Die Lampionblume wird von Junggärtnern mitunter als „Inbegriff der Exotik“ beschrieben, was dem poetischen Gemüt dieser Gärtner Ehre macht, ihren Kenntnissen über Gartenpflanzen jedoch weniger: Die Lampionblume wurde bereits von Paracelsus in seinen Kräuterbüchern erwähnt, sie zählt zu unseren wirklich alten Gartenstauden. Das schöne Gewächs mit großen herzförmigen Laubblättern entwickelt auffällige Fruchtstände mit leuchtend orangefarbenen Fruchthüllen, die den Garten über den Winter hinweg zieren oder als Dekoration im Haus brillieren. Pflegeleicht und robust sind Lampionblumen auch noch, erfahren Sie mehr über die Pflege und das Vermehren der ausdrucksstarken Staude:
Kurzer Steckbrief der Lampionblume
- Gehört zur Familie der Nachtschattengewächse
- Einziger Vertreter der Gattung Physalis in Europa
- Pflegeleicht und robust, echte Anfängerpflanze
- Allerdings über Wurzelausläufer sehr ausbreitungswütig
- Lampionblumen auf begrenzten Flächen sollten mit Wurzelsperre gepflanzt werden
Standort
Auch wenn die genaue Herkunft der Lampionblume höchst umstritten ist, besteht weitgehende Übereinkunft darüber, dass sie wohl aus Regionen kommt, die leicht südlicher liegen als Deutschland. Mit den Wintern bei uns kommt die Lampionblume zwar außergewöhnlich gut zurecht, aber eine Vorliebe hat sie aus ihrer frühen Vergangenheit behalten: Sie mag es gerne warm, sie möchte einen möglichst „kuschligen“ Standort im Garten:
- Lampionblumen vertragen sehr gut einen Standort in der vollen Sonne
- Am sonnigen Standort wird die Lampionblume die meisten Blüten entwickeln
- Lampionblumen gedeihen aber auch im lichten Halbschatten
- Dann kann es allerdings passieren, dass die Lampionblume nicht so viele Blüten zeigt
Lampionblumen können sehr gut auch im Kübel gehalten werden, der bei einer rund ein Meter hohen Pflanze natürlich eine gewisse Mindestgröße aufweisen sollte (es gibt aber auch Zwerg-Lampionblumen).
Substrat, Boden
Lampionblumen sind nicht rasend anspruchsvoll, ein „ganz normaler Gartenboden“ ist ihnen auf jeden Fall recht. Lampionblumen sind so wuchsfreudig, dass sie sogar auf nährstoffarmen, mageren Böden gut wachsen, ebenso wie auf einem etwas lehmigen Boden oder einem Boden, der ab und zu einmal etwas zu feucht wird – auf Deutsch, die Lampionblume wächst eigentlich überall.
Wenn Sie den Lampionblumen einen Gefallen tun möchten, pflanzen Sie sie in einen humosen, durchlässigen Boden, der ihnen besonders gut zusagen soll, wenn er etwas kalkhaltig ist.
Wenn Sie den Lampionblumen einen optimalen Standort geben, könnten Sie das unter Umständen bereuen: Neben dem Auge auf einen schönen Platz in der Sonne ist bei den Lampionblumen nämlich auch ein Auge auf die Umgebung angesagt. Lampionblumen sind ungemein eroberungswütig, Sie sollten sie deshalb nur dort ohne Wurzelsperre „aussetzen“, wo sie sich frei verbreiten dürfen und keine anderen, zarteren Pflänzchen überwuchern können.
Anzucht
Jede Sorte Lampionblumen gibt es als Samen zu kaufen, die ab März im Haus vorgezogen werden können oder im Mai direkt ins Beet ausgesät werden können.
Pflanzen
Die Lampionblumen gehören zu den mehrjährigen Stauden, die jederzeit in der Wachstumssaison gepflanzt werden können, solange ihnen genug Zeit bleibt, sich bis zum Winter gut einzuwurzeln.
Gießen
Die normalwüchsigen Lampionblumen werden mit einem mittleren Wasserbedarf beschrieben. Was das konkret bedeutet, hängt vom Standort der Lampionblume ab:
- Lampionblumen an vollsonnigen Standorten verdunsten in der Wachstumsperiode viel Wasser
- Den Boden am Standort dieser Pflanzen gleichmäßig feucht halten
- Lampionblumen im Halbschatten gedeihen besser in nur mäßig feucht gehaltener Erde
- Keine Lampionblume, egal an welchem Standort, mag Staunässe
- Während der Ausbildung der Früchte erhöht sich der Wasserbedarf ein wenig
- Während der Anzuchtphase und kurz nach dem Pflanzen ist regelmäßige Bewässerung wichtig
Düngen
Eine Lampionblume muss nicht unbedingt gedüngt werden, sie wird auch vollkommen ohne Dünger wachsen und wahrscheinlich sogar reichlicher Früchte bilden als bei reichlicher Nährstoffversorgung. Wenn Sie an den Lampions als Deko interessiert sind, sollten Sie mit Dünger also eher zurückhalten umgehen. Mehr Nährstoffe bringen meist nur mehr Blattmasse hervor, und eine Überdüngung bewirkt eher das Gegenteil, im Zweifel kommt gerade die Lampionblume besser mit einem Mangelzustand aus.
Schneiden
Die Lampionblume kann problemlos beschnitten werden, zunächst im Hinblick auf Raum für frischen Austrieb und Schönheit der Pflanze. So gehen Sie vor:
- Die Blütenstängel bleiben über den Winter als Schutz (und Deko) an der Pflanze
- Im Frühjahr können die Stängel dann weggeschnitten werden
- Schneiden Sie die ganze Staude bodennah zurück
- Gehen Sie dabei ruhig großzügig vor, der frische Austrieb soll sich frei entwickeln können
- Im Spätsommer können Sie die Staude noch einmal schneiden
- Hier geht es dann mehr um die Ernte der Lampions
- Wenn Sie einzelne Stängel über die Pflanze verteilt entnehmen, bleibt die Staude ansehnlich
- Sie können die Lampions aber auch komplett abernten, Radikalschnitte schaden der Staude nicht
- Wenn nur noch wenig Triebe übrig bleiben, empfiehlt sich in rauen Gegenden dann ein Winterschutz
Blüten und Früchte
Ab Juli bis in den September hinein entwickelt die Lampionblume ihre kleinen weißen Blüten, die eher von minderem Dekorationswert sind, wenn auch etwas größer als die der Kollegin Physalis peruviana, der Andenbeere.
Das eigentlich spektakuläre an der Physalis alkekengi – und meist der Grund, warum die Lampionblume im Garten steht – sind jedoch die orangefarbenen Fruchtstände, die die Lampionblume aus den Blüten hervorbringt.
Getrocknete Lampionblumen-Fruchthüllen sind begehrte Deko-Artikel, und das Trocknen ist wirklich nicht kompliziert: Sie schneiden im Oktober die Äste der Lampionblume mitsamt der Fruchtstände ab und hängen sie luftig kopfüber zum Trocknen auf. Diese “Lampions” wirken bereits ungemein dekorativ, wenn sie einfach in eine schöne Schale gefüllt werden, sie geben aber auch auf Schaschlikspießen einfach herzustellende, auffällige Dekostecker ab und können natürlich gewinnbringend in vielerlei Trockenblumensträuße integriert werden.
Vermehren
Lampionblumen werden Sie eher bremsen als vermehren müssen, sie bilden ziemlich begeistert Ausläufer, deren Verbindungssprossen absterben, diese werden also zu unabhängigen Pflanzen. Die Lampionblumen stellt Ihnen also eine „automatische Vermehrung“ zur Verfügung, die Sie nutzen können, um die neuen Pflanzen an den gewünschten Platz umzusetzen oder den gewünschten Menschen zu verschenken.
Man kann die Lampionblume auch noch durch Teilung und durch Stecklinge vermehren, notwendig wird das aber wohl nur werden, wenn Sie eine „Lampionblumen-Fabrik“ im Sinn haben.
Ausläufer existieren unabhängig von der Mutterpflanze als eigenständige Pflanzen, wenn Sie diese mit Spaten oder Grabgabel entfernen, müssen Sie die Ausläufer komplett entnehmen. Wenn Sie nur ein Stück abnehmen, läuft die Restwurzel zu umso größerer Wuchskraft auf, Sie haben die Vermehrung also noch gefördert.
Überwintern
Lampionblumen konnten sich bei uns seit Jahrhunderten akklimatisieren und sind inzwischen auch durch kräftigen Frost nicht mehr zu schocken. Deshalb überwintern Lampionblumen meist völlig komplikationslos im Garten, nur bei längeren Perioden mit Kahlfrost (ohne schützende Schneedecke) ist die Lampionblume dankbar für eine Lage Winterschutz aus Laub oder Reisig. Wenn die oberirdischen Pflanzenteile wegfrieren, macht das jedoch wenig, die Lampionblume wird im Frühjahr aus den Wurzeln wieder austreiben.
In einem Kübel auf dem Balkon erreicht jedoch auch die sagenhafte Winterhärte einer Lampionblume ihre Grenzen – wenn die Erde im Topf komplett einfriert, können auch die Wurzeln der Lampionblume bleibenden Schaden erleiden. Der Kübel sollte deshalb nur draußen bleiben, wenn er durch eine dicke Winterverpackung vor Frost geschützt werden kann, sonst sollte er ins Haus an einen kühlen, aber frostfreien Ort umziehen.
In beiden Fällen sollten Sie darauf achten, gelegentlich etwas Wasser (im Garten natürlich nur in frostfreien Perioden) zu geben, damit die Wurzeln der Lampionblume nicht vertrocknen.
Sorten und Arten
Die Lampionblume „Physalis alkekengi“ ist die einzige Pflanze der Gattung Physalis, die in Europa vorkommt. Dort ist sie mindestens seit dem Mittelalter und vielleicht noch länger bekannt, ihr eigentlicher Ursprung ist überhaupt nicht mehr sicher zu ermitteln. Egal, ob sie nun aus Südosteuropa oder Westasien stammt, die Lampionblume hat sich jedenfalls sehr erfolgreich ausbreiten können und hat neben dem europäischen Raum auch die USA bis in den Nordosten erobert.
Dabei gehört die Lampionblume zu einer seltenen Spezies: Die von der Natur entwickelte Form hat sich als so perfekt erwiesen, dass es bis heute nur die Lampionblumen in Urform und eine einzige Zuchtsorte gibt:
- Physalis alkekengi var. alkekengi: Die echte, ursprüngliche Lampionblume, wird zwischen 40 und 60 cm hoch
- Physalis alkekengi var. franchetii: Eine Zuchtform, die bis zu einem Meter hoch werden kann, beliebte Schnittblume
Andere Physalis, auf Deutsch Blasenkirschen, gibt es jedoch jede Menge, 75 bis 90 Arten – einige davon kann man kultivieren und essen:
- Kapstachelbeere (Physalis peruviana)
- Tomatillo (Physalis philadelphica oder P. ixocarpa)
- Ananaskirsche (Physalis grisea, Physalis pruinosa)
- Erdkirsche (Physalis pubescens)
Die Physalis alkekengi ist jedoch die einzige Blasenkirsche, die bei uns sicher winterhart ist. Die anderen Physalis sind für deutsche Gärtner eher Pflanzen für Experimente im Zimmer oder im Gewächshaus.
Häufige Fragen
Ja, in vielen Teilen, genauer gesagt in allen Pflanzenteilen außer den Früchten. Schon der Kontakt mit den Blättern kann bei empfindlichen Menschen zu Hautreizungen führen.
Das stimmt auch, aber die Physalis gehört zu den Nachtschattengewächsen, ein eher problematischer Teil der menschlichen Ernährung. So sind die Früchte der Physalis alkekengi auch nicht einfach „unkritisch essbar“, sondern immer erst essbar, wenn sie vollreif sind, andere Physalis dürfen nur gekocht genossen werden. Und bei den Zuchtsorten kann sich auch der Gehalt der potenziell toxischen Substanzen verändern, die Physalis alkekengi var. franchetii wird verdächtigt, dass bei ihr auch die Beeren giftig bzw. unbekömmlich sind, Ihre Kinder sollten sie sicher besser nicht kosten lassen.
Auf jeden Fall ein ziemlich arbeitsamer: Entweder alle Ausläufer bis auf den letzten Rest ausbuddeln, oder das gesamte Areal, auf dem die Lampionblume sich ausbreitet (und einen gewissen Sicherheitsstreifen Drumherum) mit dicker schwarzer Folie abdecken, diese mit Steinen beschweren und ziemlich lange auf der Erde liegen lassen. Hilft Ihnen jetzt nicht so viel, aber das nächste Mal besser in Töpfen oder mit Wurzelsperre pflanzen.