Was fressen Schweine? Ideales Schweinefutter und richtiges Füttern

Wollschwein

Man kann es nicht oft genug sagen: Schweine sind Allesfresser! Sie verwerten pflanzliches und tierisches Futter gleichermaßen gut. Folglich haben sie auch einen sehr umfangreichen Speiseplan. Es gibt so gut wie nichts, was sie nicht fressen. Schweine ähneln da stark uns Menschen. Die Ernährung von Schweinen sollte daher kein großes Ding und sie zu füttern relativ unproblematisch sein. Im Prinzip stimmt das auch. Allerdings hängt die Futterzusammenstellung stark vom Lebensalter ab – und ob die Tiere gemästet werden sollen oder nicht.

Grundlagen zum Schweinefutter

Wie bei allen anderen Lebewesen gilt auch bei Schweinen: Die Nahrung liefert die benötigte Energie und die notwendigen Nährstoffe, um den Organismus der Tiere am Laufen zu halten und sie vor Erkrankungen zu schützen. Wie viel Futter ein Schwein benötigt hängt dabei vor allem von zwei Faktoren ab, nämlich der Lebensphase, in der es sich befindet, und dem Verwendungszweck. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass man als Selbstversorger in der Regel Schweine zur Fleischgewinnung halten wird.

Ziel sollte es also sein, dass das Tier eine gewisse Menge an hochwertigem Fleisch liefert. Klar, dass dabei die Ernährung eine große Rolle spielt – und zwar sowohl die Menge an Schweinefutter als auch die Futtermittel selbst. Grundsätzlich lassen sich bei einem Schwein folgende Lebensphasen unterscheiden.

  • Ferkel von der Geburt bis zu einem Alter von circa acht Wochen
  • Ferkel nach dem Absetzen von der Muttersau im Alter von circa acht Wochen (Aufzuchtphase)
  • Mastphase, sobald ein Ferkel ein Gewicht von 25 bis 28 Kilogramm hat

Die sogenannten Muttersauen stellen darüber hinaus einen Sonderfall dar. Es versteht sich beinahe von selbst, dass sie während der Trächtigkeit und während sie ihre Ferkel säugen auch eine spezielle Futterzusammenstellung benötigen.

Haltung

In der professionellen Schweineproduktion werden die Tiere heute in den allermeisten Fällen zu hunderten in großen Ställen gehalten und per Futterautomat mit Nahrung versorgt. Mit der freien Natur kommen die Schweine nicht in Kontakt. Ob es sich dabei tatsächlich um eine artgerechte Haltung handelt, lassen wir am besten einmal dahin gestellt. Für Selbstversorger, die Schweine halten wollen, sollte die reine Stallhaltung jedenfalls keine Option sein.

Die Tiere auf einer Freifläche bzw. einer Weide zu halten ist die eindeutig bessere und tierfreundlichere Lösung. Zwar wird man auch hier nicht ohne einen Stall auskommen, in dem die Schweine im Winter untergebracht werden. Grundsätzlich aber bietet die Freilandhaltung jede Menge Vorteile – auch in Bezug auf die Ernährung.

Die Vorteile:

  • entspricht der natürlichen Lebensweise der Tiere
  • die Schweine haben Bewegung und Abwechslung
  • die Gesundheit der Tiere wird gefördert
  • eine bessere Fleischqualität
  • weniger Arbeit für den Halter
  • die Schweine suchen sich zu einem guten Teil ihr Futter selbst

Gerade der letzte Punkt spielt natürlich eine entscheidende Rolle. Frei laufende Schweine auf einer Weide werden die meiste Zeit des Tages damit verbringen, sich ihr Futter selbst zu suchen. Das entspricht ihrem ganz natürlichen Verhalten. Sie fressen dabei Gras und wühlen mit ihrer Schnauze in der Erde, um dort Wurzeln, Knollen, Samen, aber auch Larven, Käfer oder Würmer aufzuspüren. Klar, dass dadurch schon ein nicht zu unterschätzender Teil des täglichen Kalorien- und Nährstoffbedarfs der Tiere gedeckt wird.

Ferkel
Ferkel

So geht man etwa davon aus, dass sie alleine durch das Fressen von Gras rund die Hälfte ihres täglichen Nahrungsbedarfs decken können – vorausgesetzt natürlich, die Weide ist groß genug. Zwar wird man mit Blick auf die Mast dennoch erheblich zufüttern müssen. Grundsätzlich aber erleichtert die Freilandhaltung dem Schweinehalter das Leben erheblich und spart ihm Kosten. Von dem schönen Gefühl, den Tieren etwas Gutes zu tun, ganz zu schweigen.

Füttern

Ernährungsphysiologie

Bevor wir uns nun konkret mit dem richtigen Füttern von Schweinen beschäftigen, kommen wir nicht umhin, uns etwas näher mit der speziellen Ernährungsphysiologie dieser Tiere auseinanderzusetzen. Auch der Selbstversorger wird ja das Ziel haben, dass die eingesetzten Futtermittel („das Schweinefutter“) möglichst effizient in ein nutzbares Tierprodukt („das Fleisch“) umgewandelt werden. Bei Schweinen funktioniert das dummerweise weit schlechter als etwa bei Geflügel. Die Futterverwertung ändert sich im Laufe seines Lebens erheblich und nimmt mit zunehmendem Alter mehr und mehr ab.

Grundsätzlich können folgende Regeln aufgestellt werden:

  • Ferkel und junge Schweine nehmen selbst bei einer relativ geringen Menge an Futter schnell zu
  • Jungschweine benötigen etwa zwei Kilogramm Futter, um daraus ein Kilogramm Fleisch anzusetzen
  • ältere Schweine (Alter: fünf bis sechs Monate) verwerten das Futter deutlich schlechter
  • sie benötigen rund fünf Kilogramm Schweinefutter, um ein Kilogramm Fleisch anzusetzen
  • ab einem Lebensalter von sechs Monaten steigt zudem der Fettanteil im Fleisch deutlich an

Aus all dem folgt, dass es ab einem bestimmten Lebensalter kaum noch Sinn macht, ein Schwein weiter zu füttern und die Schlachtung hinaus zu schieben. Der Aufwand bzw. die Kosten dafür stehen in keinem Verhältnis mehr zum Ertrag. Gleichzeitig nimmt die Qualität des Fleisches durch einen höheren Fettanteil ab. Selbstversorger, die Schweine halten, um Fleisch zu gewinnen, tun deshalb gut daran, sie jeweils in einem Alter von etwa sechs Monaten zu schlachten. Sie haben dann in der Regel das optimale Schlachtgewicht von 110 bis 120 Kilogramm erreicht.

Ernährung

Grundsätze der Ernährung

Noch einmal: Schweine sind Allesfresser und nicht wählerisch bei ihrer Nahrung. Das erleichtert Selbstversorgern die Fütterung der Tiere natürlich enorm. Tatsächlich wussten schon unsere Vorfahren diesen Umstand zu schätzen. Über lange Zeit hinweg wurden Schweine deshalb hauptsächlich mit dem gefüttert, was in der Küche übrig geblieben ist, also auch mit Küchenabfällen und Speiseresten. Letztere sind mittlerweile aus hygienischen Gründen verboten. Küchenabfälle wie beispielsweise Kartoffel- und andere Gemüseschalen oder altes Brot sind hingegen kein Problem und werden von den Tieren gerne angenommen.

Als geradezu ideales Schweinefutter haben sich folgende Nahrungsmittel bewährt:

  • Getreide (Hafer, Mais, Gerste), gerne auch geschrotet oder gemahlen
  • Kleie, Leinsamen, Luzerne
  • jede Art von Wurzelgemüse, egal, ob roh oder gekocht
  • Kräuter aller Art, Eicheln und Bucheckern
  • Grünfutter aller Art, frisch oder getrocknet (Heu)

Wie bereits erwähnt werden sich Schweine bei einer Freilandhaltung ihr Futter zum überwiegenden Teil selbst suchen. Vor allem Gras nimmt dabei einen sehr großen Anteil ein. Das Problem: Gras ist nur wenig gehaltvoll. Es enthält hauptsächlich Ballaststoffe und Kohlenhydrate und kaum Proteine. Letztere aber spielen eine entscheidende Rolle beim Aufbau von Muskelmasse.

Das gilt für Menschen wie für Schweine. Da Schweine nun mal zur Fleischerzeugung gehalten werden, kommt einer möglichst ausgeprägten Muskelmasse eine große Bedeutung zu. Für die Fütterung bedeutet das: Proteinreiche Nahrung muss sein. Nur durch sie kann eine Mangelernährung vermieden und das gewünschte Schlachtgewicht erreicht werden.

Lebensphasen

Füttern konkret: Muttersauen

Nehmen wir nun die einzelnen Lebensphasen eines Schweins genauer unter die Lupe und beginnen wir da, wo alles anfängt – bei der Muttersau. Dabei müssen auch in Sachen Schweinefutter drei Zustände unterschieden werden, bei denen jeweils ein anderer Futterbedarf herrscht.

  • Muttersau tragend: rund 1,8 Kilogramm einer Futtermischung aus geschrotetem Getreide (Hafer, Mais, Gerste) und Grünmehl (circa 25 Prozent).

Hinweis: Grünmehl besteht aus getrockneten und gemahlenen Grünpflanzen. Kurz vor dem Werfen wird die Menge auf etwa zwei Kilogramm erhöht. Übrigens: Die Tragezeit bei Schweinen beträgt drei Monate, drei Wochen und drei Tage.

  • Muttersau säugend: bis zu fünf Kilogramm der obigen Futtermischung bei circa 20 Prozent Anteil an Grünmehl.
  • Muttersau nach dem Absetzen der Ferkel: zunächst nur etwa 400 Gramm der Futtermischung füttern, ergänzt durch frisches Grünfutter oder Heu sowie beispielsweise Rüben. Die Menge nach ein paar Tagen auf 1,2 Kilogramm erhöhen.

Füttern konkret: Ferkel

Wie bei anderen Säugetieren, muss sich auch der Verdauungstrakt von Ferkeln erst an die feste Nahrung gewöhnen. Zwar wird der Nachwuchs schon nach kurzer Zeit anfangen, aus dem Futtertrog der Mutter zu fressen. Es macht jedoch Sinn, ihn Schritt für Schritt an die feste Nahrung zu gewöhnen. Wichtig ist, dabei auf eine möglichst leichte Verdaulichkeit zu achten. Nach dem Absetzen hat sich folgende Futtermischung für Ferkel bewährt.

  • gedämpftes bzw. gekochtes Erbsenschrot (40 Prozent)
  • geschroteter Hafer (25 Prozent)
  • geschroteter Weizen (20 Prozent)
  • geschrotetes Soja ( 5 Prozent)
  • Leinmehl (5 Prozent)
  • Grünmehl (5 Prozent)
  • angemacht mit Molke oder auch Dickmilch
Ferkel beim säugen
Ferkel beim säugen

Diese Mischung sollte in der Regel so lange gefüttert werden, bis die Tiere ein Gewicht von 25 bis 28 Kilogramm erreicht haben.

Füttern konkret: Mastschweine

Die Mastphase ist aus Sicht des Selbstversorgers natürlich die wichtiges Lebensphase bei Schweinen. Hier geht es darum, dass die Tiere ordentlich Gewicht zulegen und möglichst viel Muskelfleisch ausbilden. Während der Mast empfiehlt sich beispielsweise folgende Futtermischung.

  • Getreide (geschrotet oder nicht) wie Gerste, Weizen und Mais (55 Prozent)
  • geschrotete Erbsen (30 Prozent)
  • Grünmehl (15 Prozent)

Bei den Getreiden kann auch Hafer gefüttert werden. Allerdings sollte er nur in relativ geringem Mengen im Schweinefutter enthalten sein, da er deutlich schwerer zu verdauen ist als beispielsweise Gerste oder Weizen. Bei der Endmast kann Hafer außerdem dazu führen, dass die Speckschicht des Schweins deutlich weicher, ja wabbeliger wird, als man sich das wünscht.

Schweinefutter

Wo bekommt man Schweinefutter her?

Natürlich drängt sich zwangsläufig die Frage auf, wo man als Selbstversorger denn all das Schweinefutter herbekommt. Die wenigsten werden ja zum Beispiel Getreide selbst anbauen. Grundsätzlich gilt: Futtermischungen für Schweine können auch in großen Mengen im Agrarfachhandel gekauft werden. Allerdings dürfte das eine relativ kostenintensive Variante sein. Deutlich günstiger ist es da, man kauft das benötigte Getreide bei einem Landwirt in der unmittelbaren Nähe.

Darüber hinaus sollte man auch Freunde, Bekannte, Nachbarn und Kollegen bitten, ihr altes Brot bzw. ihre alten Backwaren nicht wegzuwerfen, sondern für die Schweine zu sammeln. Darüber hinaus kann man auch bei einem Bäcker nach Brotresten fragen. Und bei Kartoffelbauern lassen sich nicht selten alte Kartoffeln aus dem Vorjahr für sehr wenig Geld erwerben, über die sich die Schweine ebenfalls sehr freuen.

Futtermengen

Angaben zu den Futtermengen sind im Bereich der Selbstversorgung sehr schwierig. In der professionellen bzw. industriellen Schweineproduktion sind die Mengen auf das Gramm genau zu ermitteln. Werden die Tiere allerdings auf einem Freigelände gehalten, ist das nahezu unmöglich. Es lässt sich schließlich nur schwer abschätzen, was genau sie den ganzen Tag über an Futter finden.

Wichtig ist es folglich, die Schweine genau zu beobachten und sie nach Möglichkeit regelmäßig zu wiegen. Sie sollen ja nicht einfach nur satt werden, sondern Gewicht zulegen. Legt man das optimale Schlachtgewicht von 110 bis 120 Kilogramm zugrunde, das innerhalb eines Zeitraums von sechs Monaten erreicht werden sollte, lässt sich so auch abschätzen, ob man eventuell mehr füttern muss.

Bewegung

Wasser und Bewegung

Wasser spielt im Leben von Schweinen eine ausgesprochen große Rolle. Sie lieben es beispielsweise sich in Pfützen und im Schlamm zu suhlen. Es hilft ihnen dabei, ihre Körpertemperatur zu regulieren, da Schweine nicht in der Lage sind zu schwitzen. Wasser ist freilich auch bei der Ernährung der Tiere unglaublich wichtig. Kein Wunder: Flüssigkeit macht es deutlich leichter, Nahrungsmittel zu verdauen.

Wasser hat darüber hinaus auch für das Zellwachstum und das gesamte Herz-Kreislauf-System eine zentrale Bedeutung. Es sollte daher immer in ausreichend großer Menge zur Verfügung stehen. Das Wasser kann man dabei entweder in einem Trog oder über eine Saugvorrichtung reichen. Wichtig ist einfach, dass sich die Tiere nach ihrem individuellen Bedarf bedienen können.

rotbuntes Husumerschwein
rotbuntes Husumerschwein

Auch wenn man es zunächst nicht glauben mag: Auch die Bewegung spielt bei der Ernährung von Schweinen eine gewisse Rolle. Sie fördert nämlich die Verdauung und trägt zu einer besseren Fleischqualität bei. Kein Wunder: Ein Schwein, das mehr oder weniger den ganzen Tag in Bewegung ist, dabei auch läuft und springt, trainiert dadurch auch zwangsläufig seine gesamte Körpermuskulatur. Eine gut ausgebildete Muskulatur wiederum sorgt zwangsläufig für hochwertiges, möglichst fettarmes Fleisch.

Schweinefüttern leicht gemacht

Als Selbstversorger Schweine artgerecht zu halten und sie ihren Bedürfnissen entsprechend zu füttern ist nicht besonders schwer oder gar aufwendig. Wenn man ein paar Grundregeln beachtet, läuft es schon beinahe von selbst.

Diese Grundregeln sind hier noch einmal zusammengefasst:

  • Freilandhaltung der Tiere
  • Futter auf die Lebensphase abstimmen
  • proteinreiches Schweinefutter geben
  • ausreichend Wasser zur Verfügung stellen
  • Bewegung ermöglichen
  • keine Speisereste verfüttern

Der relativ geringe Aufwand, den die Schweinehaltung erfordert, wird durch die Vorteile eindeutig ausgeglichen. Man bekommt dadurch schließlich hochwertiges Fleisch, das definitiv besser schmecken wird, als etwa die Ware aus dem Supermarkt. Zudem weiß man ganz genau, was die Tiere für Futter bekommen haben und wie sich die Haltung gestaltet hat. Schlussendlich macht man sich auf diesem Wege auch noch unabhängig von einer Agrarindustrie, die das Tierwohl und die Qualität schon längst aus dem Fokus verloren hat. Gründe genug also, um Schweine selbst zu halten und bis zur Schlachtreife zu füttern.