Was machen Bienen im Winter? So überwintern Sie Honigbienen

Bienennest - Bienenwaben

Mit dem Sommer endet auch das Bienenjahr und die sonst so fleißigen Tiere finden sich in einer Traube zusammen, um sich vor der aufkommenden Kälte zu schützen. Als Unterkunft dienen zumeist Bienenbeuten aus Styropor. Hier fühlen sich die emsigen Insekten ungestört am wohlsten. Aber was machen Bienen eigentlich im Winter? Der folgende Ratgeber gibt Ihnen fundiertes Basiswissen an die Hand, wie Sie Bienen artgerecht überwintern.

Im Gegensatz zu anderen Insekten überlebt bei den Honigbienen nicht allein die Königin den Winter, sondern da ganze Volk. Möchten Sie auch im kommenden Frühjahr das emsige Treiben in Ihrem Garten genießen und leckeren Honig ernten, ist das artgerechte Überwintern Ihres Volkes von großer Bedeutung.

Die Spätsommerpflege

– in drei Schritten zum winterfesten Bienenvolk –

Bei Honigbienen beginnen die Wintervorbereitungen bereits Ende August. Die Tiere brüten für den Winter und benötigen dabei Ihre Unterstützung. Folgende Schritte sind dabei grundlegend:

  • die Durchsicht des Volkes
  • das Einrichten des Wintersitzes
  • das Zufüttern

Die Durchsicht

– ist Ihr Volk bereit für den Winter? –

Die Bienentraube – eigenständige Schutzmaßnahme

Ab einer Temperatur von 12°C bilden die Insekten eine Bienentraube. Dabei ballen sich rund 10.000, manchmal auch 20.000 Tiere zu einem riesigen Haufen zusammen. Da jede „Schicht“ wie eine isolierende Hülle fungiert, entsteht in der Beute eine Temperatur von 25°C. Aus diesem Grund sollte Ihr Bienenvolk im Winter aus mindestens 10.000 Bienen bestehen. Ein Bestand von 5.000 gilt als minimale Untergrenze.

Überprüfung der Volksstände

Lösen Sie vorsichtig eine Wabe aus der Mitte des Bienensitzes. Nun können Sie die vorhandene Brut überprüfen. Jedes Entwicklungsstadium sollte vertreten sein. Das umfasst

  • zum größten Teil verdeckelte Arbeiterinnenbrut
  • Eier
  • junge Larven
  • ältere Larven

Überprüfung der Volksstände

Nun werfen Sie einen Blick in den Brutraum. Dieser befindet sich unter dem Honigraum und bildet in der Regel zwei Zargen. Ein winterfestes Bienenvolk weist pro Zarge vier bis fünf Brutwaben auf und hat etwa acht Waben voll mit Bienen besetzt. Diese Merkmale deuten auf eine leistungsfähige Königin hin.

Was tun bei Drohnenbrut?

Drohnenbrut, auch „Buckelbrut“ genannt, erkennen Sie an auffällig gewölbten Zelldeckeln. Dazu kommt es, wenn die Königin verloren gegangen oder ihr Samenvorrat erschöpft ist. In diesem Fall brüten auch Arbeiterinnen. Jedoch können diese nur männliche Tiere zeugen. Da Ihr Bienenvolk unter diesen Umständen nicht überlebensfähig ist, müssen Sie es leider auflösen. Bei unzureichender Brut aber vorhandener Königin hilft es, Völker zusammenzuführen. In manchen Fällen können Sie Ihrem Bestand auch eine neue Königin zusetzen.

Tipp: Um ein Bienenvolk aufzulösen, müssen Sie dieses mindestens 10 Meter von Ihrem übrigen Bestand ausstoßen. Ansonsten nisten sich aggressive Drohnenmütterchen ein, die Ihrer Königin gefährlich werden.

Eine neue Königin bekommen Sie bei einem Imkerverein in Ihrer Nähe.

Den Wintersitz einrichten

– wichtige Schutzmaßnahmen –

Für gewöhnlich überwintert man ein Bienenvolk mit einem Honigraum und zwei Bruträumen, den Zargen. Für einen sehr kleinen Bestand können Sie auch nur einen Raum bereitstellen. Hierfür benötigen Sie

  • eine Zarge mit Deckel und Boden
  • 4 bis 5 leere Waben

Das Zwei-Raum Überwintern

So gehen Sie beim der Zwei-Raum Überwinterung vor:

  1. die dunkelbraunen Zargen aus dem untersten Brutraum entfernen und in die leere Zarge hängen.

Achtung: hier können sich aggressive Flugbienen befinden!

  1. die Waben auf Brut und Krankheitsmerkmale prüfen
  2. sechs Brutwaben in der Zarge anbringen (notfalls auf Waben aus der anderen Zarge zurückgreifen)
  3. zu beiden Seiten der Brutwabe eine Pollenwabe anbringen
  4.  außerdem eine Leerwabe hängen
  5. an die Ränder noch einmal eine volle Futterwabe hängen
  6. die Brutzarge auf den Magazinboden setzen
  7. nun richten Sie die obere Brutzarge ein. Dazu als erstes die dunklen Waben in die Leerzarge umsetzen
  8. 3 bis 5 Futterwaben in der Mitte platzieren
  9. Punkt 4-6 wiederholen
  10. verbleibenden Platz mit Leerwaben auffüllen
  11. alle Tiere in die eingerichteten Zargen befördern
  12. Brutraum aufsetzen und Magazin verschließen

Waben aussortieren- die Handprobe

Für die Winterruhe müssen Sie alle alten Waben entfernen. Um diese ausfindig zu machen, wenden Sie die Handprobe an. Halten Sie die Wabe dazu gegen das Licht. Der Schatten Ihrer Hand muss hinter der Wabe erkennbar sein. Andernfalls sortieren Sie die alte Wabe aus. Auch unbebrütete Leerwaben gehören nicht in den Wintersitz. Sie können Sie im nächsten Frühjahr erneut verwenden.

Voraussetzungen an die Bienenbeute

Bienen halten sich warm, indem sie sich zu einer Traube zusammenfinden.

Bienen im Winter - Bienentraube

Eine extra Abdichtung der Bienenbeute ist deshalb nicht erforderlich. Ganz im Gegenteil, der Kontakt zur Außentemperatur muss gegeben sein, denn

  • Bienen richten ihren Lebenszyklus nach der Temperatur. Bei zu viel Wärme brüten sie zu früh, was ihren Stoffwechsel erheblich belastet
  • Ohne Zugluft bildet sich Schimmel im Magazin
  • Ohne die Möglichkeit zum Ausfliegen kommt es zum Abkoten innerhalb der Beute. Krankheiten drohen.

Ein offener Gitterboden eignet sich für die Überwinterung. Dennoch sollten Sie den Innendeckel isolieren, um den Wärmeverlust der Bienentraube zu vermindern.

Kontrollgänge im Winter

Hat sich die Bienentraube gebildet, müssen Sie Ihre Beute vor Erschütterungen schützen. Fallen Bienen aus der Traube, erfrieren sie in der Regel, ehe die sich dem Pulk wieder anschließen können. Außerdem bedeutet das Lösen aus der Ansammlung eine erhöhte Futteraufnahme und somit eine verstärkte Kotbildung.
Gegen aufdringliche Meisen oder Spechte helfen grobmaschige Drähte. Zudem besteht ein Risiko durch

  • herabfallende Äste
  • Wind und Unwetter

Deshalb müssen Sie nach jedem Sturm nach Ihrem Volk sehen und die Beute auf Beschädigungen kontrollieren. Das Flugloch müssen Sie nur dann von Schnee befreien, wenn dieser vereist.
Um zu überprüfen, wie es Ihrem Volk ergeht, klopfen Sie vorsichtig an die Beute. Schon bei kleinsten Erschütterungen ändert sich der Summton. Gehen Sie dabei sehr behutsam vor (siehe oben).

Tipp: Nutzen Sie die Winterpause für anfallende Arbeiten wie Reinigungs- und Reparaturarbeiten, zum Beispiel das Einlöten der Mittelwände.

Fressfeinde und Krankheiten der Biene

Auch die Spitzmaus sucht im Winter Schutz vor der Kälte. Eine gefüllte Bienenbeute kommt da genau richtig, zumal die Insekten und ihre Honigvorräte überdies ausreichend Versorgung darstellen.

Tipp: Das Einnisten einer Spitzmaus verhindern Sie, indem Sie entweder ein Mäusegitter anbringen oder das Flugloch mit einem Keil verengen.

Zu den häufigsten Krankheiten gehören:

  • die Varroamilbe
  • und die Amerikanische Faulbrut
Varroamilben
Varroamilben

Möglichkeiten zur Bekämpfung stellen folgende Mittel dar:

  • Ameisensäure
  • Milchsäure
  • Oxalsäure

Ameisensäure ist sehr effektiv, hat aber auch Nachteile:

  • wirkt ätzend auf der Haut
  • die Königin stellt während der Behandlung die Eilegetätigkeit ein
  • löst Unruhe aus
  • eine Überdosis macht den Honig ungenießbar

Bei der Schädlingsbekämpfung mit Milchsäure muss eine Außentemperatur über 5°C herrschen. Bei einmaligem Sprühen bewirkt die Säure bereits eine Erfolgsquote von 80%. Ein zweiter Vorgang erhöht diese auf 90%. Benutzen Sie am besten 15%ige Milchsäure. Oxalsäure erhalten Sie beim Tierarzt oder Sie mischen sich das Mittel selbst an. Spritzen Sie das Schädlingsgift einmalig und noch vor dem 31. Dezember des Jahres auf die Bienentraube. Die Außentemperatur sollte nahe des Gefrierpunktes liegen. Empfehlenswert ist das 3,5%ige Produkt.

Zur Bekämpfung der Varroamilbe tragen überdies nicht chemische Maßnahmen bei:

  • das Ausschneiden der verdeckelten Drohnenbrut
  • die kalte Überwinterung
  • das Bilden von Ablegern

Symptome eines Krankheitsbefalls:

  • ein lückenhaftes Brutnest
  • übrig gebliebene verdeckelte Brut am Rande eines Nestes
  • eingesunkene, löchrige und feuchte Zelldeckel
  • schwarze Schorfe am Zellgrund
  • bräunliche Maden unter den Zelldeckeln
  • fauliger Geruch
  • braune, schleimige Masse

Tipp: Als Einsteiger sollten Sie sich vor der Schädlingsbekämpfung genauestens über die Zulassungen und Vorschriften informieren.

Das Zufüttern

– ein ständiges Geben und Nehmen –

Während des Winters benötigt Ihr Bienenvolk etwa 15 kg Futter. Zwei Drittel werden davon aber erst im Frühjahr verwertet. Auch wenn Sie als Anfänger im ersten Jahr noch keinen Honig ernten, ist das Zufüttern wichtig, damit Ihr Volk genügend Nährstoffe vorrätig hat, um zu überwintern.

Warum ist das Zufüttern so wichtig?

Selbstverständlich produzieren Ihre Bienen den Honig nicht, um Sie zu verwöhnen. Eigentlich benötigen sie ihn selber als Baustoff und Nahrung. Deshalb ist es notwendig, nach jeder Honigernte für Ersatz zu sorgen. Vor allem in der kalten Jahreszeit finden die Insekten keinen Nektar mehr und müssen auf ihre Vorräte zurückgreifen. Diese sind essentiell, um die Nahrung in Wärme umzuwandeln.

Die Zuckerlösung herstellen

Eine geeignete Alternative zu zum Honig stellt süße Flüssignahrung dar. Das Zuckerwasser anzumischen, ist ganz einfach. Sie benötigen:

  • handelsüblichen Haushaltszucker
  • Wasser

Lösen Sie die Saccharose im Verhältnis von 3:2 in warmem Wasser auf. Platzieren Sie die Lösung anschließend in einer Schale in der Bienenbeute. Füttern Sie Ihre Bienen in den Abendstunden.

Tipp: Einige Styroporinseln in der Schale helfen den Tieren bei der Nahrungsaufnahme. Somit drohen die Insekten nicht, in der Flüssigkeit zu ertrinken.

Beim Zufüttern ist Schnelligkeit gefragt

Zwar sollten Sie hektische Bewegungen vermeiden, dennoch sollten Sie sich auch nicht zu viel Zeit beim Zufüttern lassen. Bleibt das Volk zu lange geöffnet, kommt es möglicherweise zu Räuberei. Das bedeutet, andere Schwärme werden von dem Futter angelockt und überfallen schwächere Völker. Insbesondere im Spätsommer, wenn die Nektarversorgung rar wird, steigt die Gefahr.

Wie lange dürfen Sie zufüttern?

Das Zufüttern beginnt nach der letzten Honigernte im August. Hinsichtlich der Menge existiert keine Norm, da diese von vielen Faktoren wie

  • klimatischen Bedingungen
  • Aufstellungsart des Bienenvolkes
  • oder den bereits vorhandenen Futtervorräten

abhängt. Mitte September sollten Sie das Zufüttern einstellen.