Tomatenanbau in der Wohnung: so gelingt eine Zucht auf der Fensterbank!

Tomaten säen Jungpflanzen - Tomatenanbau

Wer über keinen Garten verfügt, muss auf frische Tomaten aus dem Selbstanbau nicht verzichten. Der Tomatenanbau in der Wohnung kann leicht auf der heimischen Fensterbank realisiert werden. Wie die Pflege von der Aussaat bis zur Tomatenernte aussieht, wird im Folgenden detailliert erklärt.

Tomatenanbau in der Wohnung – Geeignete Tomatensorten

Während sich im Freiland Tomatenpflanzen in der Regel uneingeschränkt entwickeln können, besteht bei dem Tomatenanbau in der Wohnung oftmals deutlich weniger Platz zur freien Entfaltung. Dies sollte beim Kauf unbedingt berücksichtigt werden und eine entsprechend geeignete Tomatensorte gewählt werden.

Wenig Platz nehmen Buschtomaten wie zum Beispiel Cherry- und Cocktailtomaten, in Anspruch, weshalb sie sich am optimalsten für den Tomatenanbau auf der Fensterbank eignen. Zusätzlich besteht meist ein geringerer Pflegeaufwand, je kleinwüchsiger die Tomatensorten sind. Zu den beliebtesten Buschkirschtomaten zählen:

  • Washington Cherry
  • Gold Nugget
  • Hybridtomate Cherries Jubilee
  • Hybridtomate Terenzo Hybrid.

Rankende Tomatensorten nehmen mehr Platz in Anspruch als Buschtomaten und eignen sich weniger für die Fensterbank, sofern dort kein größerer Topf mit Platz für eine Rankenhilfe stehen kann.

Kirschtomaten

Tipp: Ein robustes Exemplar ist beispielsweise in der Wildtomate zu finden.

Nicht unbedeutend ist für viele Hobbygärtner, wie oft geerntet werden kann, beziehungsweise wie hoch der Ernteertrag sein wird. Viele Früchte sind unter anderem bei den schnell reifenden Pflaumen- und Kirschtomaten zu erwarten. Zwergpflanzen weisen in der Regel lediglich eine Erntezeit zwischen vier und sechs Wochen im Jahr auf.

Weitere empfehlenswerte Tomatensorten

  • Minibel – kompakter, baumähnlicher Wuchs – Wuchshöhe: 20 bis 35 Zentimeter – Fruchtgröße: 1.5 bis 2.5 Zentimeter – rote, runde Früchte mit fester Schale – süßlicher Geschmack – kein Ausgeizen erforderlich
  • Pixie – Kleine Cocktailtomatensorte – Wuchshöhe: maximal 30 Zentimeter – Fruchtgröße: circa zwei Zentimeter – rot-gelbe gestreifte Früchte – würziger, süßlicher Geschmack – kein Ausgeizen erforderlich
  • Red Robin – kleinwüchsige Zwergtomate – Wuchshöhe: circa 30 Zentimeter – Fruchtgröße: circa zwei Zentimeter – rote Früchte mit fester Schale – würziger, süßlicher Geschmack – wächst buschig – kein Ausgeizen erforderlich
  • Tiny Tim – besonders kleinwüchsig – Wuchshöhe: 20 bis 50 Zentimeter – Fruchtgröße: circa zwei Zentimeter – rundliche bis ovale rote Früchte mit dünner Schale – süßer Geschmack
  • Tumbling Tom in Rot oder Gelb – Hängetomaten – Wuchshöhe: circa 30 Zentimeter – Fruchtgröße: circa vier bis sechs Zentimeter – rote und/oder gelbe Früchte – süßlicher Geschmack – viele Früchte

Aussäen oder vorziehen?

Neben der passenden Tomatensorte sollte die Überlegung stattfinden, ob eine Aussaat oder ein Vorziehen geeigneter für den Tomatenanbau in der Wohnung ist.
Der Unterschied zwischen den beiden Anzuchtarten ist, dass beim Aussäen der Samen sich mehr oder weniger sich selbst überlassen wird. Er wird einfach auf dem Substrat verteilt sowie mit ein wenig Erde bedeckt und diese im Idealfall gelegentlich gegossen. Beim Vorziehen steht die gezielte Keimung im Vordergrund. Hier wird der Samen zur Keimung angeregt. Aufgrund dessen stehen die Chancen für eine Keimung beim Vorziehen auch deutlich besser, als bei der Aussaat.

Das Vorziehen erfordert jedoch einen größeren zeitlichen Aufwand, als die Aussaat. Letzteres ist bereits ab Januar/Februar vorzunehmen, während das Vorziehen erst Mitte/Ende März erfolgen sollte, da ansonsten dünne Triebe die Folge sein könnten.

Anleitung: Vorziehen

Tomatenerde Anzucht

  • Samen auf eine mit Anzuchterde gefüllte Schale in einem Abstand von circa drei Zentimeter verteilen
  • Samen mit dünner Erdschicht bedecken (Dunkelkeimer) und Erde gut anfeuchten
  • Lichtdurchlässige Folie über die Schale spannen
  • Standort: sonnige Fensterbank
  • Täglich Folie aufdecken, Erde befeuchten und wieder verschließen (Staunässe vermeiden)
  • Keimtemperatur: 20 bis 24 Grad Celsius
  • Pikieren: nach circa sechs bis zehn Tagen, wenn sich die ersten Blätter zeigen

Topf

Damit Tomaten in einem Topf optimale Bedingungen für das Wachstum und die Tomatenreife vorfinden, sollte sich an folgenden Kriterien gehalten werden:

  • Nach dem Pikieren in einen Topf mit einer Größe zwischen drei und 20 Liter Fassungsvermögen umpflanzen (je nach Sorte)
  • Nur Töpfe mit Abflussloch benutzen, damit überschüssiges Gießwasser ablaufen kann
  • Auf dem Topfboden Drainage aus Quarzsand oder feinem Kies auslegen (circa zwei Zentimeter dicke Schicht)
  • Nährstoffreiches Substrat verwenden
  • Abstand zwischen Topfrand und Substratoberfläche von rund zwei Zentimetern einhalten (verhindert ein Überlaufen nach dem Gießen

Standort

Um optimal in der Wohnung gedeihen zu können, muss der Standort für den Tomatenanbau auf der Fensterbank bestimmte Voraussetzungen erfüllen, wie folgend beschrieben:

  • Lichtverhältnisse: hell und sonnig
  • Optimal ist eine Fensterbank mit südlicher Ausrichtung
  • Wenn die natürliche Helligkeit nicht ausreichend gesichert ist, mit einer speziellen Pflanzenleuchte bestrahlen
  • Umgebungstemperatur: zwischen 18 und 20 Grad Celsius
  • Geeignete Plätze: unbeheizte Küche, Hausflur, kühles Schlafzimmer

Tomaten überwintern

Pflanzenlampe

Reicht das normale Tageslicht nicht aus oder der Tomatenanbau in der Wohnung kommt ins Stocken, weil dauerhaft graue Wolken und Regen für wenig Helligkeit sorgen, kann ein prächtiges, gesundes Gedeihen nur über eine Pflanzenlampe sichergestellt werden. Vor allem im Februar bis März/April kann dies der Fall sein, wenn viel Tageslicht und Sonne für die Aussaat sowie das Vorziehen benötigt wird. Diese Zeit kann nur meiner einer Pflanzenlampe überbrückt werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass diese nie länger als zwölf bis 14 Stunden am Stück brennen soll. Die Pflanzen brauchen auch die Dunkelheit, um Ruhe zu bekommen.

Beim Kauf einer passenden Lampe sollte auf die Ansprüche der Tomaten geachtet werden. Folgende Kriterien sollte eine Pflanzenlampe erfüllen:

  • Kelvinzahl zwischen 5.300 K und 6.500 K für die Anzucht
  • Mindestens zehn Watt LED
  • Streuungswinkel: zwischen 45 und 90 Grad, je nach Größe der Pflanze/des Anzuchtkastens
  • LED-Lampen sind optimal, weil sie keine oder nur kaum Wärme entwickeln und damit die Pflanzen nicht überhitzen

Pflege

Bei dem Tomatenanbau in der Wohnung ist der Unterschied in der Pflege zu Freilandtomaten nicht groß. Lediglich einige Feinheiten sollten Sie berücksichtigen, damit die Tomatenpflanze auf der Fensterbank optimal gedeihen kann.

Gießen

Die Pflanze besitzt einen relativ hohen Wasserbedarf, je wärmer sie steht. Es ist wichtig, dass der Feuchtigkeitsgehalt der Tomatenpflanze täglich kontrolliert wird, da selbst ein kurzfristiges Austrocknen Schäden hervorrufen kann. Empfehlenswert ist zudem die Verwendung eines Untertellers, der unter dem Topf steht. Hier kann sich überschüssiges Gießwasser sammeln, ohne das Wasserflecken auf der Fensterbank entstehen.

Beim Gießen sollten Sie folgendermaßen vorgehen:

  • Ausnahmslos kalkfreies und lauwarmes Gießwasser verwenden
  • Nur die Erde/das Substrat gießen – Blätter nicht benässen
  • Boden kontinuierlich feucht halten, ohne Staunässe entwickeln zu lassen
  • Durch das Abflussloch ausgelaufenes Wasser trocknen
  • Während der Heizperiode und an heißen Sommertagen bei Bedarf zweimal täglich gießen

Düngen

Tomaten benötigen vor allem für die Fruchtbildung viele Nährstoffe. Diese können sie nicht unbeschränkt, wie die meisten Freilandtomaten, aus dem Boden erhalten. Aus diesem Grund stellt eine regelmäßige Düngung ein wesentliches Kriterium zum optimalen Tomatenanbau in der Wohnung dar. Zu erkennen ist ein Nährstoffmangel an hellgrünen Blättern. Spätestens dann ist ein Düngen unabdingbar.

Nach folgender Anleitung sollte Sie düngen:

  • Düngen mit handelsüblichen Flüssigdünger
  • Bei Düngung mit Granulat oder Ähnlichem, das Substrat vorher angefeuchen
  • Düngerhythmus: alle zwei bis drei Wochen bis erster Fruchtansatz sichtbar ist
  • Ab erstem Fruchtansatz Düngung auf einmal wöchentlich reduzieren
  • Alternativ können abgetrennte Geiztriebe als Dünger fungieren, wenn sie rundherum auf das Substrat gestreut werden

Schneiden/Ausgeizen

Grundsätzlich gilt, dass bei kleinwüchsigen Tomatensorten ein Ausgeizen nicht erforderlich ist. Im Vordergrund eines Ausgeizens steht vor allem die Wachstumsförderung von größeren Früchten. Bei kleinen Tomaten hilft dies nicht spürbar.

Dennoch kann ein Ausgeizen aus bestimmten Gründen vorteilhaft sein:

  • Es beugt Pilzerkrankungen vor
  • Die Pflanze kann mehr Energie für die Fruchtbildung aufbringen und die Qualität verbessern
  • Hält die Pflanze kompakt
  • Verhindert zu dichtes Wachstum und eventuell Platzmangel für die kräftige Tomatenreife bei größeren Sorten
  • Die abgetrennten Triebe wirken hervorragend als Dünger

Anleitung Ausgeizen

Beim Ausgeizen werden Triebe und Blätter entfernt. Dabei sollte wie in dieser Anleitung vorgegangen werden:

Tomaten ausgeizen - Technik

  • Alle jungen und älteren Seitentriebe entfernen
  • Frische und junge Triebe mit den Fingern abgeknipsen
  • Nie über der Blütendolde schneiden
  • Die untersten Blätter abtrennen

Bestäubung

Damit sich prächtige und geschmacksintensive Tomaten entwickeln können, ist eine Bestäubung erforderlich. Dies übernehmt bei Freilandtomaten die Natur. Beim Tomatenanbau in der Wohnung fehlt es daran. Hier können Hobbygärtner und Selbstversorger leicht selbst nachhelfen. Dazu stehen verschiedene Methoden zur Auswahl, die mehrmals hintereinander an verschiedenen Tagen durchgeführt werden sollten, da die Öffnung aller Blüten nicht zur gleichen Zeit erfolgt. Zudem sollte die Umgebung zum Zeitpunkt der „künstlich“ herbeigeführten Bestäubung bestimmte Bedingungen erfüllen, damit die Bestäubung einwandfrei klappt.

So funktioniert die Bestäubung in der Wohnung:

  • Behutsam an der Tomatenpflanze rütteln
  • Durch die Vibration einer elektrischen Zahnbürste die Blüten bewegen
  • Mit weichem Pinsel leicht über die Pollensäcke sowie Narben gehen
  • Mit einem Ventilator für Luftzug sorgen

Erforderliche Umgebungsbedingungen sind:

  • Luftfeuchtigkeit zwischen 50 und 70 Prozent
  • Bei zu hoher Luftfeuchtigkeit kommt es zu einer Verklumpung der Pollen
  • Bei zu trockener Luftfeuchtigkeit nimmt die Pollenkeimfähigkeit ab
  • Umgebungstemperatur maximal 30 Grad Celsius

Tomatenernte in der Wohnung

In der Regel sind nach der Aussaat oder dem Vorziehen die ersten Solanum lycopersicum nach einigen Wochen erntereif. Bei der Ernte ist es wichtig, die Fruchthaube nicht zu beschädigen.
Die Fruchtreife ist an folgenden Merkmalen zu erkennen:

  • Kräftige rote oder gelbe Farbe (je nach Sorte)
  • Die Fruchthaut lässt sich leicht eindrücken
  • Die Tomaten lösen sich nahezu ohne Widerstand ab