Himbeer-Krankheiten von A-Z: Punkte und Flecken an Blättern – was tun?

Himbeer-Krankheiten

Die leckeren und gesunden Himbeeren (Rubus idaeus) sind durch verschiedene Himbeer-Krankheiten, insbesondere durch Pilze verursachte Infektionen, und Schädlinge bedroht. Diese schmälern den Ertrag bisweilen erheblich, zudem ist bei so manchen Erregern der ganze Bestand in Gefahr. Insbesondere Pilzerkrankungen erweisen sich oft als schwer zu bekämpfen, zumal der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln nicht nur im Selbstversorgergarten sehr kritisch zu sehen sind.

Die chemische Keule – nicht immer die erste Wahl

Vor allem bei pilzlichen Erkrankungen ist ein schnellen Handeln immens wichtig, um die unkontrollierte Verbreitung des Erregers und ein Absterben des Bestandes zu verhindern. Dabei sollte immer der Erreger genau bestimmt werden, um die notwendige Behandlung so genau wie möglich anzupassen – umso besser wirken die Gegenmaßnahmen.

Um das natürliche Gleichgewicht in Ihrem Garten nicht zu stören, sind chemische Pflanzenschutzmittel wie etwa Fungizide oder Insektizide immer das letzte Mittel der Wahl, wenn gar nichts anderes mehr hilft. Alles was Sie tun, hat auch im Garten Auswirkungen nicht nur auf die behandelten Himbeeren, sondern auf das gesamte Ökosystem „Garten“. So töten Insektizide auch nützliche Insekten ab, die etwa für die Bestäubung der Nutzpflanzen wichtig sind, oder vergiften die Singvögel, die sich von Schädlingen ernähren.

Krankheiten richtig vorbeugen

Bei vielen Himbeer-Krankheiten sowie einem Schädlingsbefall sind ein kräftiger Rückschnitt der erkrankten Pflanzenteile sowie eine Behandlung mit biologischen oder Hausmitteln ohnehin die bessere Wahl. Des Weiteren können Sie viel dafür tun, Ihre Himbeeren von vornherein gesund zu erhalten:

  • Wahl eines sonnigen und luftigen Standorts
  • optimale Wachstumsbedingungen: lockerer, gut durchlässiger Boden
  • gegebenenfalls Boden drainieren
  • eine ausgewogene Versorgung mit Nährstoffen und Wasser
  • Hygiene bei Pflege- und Schnittmaßnahmen

Himbeere verschneiden

Schnittwerkzeuge beispielsweise sind vor und nach jedem Gebrauch gründlich zu desinfizieren, um die Übertragung von Krankheitserregern von einer Pflanze auf eine andere zu vermeiden. Schnittgut wiederum sollte entfernt werden, da es insbesondere während der Wintermonate eine Infektionsquelle darstellt: Pilzsporen und Schädlinge überwintern hier gern und breiten sich aus dem am Boden liegenden Laub im folgenden Frühjahr erneut auf den Pflanzen aus.

Mangelerscheinungen an Himbeeren

Wenn die Himbeeren einen kränklichen Eindruck machen, stecken nicht in jedem Fall Krankheitserreger oder Schädlinge dahinter. Gelbe Blätter beispielsweise können auch ein Hinweis auf einen Nährstoff- oder Wassermangel sein, was sich wiederum durch eine bessere Versorgung in den Griff bekommen lässt:

  • zwei Mal jährlich mit organischen Düngern düngen
  • geeignet sind Stallmist, Kompost und Hornspäne
  • selbst angesetzte, mit Gesteinsmehl versetzte Brennnesseljauche ist ein hervorragender Dünger
  • diese wehrt zudem viele Krankheitserreger und Schädlinge ab
  • erste Düngung im zeitigen Frühjahr im Zuge des Austriebs
  • zweite Düngung nach der Ernte

Vermeiden Sie, Sommer- und Herbsthimbeeren vor der Ernte zu düngen, da dies negative Auswirkungen auf das Aroma der Früchte hat. Starke, gesunde Pflanzen werden seltener von Himbeer-Krankheiten befallen als ohnehin geschwächte: Stärken Sie Ihre Pflanzen, dann fällt die Ernte umso besser aus.

Himbeer-Krankheiten von A-Z

Die roten Früchte werden vor allem von pilzlichen Himbeer-Krankheiten geplagt, deren Pilzsporen selbst widrigsten Umweltbedingungen standhalten und nach jahrelanger Ruhephase (etwa im Boden) bei passender Witterung eine erneute Infektion verursachen können. Daneben gibt es eine Reihe bakterieller und viraler Übeltäter, die sich wiederum sehr schnell ausbreiten können. Überhaupt ist schnelles Handeln bei allen Himbeer-Krankheiten gefragt, um den Schaden so gering wie möglich zu halten.

1. Botrytis-Fruchtfäule (Botrytis cinerea)

Himbeer-Krankheiten Botrytis-Fruchtfäule

Schadbild

Sind die Himbeeren mit einem gräulichen, staubig wirkenden Belag überzogen, handelt es sich wahrscheinlich um die Botrytis-Fruchtfäule. Die Infektion mit dem verursachenden Pilz Botrytis cinerea erfolgt durch eine ausgeprägte Regen- bzw. Nässeperiode während der Blütezeit.

Bekämpfung

Die schimmeligen Früchte sind nicht mehr essbar und sollten abgesammelt sowie über den Hausmüll entsorgt werden. Werfen Sie sie auf keinen Fall auf den Kompost, da die Pilzsporen dort überwintern und im Folgejahr für eine erneute Infektion sorgen können. Im Herbst sind die Ruten kräftig zurückzuschneiden – auch hier überwintern die Pilzsporen. Als ein natürliches Fungizid können Sie einen selbst angesetzten Ackerschachtelhalmsud einsetzen und die Himbeeren mehrfach im Abstand von jeweils wenigen Tagen damit besprühen.

Vorbeugung

Die beste Vorbeugung ist ein sonniger und luftiger Standort, an dem die Himbeerblätter nach einem Regenguss schnell abtrocknen können. Zudem sollten die Ruten regelmäßig kräftig ausgelichtet sowie die Früchte rechtzeitig und vollständig abgeerntet werden.

2. Himbeermosaik (verschiedene Erreger)

Hierbei handelt es sich im Grunde nicht um ein einzelnes Krankheitsbild, sondern um durch unterschiedliche Viren hervorgerufene Himbeer-Krankheiten. Alle Erreger haben jedoch gemein, dass eine Infektion einen hohen Ernteverlust zur Folge hat.

Schadbild

Es werden drei verschiedene Typen des Himbeermosaiks unterschieden:

  • Fleckenmosaik: breite, gelbliche bis hellgrüne Flecken auf den Blättern
  • Adernbänderung: Bereiche entlang der Blattadern sind gelblich befleckt, Kräuselung der Blattspitzen
  • Adernchlorose: Blattadern sind deutlich heller gefärbt als der Rest des Blattes

Die Verfärbungen sind mit einer so genannten Chlorose, einer Mangelerscheinung, leicht zu verwechseln. Auch das Schadbild der Himbeerblattgallmilbe sieht sehr ähnlich aus. Typischerweise entwickeln sich bei einem Himbeermosaik jedoch deutlich weniger und kleinere Früchte, die zudem einen schlechten Geschmack besitzen.

Bekämpfung

Da die Viren über Blattläuse übertragen werden, sollte bei einem eventuellen Blattlausbefall dieser so schnell wie möglich beseitigt werden. Als erste Bekämpfungsmaßnahme hilft ein starker Rückschnitt, wobei das hochansteckende Schnittgut unbedingt über den Hausmüll entsorgt werden sollte.

Vorbeugung

Ist der Bestand einmal infiziert, bekommen Sie die Viren kaum noch heraus. Pflanzen Sie daher bei einer Neuanlage bevorzugt blattlausresistente und virustolerante Himbeersorten.

Himbeere

3. Himbeerrutenkrankheit (verschiedene Erreger)

Verschiedene Pilze sowie auch die Himbeerrutengallmücke sind für die Himbeerrutenkrankheit verantwortlich. Diese häufige Erkrankung tritt im zeitigen Frühjahr in Erscheinung und muss umgehend behandelt werden, sonst drohen starke Ertragsausfälle.

Schadbild

Die Himbeerrutenkrankheit zeigt sich im Zuge des Frühjahraustriebs, wenn die frischen Ruten eine Höhe von rund 20 bis 40 Zentimetern erreicht haben. Knospen und Blattansätze färben sich violett und breiten sich sehr schnell aus. Die Rinde zeigt eine silbergraue Verfärbung und stirbt rasch ab. Die verursachenden Pilze werden durch Regen und Wind verbreitet, zudem besiedeln sie bevorzugt verletzte Ruten.

Bekämpfung

Biologische und Nützlinge schonende Fungizide schaffen schnell Abhilfe. Bei einer Infektion zu einem späteren Zeitpunkt der Vegetationsperiode kann zudem ein starker Rückschnitt helfen.

Vorbeugung

Beugen Sie diesen Himbeer-Krankheiten vor, indem Sie die Sträucher an einem luftigen und sonnigen Standort setzen und den empfohlenen Pflanzabstand einhalten. Jäten Sie regelmäßig Unkraut und lichten Sie auch zu dicht stehende Himbeerruten regelmäßig aus. Verletzte Ruten sind umgehend zu entfernen, da diese ein Einfallstor für die Krankheit bilden.

4. Himbeerrost (Phragmidium rubi-idaei)

Himbeerrost Himbeer-Krankheiten

Zu den häufigsten Himbeer-Krankheiten gehört der Himbeerrost, der auf aufgefallenem Laub überwintert und von dort im Frühjahr das frische Laub infiziert. Besonders gefährdet sind die Pflanzen, wenn eine feuchte Witterung vorherrscht.

Schadbild

Die Infektion zeigt sich durch

  • gelbe Flecke und Punkte auf der Oberseite der Himbeerblätter
  • orangefarbene Flecken auf der Blattunterseite
  • Flecken verfärben sich rasch dunkelbraun bis schwarz
  • infiziertes Laub wird abgeworfen und stellt neue Infektionsquelle dar

Bekämpfung

Kontrollieren Sie die Himbeersträucher regelmäßig auf eine Infektion. Diese ist oft erst spät zu erkennen, da die Flecken und Punkte sehr klein sein können. Befallene Ruten mitsamt den Blättern sind abzuschneiden und mit dem Hausmüll zu entsorgen. Behandeln Sie die Pflanzen zudem mit einem Nützlinge schonendem, möglichst biologischem Fungizid, wobei die Behandlung mehrmals hintereinander erfolgen sollte.

Vorbeugung

Halten Sie die empfohlenen Pflanzabstände unbedingt ein bzw. setzen Sie zu dicht stehende Sträucher auseinander: Der Himbeerrost setzt sich bevorzugt dort fest, wo die Pflanzen wegen Platzmangel unter Stress stehen. Unkraut sollte regelmäßig gejätet und abgefallenes Laub immer entfernt werden.

5. Mehltau (verschiedene Erreger)

Tomatenkrankheiten - echter Mehltau

Mehltau kann fast alle Pflanzenarten betreffen, so natürlich auch die Himbeere. Im Grunde handelt es sich um zwei Himbeer-Krankheiten, da zwischen dem Echten Mehltau, auch als Schönwetter-Mehltaubezeichnet, und dem Falschen Mehltau unterschieden wird. Ersterer tritt vor allem bei trockener und warmer Witterung in Erscheinung, letzterer bei feuchtwarmer.

Schadbild

Sind die Blattoberseiten mit einem weißen bis gräulichen, abwischbaren Pilzrasen überzogen, so handelt es sich um eine Infektion mit einem Erreger des Echten Mehltaus. Die Sporen werden vornehmlich durch Wind und Insekten übertragen. Der Falsche Mehltau wiederum zeigt sich durch einen grauen Pilzrasen auf der Unterseite der Blätter. Des Weiteren können bräunliche bis violette Blattflecken auftreten.

Bekämpfung

Schneiden Sie die befallenen Triebe zurück und entsorgen Sie diese über den Hausmüll. Bei Mehltau hilft eine Spritzung mit selbst angesetzten Hausmitteln sehr gut, etwa mit Ackerschachtelhalm oder einer Mischung aus Vollmilch und Wasser (Verhältnis 1:10). Auch Knoblauchsud zeigt oft gute Wirkung. Die Behandlung sollte im Abstand von etwa zwei Wochen mehrfach wiederholt werden.

Vorbeugung

Pflanzen Sie Himbeeren an ein einen sonnigen, luftigen Standort mit durchlässigem bzw. gegebenenfalls gut drainiertem Boden. Gießen Sie von Zeit zu Zeit mit Ackerschachtelhalmbrühe, um die Pflanzen gegen den Erreger zu stärken.

6. Phytophthora-Wurzelfäule (Phytophthora sp.)

Hierbei handelt es sich um eine der Himbeer-Krankheiten, die ganze Bestände innerhalb kürzester Zeit gefährden. Typischer Auslöser ist ein nasser, verdichteter Boden, in dem sich Staunässe gebildet hat.

Schadbild

Da bei dieser Krankheit die Wurzeln faulen, können sie die oberirdischen Pflanzenteile nicht mehr mit Wasser und Nährstoffen versorgen. In der Folge stirbt die ganze Pflanze innerhalb kürzester Zeit ab, was sich in unterschiedlichen Symptomen zeigt:

  • Blattverfärbungen
  • Blattnekrosen
  • allgemein Welkeerscheinungen
  • eine dunkelbraun gefärbte und weiche Rutenbasis
  • nicht oder kaum ausgebildete Fruchttriebe, die zudem bald absterben

Bekämpfung

Eine Bekämpfung ist nicht möglich, Sie können die betroffenen Pflanzen nur noch herausreißen und entsorgen. Pflanzen Sie jedoch auf keinen Fall auf derselben Stelle wieder Himbeeren, da der Erreger im Boden überdauert und auch andere Pflanzenarten infizieren kann. Ein Bodenaustausch schafft Abhilfe.

Vorbeugung

Die wichtigste Vorbeugung besteht darin, Himbeeren stets in einen gut durchlüfteten und drainiertem sowie lockeren Boden zu pflanzen und dafür zu sorgen, dass Staunässe erst gar nicht entsteht.

Himbeer-Krankheiten

7. Verzwergungskrankheit (Rubus stunt)

Diese Krankheit wird auch als Rubus-Stauche bezeichnet und betrifft vor allem die Blüten. In der Folge werden keine oder ungenießbare Früchte ausgebildet, so dass der Ertrag ausfällt. Neben Himbeeren sind auch Brombeeren betroffen.

Schadbild

Typischerweise wirkt die ganze Pflanze gedrungen, ist deutlich niedriger als normal und bildet zudem auffällig viele, nicht fruchttragende Einjahrestriebe aus. Die Blüten sind deformiert und zeigen beispielsweise verlängerte Kelchblätter. Die Krankheit führt unweigerlich zum Absterben der Pflanzen.

Bekämpfung

Eine wirksame Bekämpfung ist leider nicht möglich. Betroffene Pflanzen sollten ausgegraben und entsorgt werden.

Vorbeugung

Die Verzwergungskrankheit wird durch die Zikadenarten Macropsis fuscula und Macropsis scotti übertragen, weshalb Sie einen Befall durch diese Tiere immer durch ein geeignetes Insektizid bekämpfen sollten.