Puten sind bei Selbstversorgern äußerst beliebt. Kein Wunder: Sie liefern große Mengen an sehr gesundem Fleisch und lassen sich relativ unkompliziert halten. Nach Möglichkeit sollte man sich dabei für eine alte Putenrasse entscheiden. Alte Rassen sind nämlich besonders robust und widerstandsfähig gegen Infektionskrankheiten. Antibiotika braucht es bei ihnen meistens nicht.
Hybridpute
Die Pute ist die domestizierte Variante des an sich wildlebenden Truthahns. Sie wurde von Menschen immer schon ihres Fleisches wegen gehalten. Ihre Eier und Federn spielten hingegen noch nie eine große Rolle in der Verwertung. Was es an Putenfleisch in Supermärkten zu kaufen gibt, stammt quasi zu 100 Prozent von sogenannten Hybridputen.
Dabei handelt es sich um spezielle Züchtungen aus Inzuchtlinien, die einen besonders hohen Fleischanteil aufweisen und zumeist massenhaft in großen Stallanlagen gehalten werden. Die Tiere sind in der Regel sehr krankheitsanfällig. Besonders Infektionskrankheiten sind für sie ein Problem. Im Zusammenhang mit der üblichen Massentierhaltung kann sich so sehr schnell ein großes Problem für den kompletten Bestand entwickeln.
Die Gabe von großen Mengen an Antibiotika in der professionellen Putenhaltung ist deshalb oft unumgänglich. Problem: Diese Antibiotika lagern sich im Fleisch der Tiere ein und können später beim Menschen zu gefährlichen Antibiotika-Resistenzen führen.
Tipp: Hybridputen wie die am meisten verbreitete Variante B.U.T. Big 6 sind für Selbstversorger denkbar ungeeignet. Von ihr sollte man tunlichst die Finger lassen und sich stattdessen auf eine der wenigen noch verfügbaren alten Rassen konzentrieren.
Alte Putenrassen
Hybridputen sind eine relativ neue Kreation. Von alten Putenrassen spricht man hingegen, wenn eine Rasse mindestens 50 Jahre oder noch älter ist. Sie wurden durch Kreuzungen verschiedener Rassen gezüchtet. Dabei stand natürlich auch die Steigerung des Fleischertrags im Vordergrund. Diese Steigerung wurde allerdings auf geradezu natürlichem Weg erreicht. Eine alte Putenrasse liefert deshalb einen ordentlichen Ertrag, ohne dass es dabei bei den Tieren zu Einschränkungen der Bewegungsfreiheit kommt, wie das bei Hybridputen häufig der Fall ist.
Alte Putenrassen sind grundsätzlich ausgesprochen robust und können relativ problemlos auch im Freien gehalten werden. Sie sind zudem widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten und insbesondere gegenüber Infektionskrankheiten. Das Problem ist allerdings, dass so manche alte Putenrasse akut in ihrem Fortbestand gefährdet ist. Im Prinzip sind hierzulande nur mehr vier alte Rassen auch tatsächlich zu bekommen.
Tipp: Tiere einer alten Putenrasse als Selbstversorger zu kaufen ist gar nicht so einfach. Um einen passenden Züchter zu finden, wenden Sie sich am besten an die „Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e. V. (GEH)“.
Bronzepute
Typ | klassische Mastpute |
Körperbau | schwer |
Gewicht | Puter 9 bis 11 kg, Pute 6 bis 8 kg |
Eier pro Jahr | 20 bis 50 |
Bruttrieb | sehr ausgeprägt |
Ansprüche | sehr gering |
Die Urahnen der Bronzepute kamen im Jahr 1533 nach Deutschland. Ihr Weg führte sie dabei von den USA über Spanien und England zu uns. Der Name dieser Pute rührt von dem bronzefarbenen Glanz her, den ihr ansonsten schwarzes Gefieder aufweist. Die Tiere gelten als äußerst robust, ja geradezu als wetterhart. Sie kommen folglich auch mit nahezu allen Wetter- und Temperaturverhältnissen bestens zurecht.
Weil es sich zudem um eine Putenrasse handelt, die sehr brutfreudig ist, eignet sie sich perfekt für Selbstversorger. Mit maximal zwei Gelegen pro Jahr kann gerechnet werden. Allerdings ist der Bestand der Tiere akut gefährdet. Im Jahr 2008 wurde diese Pute zur „Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres“ gewählt.
Cröllwitzer Pute
Typ | Mastpute |
Körperbau | klein, eher leicht |
Gewicht | Puter 7 bis 8 kg, Pute 4 bis 5 kg |
Eier pro Jahr | 20 bis 40 |
Bruttrieb | ausgeprägt |
Ansprüche | sehr gering |
Die Cröllwitzer ist eine kleine Putenrasse, die naturgemäß nicht so viel Fleisch liefert wie so manche andere Rasse, dafür aber auch weniger Platz benötigt. Die Tiere kamen ursprünglich aus Amerika über Belgien nach Deutschland. Sie sind sehr lebendig und bewegungsfreundlich. Da sie viel Spaß an Flugversuchen haben, sollte bei der Freilandhaltung auf jeden Fall eine ausreichend hohe Umzäunung des Geländes vorhanden sein.
Die Grundfarbe der Cröllwitzer ist weiß und hat eine deutliche schwarze Zeichnung. Ihr Name kommt von dem Stadtteil in Halle, in dem die heutige Cröllwitzers erstmals gezüchtet worden ist. Die Tiere sind ebenfalls sehr brutfreundlich und lassen sich vollkommen unkompliziert auch auf einem kleineren Gelände halten.
Deutsche Pute
Typ | klassische Mastpute |
Körperbau | leicht, mittelschwer, schwer |
Gewicht | Puter 6 bis 15 kg, Pute 4 bis 8 kg |
Eier pro Jahr | 20 bis 50 |
Bruttrieb | ausgeprägt |
Ansprüche | sehr gering |
Die Bezeichnung Deutsche Puten ist ein Oberbegriff, unter dem diverse Farbschläge bzw. Varianten zusammengefasst werden. Die Tiere werden dabei in die drei Gewichtsklassen leicht, mittelschwer und schwer eingeteilt. Der Fleischertrag schwankt folglich zum Teil erheblich. Manche sehen auch in der Bronzepute oder der Cröllwitzer eine Variante, die zu den Deutschen Puten gehört.
Bei allen Unterschieden: Die Tiere sind sehr widerstandsfähig, robust und wenig anfällig gegenüber Krankheiten. Sie sind zudem auch relativ anspruchslos, was ihre Haltung und ihre Fütterung angeht. Ihr Bestand gilt als akut gefährdet. Dennoch sind die allermeisten Puten, die man heute noch auf Bauernhöfen findet, Deutsche Puten.
Ronquières Pute
Typ | Mastpute, Weidepute |
Körperbau | leicht |
Gewicht | Puter 9 bis 10 kg, Pute 4 bis 5 kg |
Eier pro Jahr | ca. 60 |
Bruttrieb | ausgeprägt, sehr fruchtbar |
Ansprüche | sehr gering |
Die Putenrasse Ronquières stammt ursprünglich auch Belgien. Dort wurde sie zu Beginn des 18. Jahrhunderts erstmals in dem Ort Ronquières gezüchtet. Sie entwickelte sich ungemein schnell zu einem großen Erfolg und war in ganz Belgien und zum Teil auch im restlichen Europa weit verbreitet.
Der erste und der zweite Weltkrieg führten allerdings dazu, dass die Bestände nicht nur in Belgien weitgehend ausgerottet worden sind. Erst in den 1990er Jahren wurden einige wenige Restexemplare entdeckt. Seitdem wird die Rasse auch wieder neu gezüchtet. Die Ronquières eignet sich perfekt für die Freilandhaltung. Man nennt sie deshalb auch nicht ohne Grund eine Weidepute, die sehr gut mit widrigen Wetterverhältnissen zurechtkommt.
Weitere Informationen zur Haltung von Puten finden Sie hier.