Tomatenerde: Welche Erde für Tomaten? | einfach selber mischen

Tomatenerde

Die heute für die Selbstversorgung gezogenen Tomatenpflanzen sind im Gegensatz zu ihren Vorfahren aus freier Wildbahn hoch spezialisiert. Daher stellen sie ganz besondere Anforderung an ihre Wachstumsumgebung und die Versorgung mit Nährstoffen. Eine Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Tomatenzucht ist daher eine geeignete Tomatenerde. Wie diese als adäquater Ersatz für kostspielige Fertigprodukte einfach selber gemischt werden kann, wird im Folgenden erklärt.

Warum überhaupt spezielle Tomatenerde?

Wie viele andere Zuchtpflanzen auch, bringt die Tomate heute nicht mehr nur Früchte für die eigene Vermehrung hervor. Vielmehr soll der Ertrag an Tomaten qualitativ wie quantitativ immer weiter optimiert werden. Für diese immer weiter steigenden Leistungen benötigt die Tomatenpflanze in jeder Phase ihrer Entwicklung eine ganz bestimmte Tomatenerde. Was in frühen Entwicklungsphasen schädlich sein kann, ist später für ein kraftvolles Wachstum unerlässlich. Daher unterscheiden sich Erden abhängig von ihrer Verwendung in ihrer Zusammensetzung deutlich. Für jede Phase der Entwicklung werden gezielt Nährstoffe angeboten, dabei schädliche Substanzen aber auch gezielt vermieden. So kann alle Kraft der Pflanze in die eigene Entwicklung fließen, während die Erfordernis von Abwehrkräften auf ein Minimum reduziert werden.

Die Anforderungen an Tomatenerde in den verschiedenen Wachstumsphasen

Insgesamt lässt sich die Entwicklung einer Tomatenpflanze hinsichtlich ihrer Anforderungen an die Zusammensetzung der Tomatenerde in drei Phasen unterteilen:

1. Anzucht/Keimung:

Tomatenerde Anzucht

In dieser Phase keimt der Samen aus und entwickelt sich zum kleinen, zarten Pflänzchen. Die Keimblätter durchdringen die Erdoberfläche und der Sprössling beginnt mit der Photosynthese und dem eigentlichen Pflanzenwachstum. In dieser Phase ist vor allem auf eine gute Wasserdurchlässigkeit der Erde zu achten. Staunässe kann zu Fäulnis an Samen oder Keimling führen und das Absterben der Pflanze zur Folge haben. Insbesondere Nährsalze sollten nur gering bis gar nicht in der Erde enthalten sein, da Salz den Keimling austrocknet und Fäulnis begünstigen kann. Auch Bakterien und Keime sollten idealerweise nicht in Anzuchterde enthalten sein, da der Trieb in der Keimphase besonders anfällig für Krankheiten und andere Schädlinge ist.

2. Pikieren/Aufzucht:

Sind die Sämlinge ausgereift, müssen die zahlreich dicht an dicht gewachsenen Pflanzen getrennt und einzeln in Pflanzschalen umgesetzt werden. Nach diesem so genannten Pikieren beginnt das eigentliche Wachstum des ausgetriebenen Keimlings. In dieser Phase ist die Jungpflanze auf ein hohes Nährstoffangebot angewiesen, um die für das Wachstum nötige Energie hervor zu bringen. Auch sollte Pikiererde ausreichend wasserdurchlässig sein, da die Wurzeln immer noch sehr anfällig für Schimmel und Fäulnis sind. Eine dennoch gute Wasserspeicherkapazität der Erde gewährleistet eine trotz Drainfähigkeit ausreichende Wasserversorgung des Tomatenpflänzchens.

3. Finale Wachstumsphase mit Ausbildung der Früchte:

Jetzt ist die Pflanze voll entwickelt und gewinnt lediglich an Größe, bevor sie mit der Ausbildung ihrer Früchte beginnt. Eine gute Nährstoff- und Feuchtigkeitsversorgung sind jetzt das A und O für wohlschmeckende und große Tomaten. Die ideale Tomatenerde hat einen leicht sauren Charakter mit einem Ph-Wert zwischen 6,5 und 7. Auf eine Keimfreiheit muss nicht mehr geachtet werden, da dies in Kübel- oder Freilandhaltung unter freiem Himmel ohnehin nicht mehr zu gewährleisten wäre. Außerdem ist die voll entwickelte Pflanze mittlerweile ausreichend resistent gegen die normalen Bodenkeime.

Schritt für Schritt von den Zutaten zur selber gemischten, fertigen Erde

Nachdem nun klar ist, wie die ideale Tomatenerde für die jeweilige Wachstumsphase aussehen muss, stellt sich natürlich die Frage, welche Zusammensetzung der Erde zum gewünschten Ziel führt. Für alle, die nicht auf vorgefertigte und käuflich erhältliche Tomatenerde zurückgreifen wollen, bieten die folgenden Rezepte eine gute Möglichkeit, Anzuchterde, Pikiererde und den finalen Boden für das abschließende Wachstum selber in der richtigen Zusammensetzung zu mischen.

Anzuchterde

Bestandteile:

  • Normale Erde, beispielsweise aus dem Hausgarten; dabei die oberste Erdschicht wegen dem hohen Salzgehalt nicht verwenden
  • Sand, idealerweise Quarzsand, der wegen seiner kantigen Struktur nicht verdichtet und gut entwässert
  • Kompost, idealerweise aus Grünschnitt

Vorgehen:

  • Gartenerde sterilisieren, im Bakterien, Schädlingseier etc. abzutöten: Erde feinbröselig zerdrücken oder sieben und im hitzebeständigen Gefäß im Backofen bei 150° C für mindestens 30 Minuten erhitzen, alternativ Mikrowelle bei 800 Watt für mindestens 10 Minuten
  • Alle drei Bestandteile zu gleichen Teilen mischen, dabei große Klumpen vermeiden und gegebenenfalls zerdrücken oder sieben
  • fertige Anzuchterde bis zur Verwendung im abgeschlossenen Gefäß aufbewahren, so dass Schädlinge etc. nicht wieder in die Erde gelangen können; wegen Kompostanteil nur begrenzt lagerfähig!

Pikiererde

Bestandteile:

  • Normale Erde, zum Beispiel nach Entfernung der Deckschicht aus dem eigenen Garten
  • Sand, idealerweise Quarzsand wegen guten Drainverhalten, ohne zu stark zu verdichten
  • Kompost, idealerweise aus Grünschnitt
  • Humus, zum Beispiel aus Rinde
  • Perlite oder Kokosfasern als wasserspeicherndes Medium

Tomatenerde Pikiererde

Vorgehen:

  • Gartenerde sterilisieren, siehe Anleitung Anzuchterde
  • Die Bestandteile im folgenden Verhältnis mischen: 1,5 Teile Erde, 4 Teile Perlite oder Kokosfasern, 1 Teil Humus, 1 Teil Sand, 2,5 Teile Kompost, dabei Klumpen vermeiden
  • Pikiererde zur Verwendung in Pflanzgefäße füllen, oder im abgeschlossenen Gefäß la-gern; wegen Kompost und Humus aber nur begrenzt lagerfähig!

Gartenerde im Freiland oder im Kübel

Sind die Tomatenpflanzen ausreichen gewachsen, werden sie bis zur Erntereife meist direkt im Freiland gezogen, oder unter Verwendung von normalem Boden aus dem eigenen Garten in großen Pflanzkübeln gehalten. Daher ist es wenig zielführend, spezielle Erde zu mischen. Stattdessen kann aber die vorhandene Muttererde je nach Beschaffenheit gezielt verbessert werden. Der ideale Boden für das Wachstum voll entwickelter Tomatenpflanzen sieht wie folgt aus:

  • humos
  • hoher Nährstoffanteil
  • Wasserdurchlässig, um Staufeuchte zu vermeiden
  • frisch, ohne verrottende Bestandteile
  • feucht, mit ausreichend Wasserspeicherkapazität
  • möglichst frei von groben Bestandteilen, die das Wurzelwachstum stören, z.B. Steine, Holzstücke, Rinde etc.

Je nach Beschaffenheit des vorhandenen Bodens eigenen sich folgende Maßnahmen und Zusätze, um dem Boden die ideale Qualität für das Tomatenwachstum selber zu verleihen:

  • nährstoffarme Böden: Zugabe von Gartenkompost als Nährstofflieferant, alternativ Hornspäne oder Hornmehl
  • sandige Böden: Auflockern und Wasserspeicher schaffen mit porösen Zusatzstoffen, wie Perlite, Kokosfasern, Betonit etc.
  • lehmige Böden: Sand oder feinkörnigen Lavasplit für mehr Durchlässigkeit ein-arbeiten
  • allgemein: Steinmehl wirkt dem Auslaugen des Bodens durch die Tomatenpflanze mit Spurenelementen etc. entgegen

Tomatenerde Freiland

Zuletzt sollte man den Ph-Wert des Bodens nicht völlig außer Acht lassen. Ideal für Tomaten ist ein leicht saures Bodenmilieu mit einem Ph-Wert zwischen 6,5 und 7. Weicht der Boden hiervon deutlich ab, helfen folgende Maßnahmen:

  • bei sauren Böden: Kalk in Form von Gesteinsmehl oder Gartenkalk hebt den Ph-Wert
  • bei alkalischen Böden: Schwefel in Form von Blaukorn (vor der Pflanzung) oder Bittersalz (nach der Pflanzung) senkt den Ph-Wert.

Die erforderlichen Zusatzstoffe kann man einfach mit den sonstigen Verbesserungsmaßnahmen gleichmäßig mit der Tomatenerde mischen. Bei Zuschlägen nicht natürlichen Ursprungs, wie etwa Blaukorn, sollte für die Dosierung die Angabe des Herstellers unbedingt beachtet werden.