Urin als Dünger: was spricht dafür? | 20 urinverträgliche Pflanzen

Urin Dünger

Urin und Kot von Kühen, Pferden und Schweinen werden seit Jahrhunderten, wenn nicht gar Jahrtausenden dazu verwendet, die Fruchtbarkeit von Ackerböden zu erhalten oder gar zu verbessern. Nur der menschliche Urin bleibt in aller Regel außen vor. Dabei beinhaltet er, genauso wie seine Pendants tierischen Ursprungs, zahlreiche Nährstoffe und andere für das Pflanzenwachstum essentielle Inhaltsstoffe. Hier erfahren Sie, welche Aspekte dafür sprechen, dem menschlichen Urin als Pflanzendünger mehr zuzutrauen. Außerdem verraten wir, welche Pflanzen besonders gut mit der Düngung durch menschlich erzeugten Urin harmonieren.

Die Inhaltsstoffe von Urin

Natürlich variieren die Inhaltsstoffe von Urin in Abhängigkeit von der Ernährung, der Wasserzufuhr und selbstredend dem Ursprung – also der Frage ob tierisch oder menschlich. Einen recht guten Überblick über die durchschnittlichen Inhaltsstoffe von Urin gewinnt man dennoch an Hand der folgenden Übersicht. Sie gibt die Inhalte und deren Mengen für die Urinproduktion eines durchschnittlichen, männlichen Erwachsenen pro Tag an:

  • 20 Gramm Harnstoff (Endprodukt des Eiweißabbaus, hoher Stickstoffgehalt)
  • 2 Gramm Aminosäuren
  • 1,2 Gramm Kreatinin
  • 0,5 Gramm Harnsäure
  • ca. 0,5 Gramm Zitronensäure
  • 0,5 Gramm reduzierende organische Verbindungen (Vitamin C, Glucose und Andere)
  • 0,06 Gramm Proteine
  • ca. 25 Gramm anorganische Salze, darunter in erster Linie Natrium, Kalium, Chlorid und Phosphor

Der übliche Ph-Wert liegt mit 5,0 – 6,4 im leicht sauren Bereich.

ACHTUNG: Neben diesen natürlichen Inhalten von Urin, können beispielsweise Medikamente, oder auch das Rauchen, nachteilige Auswirkungen auf die Eignung als Dünger haben. Denn leicht holt man sich so Hormone, Antibiotika oder andere im Urin enthaltene Stoffe in den Garten, die man so eigentlich gezielt vermeiden wollte. Urin sollte daher nur dann angewendet werden, wenn es von einem gesunden Menschen oder Tier ohne bekannte Problemfaktoren erzeugt wurde.

Pillen Urin

Pro und Contra: Urin als Dünger

Betrachtet man Urin völlig wertneutral und frei von Ekel oder Abscheu ob seiner Herkunft, lässt sich seine Verwendbarkeit recht gut anhand der in ihm enthaltenen Stoffe bewerten.

Pro

  • Hoher Stickstoffanteil für hohe Wachstumsleistung vieler Pflanzen
  • Aminosäuren und Salze als wichtige Nährstoffe
  • Kalium und Phosphor als für viele Pflanzen unerlässliche Stoffwechselgrundlage

Contra

  • Saurer Ph-Wert nicht für alle Pflanzenarten geeignet
  • Zitronensäure und Harnsäure häufig nur schlecht verträglich
  • Bei gelagertem Urin mit zunehmender Lagerdauer Gefahr von Verunreinigung durch Mikroorganismen, die auf die Pflanzen übertragen werden

Zunächst werden viele Menschen beim Stichwort Urin an den Geruch und etwas „Schlechtes“, Unsauberes denken. Aus Sicht der Pflanzen ist frischer Urin jedoch völlig unbedenklich und nahezu keimfrei. Erst durch die Lagerung bieten die zahlreichen Nährstoffe Bakterien und anderen Fremdkörpern ideale Lebens- und Vermehrungsbedingungen. Auch der typische, stechende Geruch folgt mit wenigen Ausnahmen erst durch die Vermehrung von Bakterien, sowie deren Ausscheidungen.

TIPP: Wer Farbe und Geruch des Urins dennoch als störend empfindet, kann den Naturdünger problemlos in das Gießwasser mischen. Bereits bei recht geringer Verdünnung verschwinden diese als negativ empfundenen Eigenschaften, während die Nährstoffe weiterhin über das Wasser der Pflanze zugeführt werden können.

Urinverträgliche Pflanzen

Da Nährstoffe wie Mineralien und auch Stickstoff recht einfach über künstliche und auch natürliche Dünger zugeführt werden können, gilt das erste Augenmerk bei der Unterteilung in ungeeignete und urinverträgliche Pflanzen mit der Eignung für ein saures Bodenmilieu. Hier ergibt sich eine recht lange Liste, die wunderbar mit einem hohen Ph-Wert umzugehen vermag:

  • Arnika
  • Azaleen
  • Cotoneaster
  • Douglasien
  • Farne
  • Fleißiges Ließchen
  • Ginster
  • Hortensien
  • Heidelbeere
  • Kamelien
  • Kissenschneeball
  • Verschiedene Lilienarten
  • Narzissen
  • Verschiedene Nelkenarten
  • Verschiedene Petunienarten
  • Pfingstrosen
  • Rhododendren
  • Schwertlilien
  • Stechpalme
  • Vogelbeere

Zwar sollte man sich den eigentlichen Nährstoffbedarf der Pflanzen auch anschauen. Denn was bringt das Düngen mit Urin, ganz gleich ob tierisch oder menschlich, wenn die Pflanze ihn zwar verträgt, aber keinen Nutzen daraus zieht? Betrachtet man die enthaltenen Nährstoffe dagegen genau, fällt auf, dass alle in nennenswerten Mengen vorhandenen Stoffe zu den so genannten essentiellen Makronährstoffen für Pflanzen zählen. Ohne sie kommt also keine Pflanze aus. Ausschlaggebend ist daher die Konzentration, in der eine Pflanze die einzelnen Stoffe verträgt.

Hier setzt dann aber bereits das große Problem bei der Düngung mit Urin ein. Denn wer führt schon eine chemische Laboranalyse für den als Dünger verwendeten Urin durch? Je nach Ursprung, Nahrung, Alter und Verfassung des Erzeugers können die Nährstoffe teils eklatant nach oben oder unten von den genannten Durchschnittswerten abweichen. Um trotzdem die so einfach und nahezu grenzenlos verfügbaren Nährstoffe nutzen zu können, sollte daher eine Dosierung gewählt werden, bei der selbst bei extremen Konzentrationen einzelner Substanzen keine Gefahr für die so gedüngten Pflanzen entsteht.

Die optimale Verdünnung von Urin als Dünger

Eimer Urin

Unterschiedliche Quellen geben ein optimales Mischungsverhältnis von 1 Teil Urin auf 10 Teile Wasser bis hin zu 1 Teil Urin auf 20 Teile Wasser an. Die Konzentrierung dieses natürlichen Nährstofflieferanten kann also, je nach Verwendung und Zusammensetzung, stark variieren. Hier lohnt das schrittweise Herantasten, also ein Beginn bei einem Mischungsverhältnis von 1 zu 20 mit langsamer Steigerung bis maximal 1 zu 10. Häufig dürfte sich die Konzentration aber noch deutlich schwächer im Gießwasser finden, schon allein auf Grund des Verhältnisses von erforderlichem Gießwasser zu vorhandenem Urin. Wer sich also merkt, dass Urin nie pur verabreicht werden darf und Wasser immer der Hauptbestandteil der Mischung sein muss, kann von vorn herein schon einmal wenig falsch machen.

TIPP: Selbst wenn die Mischung optimal ist, es sich um gut urinverträgliche Pflanzen handelt und auch sonstige Rahmenbedingungen geeignet erscheinen, lassen sich im heimischen Garten selten alle Einflussfaktoren vollständig überwachen. Es lohnt daher, vor der flächigen Anwendung von Urin zunächst an wenig einsehbaren Stellen einen Versuch zu unternehmen und die Reaktion der Pflanzen zu beobachten.

Zum Düngen gibt es neben Urin zahlreiche weitere natürliche Alternativen, zum Beispiel Kaffeesatz.