand verbunden als die Haltung von reinen Fleischschafen. In Bezug auf Wollschafe gilt dieselbe Überlegung, denn diese müssen jährlich geschoren werden.

Schafhaltung

Wer sich die Schafschur ersparen möchte, kann auf Schafrassen mit wenig Wolle zurückgreifen, beispielsweise die immer beliebter werdenden Kamerunschafe. Seien Sie sich darüber im Klaren, dass es zu bestimmten Zeiten im Jahr – beispielsweise während der Lammzeit im Frühjahr, zur Heuernte etc. – zu sehr zeit- und arbeitsintensiven Phasen kommen kann. Zudem benötigen die Tiere täglich Aufmerksamkeit: Im Sommer müssen Weide, Zaun und Unterstand kontrolliert, die Tiere wollen gefüttert, getränkt und auf etwaige Krankheitsanzeichen oder Verletzungen überprüft werden.

Bedenken Sie auch, dass Sie immer jemanden mit der Aufsicht und Versorgung Ihrer Schafe beauftragen müssen, wenn Sie beispielsweise aufgrund eines Urlaubs bzw. einer Reise abwesend sind.

Gesetzliche Vorschriften für die Schafhaltung

Ohne Bürokratie und gesetzliche Vorschriften geht es auch bei der Schafhaltung nicht. Das Tierschutzgesetz (§ 2 Nr. 3) beispielsweise schreibt vor, dass jeder Schafhalter die nötige Sachkenntnis für die Ernährung, Pflege und Betreuung seiner Tiere erwerben muss. Aus diesem Grund bietet jeder Schafzucht- bzw. Schafhalterverein so genannte Sachkundelehrgänge an, in denen Sie sich das nötige Grundwissen aneignen können. Außerdem muss jeder Schafhalter seinen Bestand der zuständigen Veterinärbehörde melden. Gemäß den Vorschriften müssen die Tiere zudem mittels Ohrmarken gekennzeichnet sein. Darüber hinaus gibt es für jeden Nutztierhalter eine Reihe weiterer rechtlicher Vorschriften, die in ihrer jeweils gültigen Fassung zu beachten sind:

  • Tierzuchtgesetz des Bundes und / oder der Länder mit den einschlägigen Verordnungen
  • Tierschutzgesetz
  • Tierschutz-Transportverordnung
  • Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung
  • Tierschutz-Schlachtverordnung
  • Tierschutz-Hundeverordnung (für Schafhalter, die sich einen Hütehund zulegen wollen)
  • Viehverkehrsverordnung (enthält die Kennzeichnung- und Dokumentationspflicht)
  • Baurecht (betrifft Schafstall, Weideunterstand, aber auch den Weidezaun)
  • Gewährleistungsrecht (auch beim Kauf / Verkauf von Tieren gilt die gesetzliche zweijährige Gewährleistung!)
  • Arzneimittelrecht (schreibt das Führen eines Arzneimittelbestandbuches vor)
  • Naturschutzrecht
  • Düngemittelrecht
  • Lebensmittelrecht
  • Futtermittelrecht
  • Weiderecht
  • Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetz

Die Umsetzung einer Reihe von Gesetzen und Rechtsvorschriften mit entsprechender Dokumentationspflicht wird von den zuständigen Behörden kontrolliert und bei Zuwiderhandlung auch sanktioniert.

Risiken der Schafhaltung

Die Haltung von Schafen birgt gewisse Risiken, da die Tiere entweder selbst einen Schaden erleiden oder auch Schäden verursachen können, für die der Tierhalter haften muss. Diese Risiken können jedoch in einem gewissen Umfang vom Halter selbst verringert werden, indem er für eine sichere Einzäunung sowie für eine regelmäßige Kontrolle und Fütterung sorgt. Hungrige Schafe neigen eher dazu auszubrechen. Die Haftungsfragen für Schäden, die durch landwirtschaftliche Nutztiere verursacht werden, sind im Bürgerlichen Gesetzbuch geregelt.

Gemäß § 833 BGB ist der Tierhalter verpflichtet, den nachweislich von seinen Schafen angerichteten Schaden zu ersetzen. Aus diesem Grund sollten Sie in jedem Fall eine Tierhaftversicherung abschließen, die Sie allerdings nicht von Ihrer Sorgfaltspflicht entbindet. Im Schadensfall müssen Sie nämlich nachweisen, dass Sie die Tiere nicht vernachlässigt haben. Dazu empfiehlt es sich, die täglichen Kontrollen von Weide, Zaun und Schafen schriftlich festzuhalten.

Die verschiedenen Schafrassen

Das Schaf ist eines der ältesten Haustiere des Menschen und wurde bereits vor rund 10.000 Jahren domestiziert. Heute gibt es rund 500 bis 600 verschiedene Schafrassen, die sich in Merkmalen wie

  • Nutzungseigenschaften (Wolle, Fleisch oder Milch)
  • Klimatoleranz
  • Größe und Bemuskelung
  • Fruchtbarkeit
  • Farbe und Wollbeschaffenheit
  • Horn-, Kopf- und Ohrform
  • Schwanzlänge, Bauch und Beinen
  • sowie Platzbedarf

unterscheiden. Grundsätzlich erfolgt eine Einteilung nach vordergründiger Nutzung: So gibt es Milchschafe, Haarschafe (bzw. Wollschafe) und Fleischschafe. Die Wahl der passenden Rasse ist dabei von verschiedenen Faktoren abhängig, wobei die geografischen Gegebenheiten unbedingt im Vordergrund stehen sollten. Nicht jede Rasse kommt mit jedem Standort gleichermaßen gut zurecht. Das gilt für die klimatischen oder geografischen Bedingungen vor Ort (norddeutsches Flachland oder Alpenregion?), aber auch für Fragen wie die Beschaffenheit der Weide. So sollte darauf geachtet werden, ob die ausgewählte Rasse eher fette oder magere Wiesen brauchen.

Einige der besten Schafrassen stellen wir Ihnen an dieser Stelle einmal kurz vor:

  • Merinolandschaf

Dieses große, schwere und widerstandsfähige Woll- und Fleischschaf liefert nicht nur reichlich Fleisch – ausgewachsene Böcke bringen es auf rund 180 Kilogramm und mehr – sondern auch die ausgesprochen feine Merinowolle.

  • Schwarzkopfschaf (Deutsches schwarzköpfiges Fleischschaf)

Das mittelgroße Fleischschaf – Böcke bringen es auf ein Gewicht von 160 Kilogramm und mehr – fällt durch den dunklen und hornlosen Kopf auf. Die Wolle ist sehr fein.

Schwarzkopfschaf
Schwarzkopfschaf
  • Rhönschaf

Das mittelgroße Rhönschaf ist unverwechselbar mit seinem unbewollten, hornlosen und schwarzen Kopf. Diese Rasse gilt als sehr widerstandsfähig, robust und hat einen eher ruhigen Charakter.

  • Heidschnucke

Die bekannte Heidschnucke ist ein feingliedriges und lebhaftes Schaf, bei dem beide Geschlechter Hörner tragen – die Böcke entwickeln mächtige, dem Mufflon nicht unähnliche, Schnecken. Charakteristisch ernährt sich diese Rasse von den kargen Böden der Lüneburger Heide und kommt so auch mit wenig nahrhafter Kost bestens zurecht.

  • Skudde

Die aus Ostpreußen stammenden Skudde sind die kleinste deutsche Schafrasse: Böcke wiegen maximal 45 Kilogramm bei einer Widerristhöhe von durchschnittlich 55 bis 60 Zentimeter. Hierbei handelt es sich um eine sehr robuste und urtümliche Rasse, bei der nur die Böcke ein Gehörn entwickeln.

  • Ostfriesisches Milchschaf

Diese Rasse wird vornehmlich in Niedersachsen gehalten und macht hier den Löwenanteil der zwecks Milchgewinnung gehaltenen Schafe aus. Die sehr zutraulichen Tiere liefern an rund 150 Tagen im Jahr durchschnittlich 500 Gramm Milch täglich. Diese Rasse gibt es in drei Farbenschlägen: weiß, schwarz und gescheckt. Im Gegensatz zu anderen Schafrassen kann man Ostfriesische Milchschafe übrigens auch einzeln halten, da die Tiere nur einen gering ausgeprägten Herdentrieb haben und ausgesprochene Individualisten sind.

  • Kerry Hill

Diese englische Landschafrasse hat einen kräftigen und kompakten Körper. Beide Geschlechter sind hornlos, dabei ausgesprochen genügsam und unproblematisch in der Haltung. Sie gelten allerdings als recht nervös.

  • Scottish Blackface

Das Scottish Blackface ist das meist verbreitete Schaf der britischen Inseln. Es handelt sich um ein urtümliches, kräftiges und sehr robustes Schaf, das sich auch auf kargen Böden problemlos halten lässt. Es sind beide Geschlechter gehörnt, wobei nur die Böcke mächtige Hornschnecken entwickeln. Männliche Scottish Blackface erreichen ein Gewicht von rund 100 Kilogramm.

  • Pommersches Landschaf

Das Rauwollige Pommersche Landschaf gehört zu den alten und bedrohten Landschafrassen. Das sehr robuste, mittelgroße Schaf wird durchschnittlich zwischen 55 und 65 Kilogramm schwer und liefert vor allem zartes, wildähnlich schmeckendes Fleisch, aber auch Milch und Wolle. Beide Geschlechter sind hornlos.

  • Kamerunschaf

Das beliebte Kamerunschaf ist eine kleine und sehr robuste Rasse, die sich auch auf kleineren Flächen gut halten lässt. Es handelt sich um eine Haarschafrasse, da die Tiere nur ein enges und dichtes Haarkleid, aber keine typische Schafwolle entwickeln. Im Winter bekommen diese Schafe eine dichte, wärmende Unterwolle, die im Frühjahr wieder abgestoßen wird.

Tipp: In vielen Bundesländern finden einmal jährlich große Landwirtschaftsausstellungen (z. B. die „Grüne Woche“ in Berlin oder die „Mecklenburgische Landwirtschaftsausstellung (MeLa)“ im mecklenburgischen Mühlengeez bei Güstrow) statt. Hier werden zahlreiche Nutztierrassen ausgestellt, so dass Sie sich verschiedene Schafrassen in natura anschauen und mit den Züchtern direkt in Kontakt kommen können.

Schafe richtig versorgen

Schafe kauft man am besten im Spätsommer oder Frühherbst, sofern Sie Jungtiere erwerben wollen. Die meisten Schafe lammen im Frühjahr (es gibt auch einige Rassen, die das ganze Jahr hindurch lammen) und die Lämmer sind nach etwa vier Monaten so weit gediehen, dass sie von ihren Müttern getrennt werden und alleine klarkommen können. Natürlich können Sie auch ältere Exemplare erwerben, wobei Sie bei der Auswahl und dem Kauf sich am besten auf einen erfahrenen Schafhalter stützen sollten. Züchteradressen erfahren Sie entweder auf einer Landwirtschaftsausstellung oder aber beim Schafzuchtverband Ihres Bundeslandes.

Die Schafweide

Der Schafweide kommt eine besonders große Bedeutung zu, soll sie doch die Tiere gesund ernähren. Deshalb ist der Nährstoffgehalt des zur Verfügung stehenden Bewuchses für eine artgerechte Schafhaltung besonders wichtig.

Die Weide sollte bestenfalls möglichst ausgewogen durchsetzt sein von eiweißreichen Leguminosen (Hülsenfrüchtler wie beispielsweise Rot- und Weißklee oder Wicken) sowie rohfaserreichen Gräsern und Kräutern. Damit die Zusammensetzung stimmt, können Sie im Handel erhältliche, spezielle Saatmischungen für Futter-Weiden erwerben und die zukünftige Weide so für die Schafhaltung optimieren. Am liebsten werden Ihre Schafe übrigens auf einer kurzen Weide stehen, denn das nährstoffreiche und frisch aufwachsende Gras schmeckt ihnen am besten. Außerdem sind große Bäume auf einer Schafweide von Vorteil: Diese bieten einen natürlichen Schutz vor Regen und Sonne, zudem kratzen sich die Schafe gern an den dicken Stämmen und knabbern an herunterhängenden Ästen. Jedoch haben giftige Arten wie Lebensbaum und Eibe nichts auf einer Weide zu suchen, ebenso übrigens wie Obstbäume in größerer Zahl: Das im Herbst anfallende Fallobst wird von Schafen gern gefressen, kann aber zu Verdauungsproblemen führen.

Tipp: Bedenken Sie auch, dass der Platzbedarf von Schafen nicht nur die tatsächliche Weidefläche, sondern auch Wiesen mit qualitativ hochwertigem Bewuchs zur Heugewinnung umfasst. Sie können Heu auch kaufen, was allerdings die Kosten der Schafhaltung in die Höhe treibt. Frisches Heu von guter Qualität lassen sich die Bauern gut bezahlen.

Pflanzen der Schafweide

Für die Ernährung der Schafe wichtig und daher auf der Weide erwünscht sind folgende Pflanzen:

Löwenzahn

  • Gräser: Weidelgras, Lieschgras, Wiesenfuchsschwanz, Knaulgras
  • Kräuter: Löwenzahn, Spitzwegerich, Wiesenkerbel, Wiesenpippau, Schafgarbe
  • Leguminosen: Vogelwicke, Wiesenrotklee, Weißklee, Hornklee, Rotklee, Gelbklee, Luzerne, Esparsette

Für eine eher ungünstige Nährstoffzusammensetzung des Bodens und daher als Futter ungeeignet sind dagegen diese Arten:

  • Gräser: Rasenschmiele, Sauergräser, Binsen und Seggen
  • Kräuter: Wiesenstorchschnabel, Hahnenfuß (giftig!), Herbstzeitlose (giftig!), Krauser Ampfer, Adlerfarn

Bei mangelnder Weidepflege können unerwünschte Pflanzen wie Wiesenstorchschnabel, Sauerampfer oder auch Brennnesseln gehäuft vorkommen. Diese müssen bekämpft werden, wobei natürliche Maßnahmen zu bevorzugen sind – schließlich gilt die Weide als Futter-Grundlage und sollte daher nicht mit Pflanzenschutzmitteln vergiftet werden. Folgende Maßnahmen eignen sich dabei zur Weidepflege:

  • Treiben Sie die Schafe schon sehr zeitig im Frühjahr auf die Weide.
  • Mähen Sie Brennnesseln mehrfach im Jahr ab, immer vor der Blüte.
  • Dabei fressen Schafe angewelkte Brennnesseln sehr gern.
  • Ampfer und andere tiefwurzelnde Pflanzen müssen Sie ausstechen.

Weidepflege

Schafe sind selektive Fresser, die sich immer als erstes die schmackhaften Gräser und Kräuter aussuchen, weshalb über die Zeit weniger schmackhafte Gräser die beste Chance zur Vermehrung haben. Es empfiehlt sich daher, die Wiese ein- bis zweimal im Jahr zu mähen und zu mulchen. Damit erhalten Sie eine gleichmäßige Grasnarbe und vermeiden so genannte „Inseln“. Außerdem sollten vor allem intensiv genutzte Standweiden jährlich gekalkt werden, um einem Befall durch Parasiten einzudämmen.

Zäune

Wenn Sie nicht gerade als Wanderschäfer arbeiten wollen, empfiehlt sich die Einzäunung der Weide. Diese sollte unbedingt ausbruchssicher sein, weshalb eine feste Einzäunung (beispielsweise mit Knotengitterdraht) eher zu empfehlen ist als die einfacher zu installierende mobile Einzäunung mit Elektronetzen oder Litzen. Bedenken Sie vor dem Aufstellen des Zaunes, dass dieser in vielen Gemeinden und Kommunen dem Baurecht unterliegt und es deshalb zu den Vorschriften gehört, eine Baugenehmigung bei der zuständigen Behörde einzuholen.

Knotengitterdraht

Der Stall

Der nächste Winter kommt bestimmt und dann benötigen Ihre Schafe einen Stall. Robuste, ursprüngliche Landschafrassen sowie Rassen, die nur im Frühjahr lammen, fühlen sich meist in einem Offenstall am wohlsten. Dieser ermöglicht den Tieren auch im Winter die notwendige Bewegung im Freien. Empfindlichere Rassen sind dagegen im Winter in einer reinen Stallhaltung ohne Auslauf am besten aufgehoben. Achten Sie beim Stallbau bzw. bei der Stallwahl auf folgende Punkte:

  • ausreichende Größe (10 mittelgroße Schafe brauchen rund 15 Quadratmeter Platz)
  • gute Belüftung: Stall sollte trocken, kalt und hell sein
  • räumliche Nähe zum Wohnort
  • gute Erreichbarkeit im Winter, auch bei Schneefall
  • eine Extrabox für den Bock (sofern vorhanden)
  • weitere Reserveboxen zum Ablammen oder zur Quarantäne
  • Heu- und Kraftfutterlager in der Nähe, aber für Schafe unerreichbar

Ein Neubau des Stalles wird nicht immer in Frage kommen, da dieser dem örtlichen Baurecht unterliegt. Der Stall sollte regelmäßig entmistet werden. Weitere Hygienemaßnahmen sind in der Regel nicht erforderlich.

Futter und geeignete Futtermittel

Grundsätzlich benötigen Schafe diese Futterarten:

  • Grünfutter (Weide oder frisch gemäht)
  • Raufutter (hochwertiges Heu und Stroh als Einstreu, Silage)
  • Kraftfutter (nur in besonderen Lebenslagen, z. B. im Winter, zum Ende der Trächtigkeit, während der Säugezeit sofern die Tiere noch nicht auf der Weide stehen, nach einer überstandenen Krankheit…)
  • Zusatzfutter (ganz wichtig: Salz- und Mineralienleckstein)
  • Saftfutter (Obst und Gemüse wie Möhren, Rote Beete, Zuckerrüben; wird vor allem im Winter gefüttert)

Die Tiere sind Wiederkäuer und benötigen einen hohen Anteil an rohfaserreichem Futter, weshalb die Zuführung von qualitativ hochwertigen Heu auch bei einer hauptsächlichen Weidehaltung unerlässlich ist.

Wasser

Je heißer es ist und je trockener das Futter, desto mehr Wasser benötigen die Tiere. Reichen Sie ihnen immer möglichst frisches und sauberes Wasser aus ebenso sauberen, geeigneten Gefäßen. In der Praxis haben sich Plastikkübel aus dem Baumarkt bewährt. Optimal sind dabei Fässer mit Selbsttränken. Achten Sie auf jeden Fall darauf, dass die Schafherde den Wasserbehälter nicht umwerfen kann.

Die Pflege der Tiere

Zu den unbedingt notwendigen Pflegemaßnahmen gehören folgende tägliche Aufgaben der Schafhaltung:

  • Kontrolle und Wechseln des Trinkwassers
  • regelmäßige Reinigung des Wasserbehältnisses
  • Füttern der Tiere inklusive der Erfassung der notwendigen Mengen
  • Umkoppeln bzw. umtreiben der Tiere sobald die Weide abgegrast ist
  • Beobachten der Tiere: Sind sie alle gesund und munter? Macht vielleicht eines einen abgekämpften Eindruck oder geht lahm?
  • Kontrollieren Sie die Umzäunung sowie (bei einem Elektrozaun) die Batterie.

Nicht täglich, aber nicht weniger regelmäßig sind bei einer Schafhaltung diese Pflegemaßnahmen vorzunehmen:

  • Klauenpflege (Kürzen der Klaue)
  • Durchführung einer Wurmkur
  • Schafschur (bei den entsprechenden Rassen, bei Haarschafen unnötig)
  • Melken bei Milchschafen

Geschorenes Schaf

Gesundheit und Krankheit

Leider sind Schafe ausgesprochen leidensfähig und zeigen das Vorliegen einer Erkrankung oft erst sehr spät, mitunter auch zu spät, um irgendwie noch helfend eingreifen zu können.

Tipp: Wenn Sie neue Schafe in eine bereits bestehende Herde holen, können Sie sich fremde Keime einschleppen, die die anderen Schafe erkranken lassen. Damit sich die Tiere (und deren Keime) aneinander gewöhnen können, sollten Sie bei der Eingewöhnung langsam und vorsichtig vorgehen.

Kranke Schafe erkennen und Krankheiten diagnostizieren

Eine immens wichtige Aufgabe bei der Schafhaltung ist das Erkennen und Behandeln kranker Exemplare. Wie aber lassen sich kranke Tiere identifizieren? An diese Erkennungszeichen können Sie sich halten:

  • kranke Tiere fressen nur noch wenig oder gar nicht mehr
  • das Tier ist abgeschlagen und apathisch, es lässt „den Kopf hängen“
  • es bewegt sich nur langsam und schleppend fort
  • unter der dichten Wolle (Tiere regelmäßig befühlen!) ist das Tier mager
  • es hat Durchfall (oft ein Hinweis für falsche Fütterung oder Parasiten)
  • tränende und milchige Augen
  • teilnahmsloser, leerer Blick
  • Pusteln und Krusten am Maul
  • Ausflüsse aus Nase und Maul

Macht eines der Tiere oder sogar mehrere einen kranken Eindruck, so ist der Tierarzt hinzuzuziehen. Etwaige Kosten für diesen sollten Sie schon von vornherein einplanen und Geld dafür beiseitelegen. Viele Schafkrankheiten wie die Moderhinke oder der Schafrotz können durch eine Impfung verhindert oder zumindest gelindert werden. Die Kosten für eine Spritze amortisieren sich auf jeden Fall, da sie teure Tierarztrechnungen und Ausfälle durch Tod vermeiden. Auch die Kosten für regelmäßige Wurmkuren sind mit einzurechnen: Die Parasiten sorgen für einen schlechten Allgemeinzustand der Tiere und dafür, dass sie anfälliger für weitere Erkrankungen und auch Verletzungen werden. Gemäß den Vorschriften sind außerdem manche besonders ansteckenden Krankheiten meldepflichtig, was jedoch der hinzugezogene Tierarzt vornehmen wird.

Kosten

Ist das Halten von Schafen wirtschaftlich? Kosten und Einnahmen in der Gegenüberstellung.

Wer die Schafhaltung und vielleicht auch -zucht nur als Hobby betreibt, wird sich um Wirtschaftlichkeit zunächst keine großen Gedanken machen. Tatsächlich ist es aber sinnvoll, zumindest die Kosten genau im Blick zu behalten. Gegebenenfalls können Sie mit dem Verkauf von Schlachttieren, Schafmilch und -milchprodukten sogar ein paar Einnahmen erzielen. Achten Sie in diesem Fall jedoch darauf, dass diese Tätigkeiten erstens meldepflichtig sind, bestimmte Hygienevorschriften eingehalten werden und die Einnahmen außerdem dem Finanzamt gemeldet werden müssen. Eine einfache Gewinn- und Verlustrechnung gibt einen guten Überblick über die finanzielle Situation der eigenen Schafhaltung.

Literatur zum Weiterlesen

Die folgenden Fachbücher sind auch für Laien sehr gut verständlich und geben Ihnen einen guten und umfassenden Einblick in die artgerechte Haltung von Schafen:

  • Rieder, Hugo: Schafe halten. Ulmer-Verlag, 2010. ISBN 978-3-8001-6416-5 (umfassendes Nachschlagewerk, auch für künftige Landwirte im Nebenerwerb sehr gut geeignet)
  • Haus, Kai: Schafe halten – artgerecht und natürlich. Kosmos-Verlag, 2016. (sehr gutes Einführungswerk für künftige Hobbyschäfer)
  • Gutjahr, Axel: Schafhaltung auf Kleinflächen. Artgerechte Haltung, Fütterung, eigene Produkte. Oertel+Spörer, 2009. (guter Überblick für Hobbyhalter)